VON WÜRTTEMBERG NACH EUROPA

WIE GRAPHIKEN AUS DEM CARLSRUHER NACHLASS DIE GESCHICHTE EINES HERRSCHERHAUSES SPIEGELN

 

VON LUDWIG SEDLMAIER

 

 

Wie viele Adelsgeschlechter in Europa, hat auch das Haus Württemberg Familienbeziehungen in ganz Europa. Wie weit verstreut diese sind, zeigt uns die Sammlung an Druckgraphiken dieser Auktion. Insbesondere die Porträts sind hier von Relevanz.

 

 

Erbschaftsetikett Herzogin Nadejda von Württemberg

Fangen wir in der Neuzeit an: Da fallen die Bezüge zu Bulgarien besonders ins Gewicht. Kein Wunder: Herzogin Nadejda von Württemberg ist eine geborene Prinzessin von Bulgarien (1899 – 1958). Die Frau Herzog Albrecht Eugens von Württemberg (1895 – 1954) ist die Tochter des Königs Ferdinand von Bulgarien (Lot 1380) und war nach dem Zweiten Weltkrieg – neben ihrer Schwester Eudoxia – dessen einzige Nachfahrin. Aus ihrem Besitz lassen sich neben Porträts ihrer Brüder, die beide im Zuge des Zweiten Weltkrieges gestorben sind (Lot 1381), auch einige Abbildungen aus Coburg und deren Verwandtschaft finden (Lot 1375 und 1378). Im erweiterten Sinne können so auch Porträtgraphiken der Queen Victoria (1819 – 1901) nach Gemälden von Franz Xaver Winterhalter erklärt werden (Lot 1373), da diese über ihren Ehemann auch mit dem Hause Sachsen-Coburg und somit mit König Ferdinand verschwägert war.

Daneben finden sich im Konvolut auch einige Graphiken, die explizit aus dem Besitz ihres Mannes Herzog Albrecht Eugen von Württemberg stammen. Aus seinem Nachlass finden sich vor allem Ansichten der königlichen Familie, wie etwa die seines direkten Vorfahren König Wilhelms I. (Lot 1354 und 1355 ) oder seines Vaters Herzog Albrecht von Württemberg (Lot 1358). Ebenso besitzen einige Graphiken sein Erbschaftsetikett – sie stammen sowohl aus dem Besitz seines Vaters Herzog Albrecht, aber auch aus dem Besitz seines Onkels Herzog Robert von Württemberg (1873 – 1947). Zeugnis vergangener Zeiten geben auch die Familienbilder aus den Jahren vor 1900 aus dem Besitz Herzog Albrecht Eugens. Familienmäßig am breitesten gefächert sind die Graphiken, die sich auf den Besitz Herzog Roberts zurückführen lassen. Das liegt zum einen an dessen Freude an der Kunst, zum anderen auch an seiner Frau Erzherzogin Maria Immakulata von Österreich (1878 – 1968). Die Hochzeit der beiden im Jahr 1900 war mehr als standesgemäß, unter anderem war der Kaiser von Österreich, Franz Joseph I., anwesend. Die Vermählung wurde als Bündnis zwischen Österreich und dem Haus Württemberg gesehen – wie es der Künstler Eduard Luttich von Luttichheim in seinem Aquarell zur Hochzeit unverkennbar zum Ausdruck bringt (Lot 1366). So kommen über diese Ehe auch einige Darstellungen österreichischer Würdenträger in die Familie, von denen mutmaßlich auch einige Eingang in die Auktion fanden (Lot 1316 oder 1367).

Sowohl aus dem Besitz von Herzog Albrecht von Württemberg als auch aus dem seines Bruders, Herzog Robert, stammen auch noch Graphiken aus der Familie ihrer Großmutter – ihrerseits die Tochter von König Louis Philippe von Frankreich (Lot 1372) und seiner Frau, Prinzessin Marie Amelie von Bourbon Sizilien.

 

Schloss Carlsruhe selbst nimmt auch im graphischen Bereich einen besonderen Platz ein. Aus dem Carlsruher Nachlass kommen zum Beispiel Porträts von Herzog Eugen II. oder das mysteriöse Porträt der Geschwister Marie und Eugen von Württemberg aus dem Jahre 1839 – aus dem Eugen herausgeschnitten wurde (Lot 1357). Ebenso ist ein Porträt von Herzog Carl Christian Erdmann dabei, dem Erbauer von Schloss Carlsruhe (Lot 1310). Weitere Graphiken mit Genreszenen runden das Konvolut ab (so z. B. Lot 1339, 1390, 1395, 1403).

 

 

 

Apotheose auf die Vermählung von Herzog Robert von Württemberg und Erzherzogin Maria Immakulata von Österreich

AUS LOT 1366

Ergebnis € 455 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

 

 

 

Mysteriöses Porträt:
Die Geschwister Marie und (ausgeschnitten) Eugen Erdmann von Württemberg-Carlsruhe

AUS LOT 1357

SCHÄTZPREIS € 600 – 800

 

 

Ein Highlight ist ein Stammbaum der Württemberger, der zwischen 1793 und 1795 von Gottlieb Friedrich Abel herausgegeben wurde (siehe S. 8–9). Anhand dieses Stammbaums können manche Familienzweige jetzt besser nachvollzogen und Familienporträts in ihren Zusammenhang gestellt werden.

Viele der Familienporträts stammen aus dem Nachlass Herzog Albrecht Eugens von Württemberg und könnten aus den verschiedenen Familienzweigen des Stammbaums über Umwege in dessen Besitz gekommen sein.

Grundsätzlich sind alle wichtigen Vertreter des Hauses im Nachlass vertreten: So bestand anscheinend ein Interesse an Herzog Eberhard I. (1445 – 1496) (Lot 1307), auf den sich die Familie nach diesem Stammbaum zumindest nur am Rande beziehen kann. Aber vor allem an der Namenshäufung von Eberhard sieht man den Stellenwert, den dieser für das Haus Württemberg besessen hat. Immer wieder taucht der Name im Stammbaum, aber auch bei den Porträtgraphiken, auf (wie bei Lot 1307, 1308).

Aus der Sammlung von Porträts können verschiedene Erkenntnisse gezogen werden: Zum einen spielt die familiäre Rückbeziehung auf die Vorfahren eine große Rolle, was die schiere Anzahl der verschiedenen Familienporträts belegt. Zum anderen ist aber auch die familiäre Verteilung gut zu sehen: In der Vormoderne kommt dies durch die Breite und Vielfalt des Stammbaums zum Ausdruck und ab dem 19. Jahrhundert werden die familiären Verflechtungen der Herrscherhäuser in ganz Europa deutlich. Anhand dieser Fülle an Porträts, die sowohl die familiäre Herkunft weit in die Vergangenheit illustrieren als auch die breite Präsenz der Württemberger in den europäischen Adelshäusern belegen, wird deutlich, dass die Württemberger zu den bedeutenden europäischen Herrscherhäusern gehörten.

HABSBURGER VERWANDTSCHAFT

 

DIE FRANZÖSISCHE VERWANDTSCHAFT

Louis-Philippe d’Orléans (1773 – 1850)

AUS LOT 1372

Ergebnis € 312 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

Clementine d’Orléans (1817 – 1907)

AUS LOT 1373

Ergebnis € 910 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

 

 

DIE FAMILIE WÜRTTEMBERG

 

König Wilhelm I. von Württemberg (1781 – 1864)

AUS LOT 1354

Ergebnis € 117 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

 

 

 

Herzog Carl Christian Erdmann von Württemberg-Oels (1716 – 1792)

AUS LOT 1310

Ergebnis € 390 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

 

Herzog Carl Alexander von Württemberg (1684 – 1737)

AUS LOT 1310

Ergebnis € 390 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

 

VON ADLIGER HAND

Radierung von König Ferdinand II. von Portugal (1816 – 1885)

AUS LOT 1394

SCHÄTZPREIS€ 300 – 400

Zeichnung von Graf Franz Conrad von Hötzendorf (1852 – 1925)

AUS LOT 1394

SCHÄTZPREIS € 300 – 400

AUS SCHLOSS CARLSRUHE

 

Verschiedene Reitdarstellungen des Künstlers Johann Georg Pforr

AUS LOT 1339

SCHÄTZPREIS € 1.500 – 1.800

 

 

 

Das Schloss Rosenau bei Coburg

AUS LOT 1399

SCHÄTZPREIS € 200 – 250

 

Entwurf für ein Denkmal

AUS LOT 1403

SCHÄTZPREIS € 3.000 – 3.500