DREIFACHE ANNA


Von NEUMEISTER Expertin Dr. Bettina Schwick

 

 


HL. ANNA SELBDRITT
Franken um 1510

Linde. H. (mit Sockel) 125 cm

 

AUKTION 412 // LOT 47
SCHÄTZPREIS € 27.500 - 30.000

 

Nach dem mittelalterlichen Wortgebrauch bedeutet „Selbdritt“ „zu dritt“ und bezeichnet in diesem Kontext die gemeinsame Darstellung Annas, ihrer jugendlichen Tochter Maria und deren Sohn, dem Jesuskind. Großmutter, Mutter, Kind: drei Personen, drei Generationen.

Mittelalterliche Skulpturen und Gemälde mit dem Motiv dieser Dreier-Gruppe schmücken Kirchen und Museen in Deutschland und Europa. Aber auch Heroen der Renaissance nahmen das Thema auf. Berühmte Beispiele dafür sind die Anna Selbdritt-Gemälde von Albrecht Dürer (1519) und Leonardo da Vinci (1501/1507).

In Deutschland verbreitete sich die Darstellungsform der Anna Selbdritt im 13. Jahrhundert. Großer Beliebtheit erfreute sich dieser Kompositionstyp dann im Spätmittelalter, als die hl. Anna als legendäre Mutter Mariens besondere Verehrung genoss – auch vor dem Hintergrund der damals aufkommenden Glaubenslehren über die unbefleckte Empfängnis.

Neben ihrer als Matrone mit Kopftuch gezeigten Mutter erscheint Maria häufig kindhaft und in beinahe attributhaft verkleinertem Maßstab. Anna wirkt dadurch umso stärker in ihrer Maria und Christus umfassenden und schützenden Mütterlichkeit.

Funktional werden Anna-Selbdritt Gruppen sogenannten Andachtsbildern zugerechnet, die dem spätmittelalterlichen Betrachter religiöse Inhalte vermitteln und zur Kontemplation über die Passion Christi anregen sollten. Mit der Darstellung seiner Familie wird die Herkunft Christi in eine menschliche Sphäre gerückt, gleichzeitig deren Schmerz über sein Leiden mit angedeutet. Anna ist unter anderem Schutzpatronin gegen Gewitter, überdies werden ihr unzählige Patronate zugeschrieben. „Hilf Heilige Anna, ich will ein Mönch werden”, rief Martin Luther sie in höchster Not an – und erfüllte dieses Gelübde bekanntlich folgenschwer.

 

 

 

HL. ANNA SELBDRITT
Hans Herlin (tätig Memmingen ca. 1500  – 1515), um 1510

Linde. H. (mit Sockel) 49 cm

AUKTION 412 // LOT 48
ERGEBNIS: € 7.800 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

 

 

 

 

 

HL. ANNA SELBDRITT
Mitteldeutsch/Sachsen, um 1490

Linde. H. 64 cm

AUKTION 412 // LOT 46
SCHÄTZPREIS € 6.000 - 8.000

 


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