Ary Scheffer - Marie Christine von Orléans, Herzogin von Württemberg

Auktion 931, Kat.-Nr. 1455

SONDERAUKTION HIDDEN TREASURES. SCHÄTZE AUS DEM HAUSE WÜRTTEMBERG

am 30. März 2022

Ary Scheffer

Marie Christine von Orléans, Herzogin von Württemberg

Schätzpreis:
€ 8.000 bis € 9.600

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 74.100 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Ary Scheffer

1795 Dordrecht - 1858 Argenteuil

 

Marie Christine von Orléans, Herzogin von Württemberg

 

 

Als Ganzfigur in ihrem Atelier sitzend, umgeben von Modellen ihrer Skulpturen. L. u. signiert und 1839 datiert. Öl auf Lwd. 63,5 x 41 cm. Besch. Rahmen besch. (110 x 88 cm).

 

Auf der Rahmenrückseite Angaben zur Dargestellten. Provenienzhinweis "von: Königin Louise der Belgier, geb. Przin. v. Orléans (+ 1850) an: Herzog Philipp vermacht.". Klebeetikett "[...] Le Duc Philipp de Wurtemberg" sowie zwei Inventaretiketten "H.R.v.W." und "H.R.v.W. Privat-Eigentum".

 

Marie Christine Caroline Adélaïde Françoise Léopoldine dOrléans (1813 Palermo - 1839 Pisa) war die zweite Tochter des späteren französischen Königs Louis-Philippe (1773-1850) und seiner Gemahlin Marie Amélie von Bourbon-Sizilien (1782-1866). Bis zu ihrer Eheschließung war sie als Bildhauerin tätig. 1837 heiratete auf Initiative des belgischen Königs Leopold I. die katholische Prinzessin den evangelischen Herzog Alexander von Württemberg (1804 Riga - 1881 Bayreuth), Neffe des Königs der Belgier. 1838 wurde dem Paar das einzige Kind, Herzog Philipp von Württemberg (gest. 1917), geboren. Dieser begründete die katholische Line des Hauses Württemberg.

 

Marie Christine war kulturell ungemein interessiert, sie betätigte sich als Schriftstellerin, musizierte und war eine mehr als talentierte Künstlerin. Als Schülerin Ary Scheffers, der sie und ihre Geschwister seit ihrer Jugend im Zeichnen unterrichtete, entdeckte sie ihr Talent und ihre Neigung zur Bildhauerei. Im Pariser Tuilerienpalast hatte sie später ihr eigenes Atelier, wo sie zahlreiche Kunstwerke modellierte. An den Folgen ihrer Tuberkuloseerkrankung starb die junge Herzogin mit weniger als 26 Jahren. Sie wurde in der Chapelle Royale Saint-Louis in Dreux, der Grablege des Hauses Orléans, beigesetzt.

 

Die Modelle zu zweien der berühmtesten Schöpfungen Marie Christines von Orléans als Bildhauerin finden sich auf dem vorliegenden Bildnis der Herzogin: Entwürfe zu Jeanne dArc, auf ihrem Pferd sitzend und angesichts der verwundeten Engländer weinend, und zu ihrer vielleicht berühmtesten Schöpfung, "Jeanne dArc debout priant" (1837). Das über zwei Meter hohe Original in Marmor befindet sich in Schloss Versailles, ein Bronzeabguss der Skulptur fand als Geschenk Louis-Philippes vor dem Rathaus von Orléans Aufstellung. Das größte der Modelle ist aber jener Entwurf des "Ange de la Résignation", der später auf der Grabstätte der jung verstorbenen Künstlerin aufgestellt wurde.

Die auf dem Gemälde dargestellten Modelle zur stehenden Jeanne dArc, von Jeanne dArc zu Pferd, des Edelfräuleins zu Pferd und des Reliefs "Der Dichter und der Chor der wiedererweckten Frauen" befinden sich heute im Dordrechts Museum sowie im Musée de Brou in Bourg-en-Bresse.

 

Ary Scheffer schuf mehrere Fassungen des Themas der Bildhauerin Marie von Orléans in ihrem Atelier: Sie befinden sich heute in Cleveland, The Cleveland Museum of Art (Inv.-Nr. 77.119. 1838 datiert. 63,7 x 40,7 cm: mit Variationen bei den Modellen), in einer Privatsammlung (1838 datiert. 61 x 39 cm: mit identischer Wiedergabe der Modelle) und - als lebensgroße Fassung, 207 x 104 cm - in Schloss Altshausen (lt. Ewals 1995). In Chantilly, Musée Condé, befindet sich als Stiftung von Cornélia Marjolin-Scheffer, der Tochter des Künstlers, das Bildnis der Bildhauerin in gleicher Position, allerdings lediglich mit einem am Bildrand angeschnittenen Entwurf einer Skulptur (155 x 73 cm. Inv.-Nr. 799).

 

Die vorliegende Fassung des Gemäldes, posthum im Jahr ihres Todes entstanden, befand sich laut rückseitiger Bezeichnung im Eigentum von Königin Louise von Belgien, der Schwester der Dargestellten. Diese vermachte es ihrem Neffen Herzog Philipp von Württemberg, dem Sohn Maries.

 

Vgl.: Ewals, Leo, Ary Scheffer 1795-1858. Gevierd Romanticus. Ausst.-Kat. Dordrecht, Dordrechts Museum, 10. Dezember 1995 - 10. März 1996. Zwolle 1995, S. 176 ff., Kat.-Nr. 39: das Gemälde in Cleveland. - Ders., Marie dOrléans et son professeur de dessin Ary Scheffer, in: Dion-Tennbaum, Anne (Hg.), Marie dOrléans 1813-1839. Princesse et artiste romantique. Ausst.-Kat. Chantilly, Musée Condé u. a., 9. April 2008 - 31. Juli 2008 u. a. Paris 2008, S. 64-85.

 

 

 



Titel-Zusatz:
Als Ganzfigur in ihrem Atelier sitzend, umgeben von Modellen ihrer Skulpturen


Signatur-Bez-Vorne:
L. u. signiert und 1839 datiert
Technik:
Öl
Träger:
auf Lwd
Maße:
63,5 x 41 cm
Zustand:
Besch
Rahmen:
Rahmen besch. (110 x 88 cm)
Kommentar:
Marie Christine Caroline Adélaïde Françoise Léopoldine dOrléans (1813 Palermo - 1839 Pisa) war die zweite Tochter des späteren französischen Königs Louis-Philippe (1773-1850) und seiner Gemahlin Marie Amélie von Bourbon-Sizilien (1782-1866). Bis zu ihrer Eheschließung war sie als Bildhauerin tätig. 1837 heiratete auf Initiative des belgischen Königs Leopold I. die katholische Prinzessin den evangelischen Herzog Alexander von Württemberg (1804 Riga - 1881 Bayreuth), Neffe des Königs der Belgier. 1838 wurde dem Paar das einzige Kind, Herzog Philipp von Württemberg (gest. 1917), geboren. Dieser begründete die katholische Line des Hauses Württemberg. Marie Christine war kulturell ungemein interessiert, sie betätigte sich als Schriftstellerin, musizierte und war eine mehr als talentierte Künstlerin. Als Schülerin Ary Scheffers, der sie und ihre Geschwister seit ihrer Jugend im Zeichnen unterrichtete, entdeckte sie ihr Talent und ihre Neigung zur Bildhauerei. Im Pariser Tuilerienpalast hatte sie später ihr eigenes Atelier, wo sie zahlreiche Kunstwerke modellierte. An den Folgen ihrer Tuberkuloseerkrankung starb die junge Herzogin mit weniger als 26 Jahren. Sie wurde in der Chapelle Royale Saint-Louis in Dreux, der Grablege des Hauses Orléans, beigesetzt. Die Modelle zu zweien der berühmtesten Schöpfungen Marie Christines von Orléans als Bildhauerin finden sich auf dem vorliegenden Bildnis der Herzogin: Entwürfe zu Jeanne dArc, auf ihrem Pferd sitzend und angesichts der verwundeten Engländer weinend, und zu ihrer vielleicht berühmtesten Schöpfung, "Jeanne dArc debout priant" (1837). Das über zwei Meter hohe Original in Marmor befindet sich in Schloss Versailles, ein Bronzeabguss der Skulptur fand als Geschenk Louis-Philippes vor dem Rathaus von Orléans Aufstellung. Das größte der Modelle ist aber jener Entwurf des "Ange de la Résignation", der später auf der Grabstätte der jung verstorbenen Künstlerin aufgestellt wurde. Die auf dem Gemälde dargestellten Modelle zur stehenden Jeanne dArc, von Jeanne dArc zu Pferd, des Edelfräuleins zu Pferd und des Reliefs "Der Dichter und der Chor der wiedererweckten Frauen" befinden sich heute im Dordrechts Museum sowie im Musée de Brou in Bourg-en-Bresse. Ary Scheffer schuf mehrere Fassungen des Themas der Bildhauerin Marie von Orléans in ihrem Atelier: Sie befinden sich heute in Cleveland, The Cleveland Museum of Art (Inv.-Nr. 77.119. 1838 datiert. 63,7 x 40,7 cm: mit Variationen bei den Modellen), in einer Privatsammlung (1838 datiert. 61 x 39 cm: mit identischer Wiedergabe der Modelle) und - als lebensgroße Fassung, 207 x 104 cm - in Schloss Altshausen (lt. Ewals 1995). In Chantilly, Musée Condé, befindet sich als Stiftung von Cornélia Marjolin-Scheffer, der Tochter des Künstlers, das Bildnis der Bildhauerin in gleicher Position, allerdings lediglich mit einem am Bildrand angeschnittenen Entwurf einer Skulptur (155 x 73 cm. Inv.-Nr. 799). Die vorliegende Fassung des Gemäldes, posthum im Jahr ihres Todes entstanden, befand sich laut rückseitiger Bezeichnung im Eigentum von Königin Louise von Belgien, der Schwester der Dargestellten. Diese vermachte es ihrem Neffen Herzog Philipp von Württemberg, dem Sohn Maries. Vgl.: Ewals, Leo, Ary Scheffer 1795-1858. Gevierd Romanticus. Ausst.-Kat. Dordrecht, Dordrechts Museum, 10. Dezember 1995 - 10. März 1996. Zwolle 1995, S. 176 ff., Kat.-Nr. 39: das Gemälde in Cleveland. - Ders., Marie dOrléans et son professeur de dessin Ary Scheffer, in: Dion-Tennbaum, Anne (Hg.), Marie dOrléans 1813-1839. Princesse et artiste romantique. Ausst.-Kat. Chantilly, Musée Condé u. a., 9. April 2008 - 31. Juli 2008 u. a. Paris 2008, S. 64-85.