GESTERN WIRD MORGEN
Von Beate Wedekind
Reporterin aus Leidenschaft, Chefredakteurin von Elle, BUNTE, Gala, Cheforganisatorin von Bambi und Goldene Kamera, TV-Moderatorin – Beate Wedekind ist eine der bekanntesten deutschen Journalistinnen. Ihre Stories als Society-Kolumnistin sind legendär, wunderbare Geschichten ranken sich aber auch um den Koffer von Louis Vuitton aus dem Jahr 1913 und um die Bilder weltberühmter Fotografen aus ihrer Privatsammlung (siehe Seite 110–117/152–53), die sie im September bei NEUMEISTER versteigern lässt. Warum? Das beschreibt sie am besten selbst.

Einerseits fällt es mir wirklich schwer. Ich hänge sehr an den Dingen, die ich im Laufe meines spannenden Lebens gesammelt habe. Andererseits übe ich mich gerade im Loslassen, weil ich plane, meinen Lebensmittelpunkt sukzessive nach Addis Abeba, die Hauptstadt Äthiopiens, zu verlegen. Da habe ich vor 48 Jahren als junge Frau schon einmal gelebt und gearbeitet.


Durch Böhm lernte sie die tüchtige junge Generation des Landes kennen; hier Wedekind, die Mentorin, mit zwei jungen Designerinnen in VintageKleidern.
Seit vielen Jahren engagiere ich mich dort mit meiner Initiative The New Ethiopia_Chances, Challenges, Changes für kreative Unternehmerinnen, deren Zukunft mir sehr am Herzen liegt. Mit dem Erlös der Auktion werde ich diese jungen Frauen unterstützen, die in einem immer wieder von Krisen gebeutelten Land beharrlich an einer besseren Zukunft für alle arbeiten.
Mein Louis Vuitton Travel Trunk war vor fünf Jahren tatsächlich schon einmal in Addis Abeba, voll gepackt mit Vintage-Kleidern und als Prachtstück ausgestellt am Rande einer Modenschau, die ein Verein junger Designerinnen organisiert hatte (siehe Foto).
Auch die Fotos aus meiner Privatsammlung, die ebenfalls bei NEUMEISTER aufgerufen werden, repräsentieren für mich Epochen, die vom Gestern ins Morgen weisen.
Die Bilder von der letzten Reise von Manni Sayn-Wittgenstein 1938 vor dem Zweiten Weltkrieg und von ihren ersten Reisen als junge Ehefrau 1950 nach Spanien und Italien sind sehr persönliche zeitgeschichtliche Dokumente. In den 1980er Jahren haben Manni Sayn-Wittgenstein und ich oft gemeinsame Reportagenreisen unternommen.

Die Fotos von Andy Warhol, die Christopher Makos 1981 von ihm in Perücken und vollem Make-up machte, können aktueller nicht sein (siehe Seite 114/115). Warhol war, ist und bleibt die Ikone eines alle Geschlechter umfassenden Lebensstils. Das Foto, das Karl Lagerfeld mit seiner Hasselblad-Kamera von seinem Schreibsekretär machte, ist ein seltener Einblick in seine etwas chaotische private Lebenswelt. Entstanden ist das Bild, als ich ihn im Juni 1988 in seinem Stadtpalais in der Rue de l’Université in Paris besuchen durfte, um ihn als Fotograf für eine Session mit dem deutschen Topmodel Claudia Schiffer für die deutsche Elle zu gewinnen (siehe Seite 116/117).

CHRISTOPHER MAKOS
1948 Lowell/Massachusetts
ANDY WARHOL MIT 6 VERSCHIEDENEN PERÜCKEN AUS DER SERIE ALTERED IMAGES. 1981/2001
Alle verso auf dem Unterlagenkarton signiert, datiert und nummeriert. Sechs Silbergelatineabzüge.
Ca. 20 × 25 cm.
Alles gerahmt
AUKTION 410 // LOT 836
SCHÄTZPREIS € 2.000 – 3.000

KARL LAGERFELD
1938 Hamburg – 2019 Paris
HEIMARBEIT. MEIN SCHREIBTISCH, DER AUCH ZUM ZEICHNEN DIENT. 1988
Privater Arbeitsplatz des Modeschöpfers in seiner Wohnung an der Pariser Rue de l’Université.
Verso signiert, datiert und betitelt.
Silbergelatineabzug.
51 × 40,8 cm
AUKTION 410 // LOT 837
SCHÄTZPREIS € 2.000 – 2.500
Jetzt freue ich mich darauf, dass meine Einlieferungen in gute Hände gelangen und ich mit dem Auktionserlös jungen Frauen in Äthiopien Zuversicht in ihre Zukunft schenken kann.