BESSER

WISSER


 

 LUCAS CRANACH D. Ä. UND WERKSTATT

1472 Kronach  – 1553 Weimar

 

PHILIPP MELANCHTHON (1497-1560).

 

 

 

M. r. Schlangensignum mit angelegten Vogelschwingen und 1543 datiert.
Rücks. Klebezettel mit Wappen Lucas Cranachs.
Öl auf Holz.
20,6 × 15,1 cm.

AUKTION 407 // LOT 425
ERGEBNIS € 130.000 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

 

Werkverzeichnis: Corpus Cranach, WVZ-Nr. CC-POR-530-027.

Provenienz: Lt. Überlieferungen der Einlieferer Geschenk des Kronprinzen Maximilian von Bayern an Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling zum 70. Geburtstag. – Seither im Besitz der Nachfahren Schellings.

Ausstellung: Kunstmuseum Basel, 15. Juni  – 8. September 1974, Nr. 639.

Wir danken Dr. Michael Hofbauer, Heidelberg, für die Unterstützung im Rahmen der Katalogisierung und die Untersuchung des Gemäldes mittels Infrarotreflektographie.


CRANACH. DURCHLEUCHTET.


LUCAS CRANACH DER ÄLTERE wurde 1505 von Kurfürst Friedrich III. von Sachsen (Friedrich der Weise) als Hofmaler nach Wittenberg berufen. 1508 verlieh ihm der Kurfürst den Wappenbrief und die Familie Cranach trug seither das Wappen, das uns noch heute als das Signum der Cranach’schen Werke bekannt ist: die geflügelte Schlange mit einem Rubinring im Maul.

Als Hofmaler unterlag Cranach nicht den städtischen Zunftordnungen und konnte eine große Werkstatt mit zahlreichen Mitarbeitern führen. Die Größe dieser Werkstatt erlaubte ihm auch bei seinen durch seine höfische Position bedingten, oft längeren Abwesenheiten von Wittenberg, einen reibungslosen Betrieb der Werkstatt. Für das konstant qualitative Niveau der Werke reichte jedoch allein eine hohe Zahl an Mitarbeitern nicht aus. Cranach entwickelte einen Werkstattstil, der eine rationale und strenge Arbeitsteilung voraussetzte. Anders als andere Künstler wie sein Zeitgenosse Albrecht Dürer oder später Peter Paul Rubens, deren ebenfalls große Werkstätten bekannt sind, nahm Lucas Cranach d. Ä. seinen Individualstil gegenüber dem Werkstattstil zurück. Eine Unterscheidung der Hände Cranachs d. Ä., seines Sohnes und seiner Werkstatt ist daher heute kaum möglich. 

Nicht nur die qualitative Arbeit der Werkstatt ist heute erstaunlich, auch die quantitative. Aktuell werden im Cranach Digital Archive 2.360 Gemälde gelistet (Stand September 2022). Wiederholungen eines Motivs erfolgten bei Cranach marktorientiert, er reagierte damit auf ein verändertes Verhältnis zwischen Künstler und Auftraggeber. Um der Nachfrage vermögender Kunden, die ein Werk in Öl gegenüber der Druckgraphik bevorzugten, gerecht zu werden, wurden gefragte Darstellungen, wie beispielsweise die Bildnisse des Reformators Martin Luthers, auch auf Vorrat gefertigt. Und doch ist jede Wiederholung für sich ein Unikat, immer lassen sich feine Unterschiede erkennen.

 

Dr. Michael Hofbauer, wissenschaflticher Leiter des cranach research institute (cri) in Heidelberg, hat das Gemälde mittels Infrarotreflektographie untersucht: „Im Gesicht lassen sich Unterzeichnungslinien an den Konturen sowie zur Markierung von Binnenformen sichtbar machen, die aufgrund der rauen Linienstruktur mithilfe eines trockenen Stifts aufgebracht worden sein dürften. Die Linienführung erscheint markanter als bei vergleichbaren Tafeln dieses Typus und sie scheint durch die Lasurfolge im Inkarnat durch. Es ist zu vermuten, dass die Unterzeichnungslinien bewusst als Gestaltungsmittel in der Malerei eingesetzt wurden. Rechts der Krempe der Reformatorenkappe findet sich eine weiter außen liegende Linie, sodass das Barett ursprünglich etwas ausladender vorgesehen war. Weitere Pentimenti finden sich an der Hand, wo die Finger in der Vorzeichnung etwas weiter oben angesetzt worden waren, in der Malerei allerdings ohne weitere Zeichnung nach unten korrigiert wurden.

Im rechten Tafelfeld zeichnen sich zudem deutlich die Übermalungen entlang des Risses in dunklerem Ton ab, ohne dass darunter nennenswerte Malschichtverluste zu erkennen wären.“  

WEITERE INFOS

www.corpus-cranach.de
www.cranach.net


MELANCHTHON IN MUSEEN


 LUKAS CRANACH D.Ä. ERSTELLTE MEHRERE MELANCHTHON-BILDNISSE. SIE BEFINDEN SICH HEUTE IN BEKANNTEN MUSEEN.

1532

Aus dem Jahr 1532 stammt eines der früheren Melanchthon-Bildnisse von Lukas Cranach d.Ä. Das Werk befindet sich im Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.

1543

In diesem Jahr entsteht unser Gemälde ebenso wie das Porträtpaar Luther-Melanchthon, das sich heute in den Uffizien in Florenz befindet (Inv.-Nrn. 512 und 472).

17. Jh.

Ein Beleg dafür, dass unser Melanchthon- Bildnis von 1543 auch im 17. Jahrhundert Künstler inspiriert hat, ist das um 1645 entstandene Stillleben des elsässischen Malers Sebastian Stoßkopff (1597 — 1657).
Es handelt sich um eine Dauerleihgabe aus Privatbesitz in der Deutschen Barockgalerie im Schaezlerpalais der Kunstsammlungen und Museen Augsburg.

HIGHLIGHTS AUKTION GRAPHIK UND GEMÄLDE 15. – 20. JH. 

8. DEZEMBER, 14 UHR


FACETIME

Porträtgalerie der Winterauktion