Frühjahrsauktion 31 März 2022

ALTE KUNST

SCHMUCK

KLASSISCHE MODERNE POST WAR CONTEMPORARY ART

EDITORIAL

Draußen klassisch streng, drinnen Kunstwerke, die in edler Einfalt und stiller Größe bewegen – und gerne auch ein Latte Macchiato im Innenhof. Ich habe die Münchener Glyptothek ins Herz geschlossen. Weil dieses Haus, das zu den international führenden Museen für antike Kunst zählt, so angenehm unaufgeregt ist. In den letzten drei Jahren wurde Münchens ältestes Museum umfassend saniert. Aus Anlass dieses aufwändigen Refreshs haben wir uns dort einmal umgeschaut – was beileibe kein „Kraftakt“ war, schließlich erstrahlt Leo von Klenzes Musentempel in unserer Nachbarschaft in neuem Glanz.

Wie sehr Mythen Künstler beeinflussen, zeigt sich nicht nur in griechischen und römischen Statuen. So ließen sich Heerscharen von Malern von mythologischen Themen inspirieren. Auch bei NEUMEISTER Auktionen sind die oft herrlich süffisanten Stoffe im Spiel. 

Ein wunderbares Beispiel dafür ist der kleine Satyr, den Ludwig Knaus von einer Nymphe züchtigen lässt. Und in überschäumender Bewegtheit veranschaulicht Wilhelm Trübner, wie die Okeaniden wohl einen leidenden Prometheus beklagt haben könnten. Hier wie dort laden mythische Stoffe dazu ein, in andere Welten einzutauchen – wie der Antiquar auf Carl Spitzwegs gleichnamigen Gemälde: Er ist in ein kleines Buch vertieft und ganz in seiner Welt. So sehr, dass er eine vorbeischlendernde junge Dame gar nicht zur Kenntnis nimmt. Mitten im Leben stehen hingegen Albert Kindlers Hochzeitszug auf dem Rhein und Johann Sperls Kirchweihfest.

Abstrakte Arbeiten von Günter Fruhtrunk, Horst Anthes, Günther Uecker und Helmut Sturm steuert die Contemporary Art bei. Freunde filigraner Keramik werden von den (Kunst-)Werken Walther Stürmers angetan sein. Liebhaberstücke finden sich auch in einem kleinen Konvolut mit DesignKlassikern. Besonders vielfältig ist das Auktionsportfolio beim Schmuck; kostbares Must have ist diesmal ein prächtiges indisches Collier.

Last but not least möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf ein „Reizendes Köpfchen“ lenken. Die bewegte Geschichte des Mädchenporträts von Franz von Lenbach ist ein gutes Beispiel dafür, wie genau wir es bei NEUMEISTER mit der Provenienzforschung nehmen: Kunst ohne klare Herkunft bleibt bei uns draußen.

INHALT

EDLE EINFALT. STILLE GRÖSSE. Belebt: Ein Streifzug durch die Glyptothek
Artikel lesen
"ICH WILL ZEIGEN, DASS PORZELLAN LEBT" WALTHER STÜRMER
Artikel lesen
SECRET SERVICE Geheimfächer und Zentralverriegelung
Artikel lesen
 

 

INFORMEL - VOM NULLPUNKT ZUR NEUFORMULIERUNG

VON GUDRUN MÜLLER M. A., NEUMEISTER-EXPERTIN FÜR GEMÄLDE UND SKULPTUREN, KLASSISCHE MODERNE, POST WAR, CONTEMPORARY ART

 

Die informelle Kunst bzw. einfach kurz „Informel“ ist ein Sammelbegriff für die abstrakte Kunst der Nachkriegsjahre. Der Name leitet sich vom französischen „art informel“ ab. Damit ist kein einheitlicher Stil, sondern vielmehr eine künstlerische Haltung gemeint. Eingebung und Spontanität waren wichtigstes Kriterium in der Umsetzung. Außerdem spielten Zufall und Experimentierfreudigkeit eine große Rolle. Das löste heftige Diskussion und Unverständnis aus. Die desillusionierten Künstler der Avantgarde suchten nach neuen Möglichkeiten und Ausdrucksformen. Man wollte sich von der Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges lösen, sah sich an einem Nullpunkt, mit der Notwendigkeit, alle bestehende Werte einer radikalen Neuformulierung zu unter - ziehen. Diese Strömung war ein internationales Phänomen – ursprünglich in Paris entstanden, verbreitete sie sich europaweit aus und fand ihre Entsprechung im Abstrakten Expressionismus Amerikas, dem sich unter anderem Jackson Pollock sowie Mark Rothko widmeten. Dennoch gilt Deutschland als wichtiger Standort für die Entwicklung des Informel. Erste Aufmerksamkeit findet die informelle Malerei in Deutschland mit der Quadriga-Ausstellung 1952 in der Zimmergalerie Franck in Frankfurt am Main mit Arbeiten von K. O. Götz, Otto Greis, Heinz Kreutz und Bernard Schultze. Das Informel umfasst neben der erwähnten Gruppe „Quadrigia“ (Frankfurt) viele Künstlergruppen, so die Gruppe „Zen 49“, „53“ (Düsseldorf), Zero (Düsseldorf) sowie die Münchner Gruppen „SPUR“, „WIR“ und „GEFLECHT“

KLASSISCHE MODERNE KUNST - SKULPTUREN

„...habe aber vorgestern mir in der hiesigen Ziegelei Ton geholt und habe nun einen hängenden Christus, den ich in Eisen denke, gemacht. Zur genaueren Ausführung benötige ich allerdings ein Modell, doch soll es für’s erste hiermit genug sein. In Brüderich beschäftige ich mich schon seit einiger Zeit mit der Aufgabe. Es ist nämlich der Wunsch der katholische Kunstwarte einen Christus zu bekommen, der leicht zu verkaufe ist“.

TAGEBUCHEINTRAG (1936) VON EWALD MATARÉ ZU DIESEM TORSO

EWALD MATARÉ
TORSO CORPUS CHRISTI, 1936
LOT 560
Ergebnis € 31.200 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

 

FÜRSTLICHE PRETIOSEN

1780 Burma Rubine, 46 Old Mine Smaragde und ebenso viele Diamanten. Das südindische Manga-Malai-Tempel Collier aus dem 19. Jahrhundert ist ein ganz besonders Juwel der Schmuckauktion. Überhaupt kommen Liebhaber historischer Pretiosen im Frühjahr bei NEUMEISTER auf ihre Kosten. Wie wär's mit einem mit Diamanten in verschiedenen Schliffformen verzierten Cocktail-Armband, das in den 1920er oder 1930er Jahren in den USA gefertigt wurde? Echte Hingucker sind auch die ebenfalls in dieser Zeit in Frankreich entstandene Alliancering mit einem Diamanten im Altschliff und Baguettes sowie ein Lavallière-Collier mit Diamanten und Smaragden, das um 1930 gefertigt wurde. Überhaupt wartet auf Freunde funkelnder Smaragde im Frühjahr ein Portfolio der Extraklasse. Ein Beispiel dafür ist ein natürlicher Smaragd von 33,63 ct. in leuchtendem Grün. Colliers, Ringe, Halsketten, Armreifen und Broschen. Die Schmuckauktion ist diesmal mit besonders vielfältigen und kostbaren Pretiosen bestückt. Einen kleinen Einblick in die Schatztruhe des Frühjahrs erhalten Sie auf den nächsten Seiten.

KATALOG MANSCHETTENKNÖPFE

 

Nach oben