Gustav Klimt, 1862 als Sohn eines Goldgraveurs geboren, wächst im Wiener Vorort Baumgarten auf und ist als Schüler der Kunstgewebeschule Wien in seinen frühen Jahren dem Historismus verpflichtet. Handwerkliche Perfektion mit detailgetreuer Darstellung von Oberflächen und Materialien sowie die realistische, psychologisierende Wiedergabe der Figuren kennzeichnen diese Phase. Mit der Gründung der Wiener Sezession 1897 wendet er sich jedoch schon bald entschieden gegen den konventionellen akademischen Kunststil vieler Zeitgenossen und avanciert zu einem der bedeutendsten Maler des Jugendstils. Seine Bilder sind nun von starker Flächigkeit, leuchtenden Farben und dem Einsatz kleinteiliger, ornamentaler Muster geprägt. Die scheinbar unvereinbaren Elemente der realistischen menschlichen Gestalt und des mosaikartigen Ornaments werden miteinander verschmolzen. Klimt befasst sich in seinen Bildern mit den existenziellen Fragen des Lebens nach Liebe, Tod, Frieden und Angst. Besondere Verehrung brachte er Frauen entgegen, deren Sinnlichkeit und Erotik im Zentrum seines Werks stehen. Die Einbeziehung von Blattgold ist typisch für seine sogenannte „Goldene Phase“, die bis ins Jahr 1909 andauert und in der sein berühmtestes Werk „Der Kuss“ entsteht. Die bewusste dekorative Überfrachtung, die Klimts Bildern ihre charakteristische Pracht und Festlichkeit verleiht, nimmt gegen Ende seiner Lebenszeit zu Gunsten eines weicheren Stils wieder ab. Klimt, der 1918 in Folge eines Schlaganfalls stirbt, wirkt nicht nur prägend für den Jugendstil und Zeitgenossen wie Oskar Kokoschka, Egon Schiele oder später Hundertwasser, er führt auch allgemein neue abstrakte Elemente in die Kunstszene ein und gilt heute als ein Vorreiter des Phantastischen Realismus.