Carl Spitzweg - Lappländer im Winter

Auktion 389, Kat.-Nr. 650

Gemälde und Graphiken 15. – 20. Jh.

am 24. September 2020

Carl Spitzweg

Lappländer im Winter

Schätzpreis:
€ 15.000 bis € 20.000

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 40.640 (inkl. 27 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Carl Spitzweg

1808 München - 1885 ebenda

 

Lappländer im Winter

 

 

(Heimkehr vom Wrack - Zwei Lappländer im Schnee). R. u. bezeichnet "Spitzweg", l. u. Nachlass-Stempel (Lugt 2307). Öl auf Lwd. 51 x 42,5 cm. Doubliert. Rest. Craquelé. Rahmen.

 

Zwei Lappländer, bei genauerem Hinsehen als Mann und Frau zu identifizieren, auf dem Weg über eine Eisfläche. Rechts im Hintergrund ihr Boot, links die Spitzen eines Eisberges. Hoher dunkler Himmel, oben fällt fahles Licht durch die Wolken. Beide tragen Flaschen bei sich, der Mann einen Köcher mit seinen Utensilien, die Frau einen Stock mit dem aufgereihten Fang des Tages. Eine Interpretation als "Heimkehr vom Wrack", wie das Gemälde auch betitelt wird, erschließt sich nicht, zumal die Frau breit lächelnd den Betrachter anblickt.

 

Es handelt sich bei vorliegendem Gemälde wohl um Nr. 103 des eigenhändigen Verkaufsverzeichnisses: "Polargegend grösseres, hohe Luft / 1852. 17 April Straßburg angeb fl 110 / retour / Bruder Eduard geschenkt".

 

Die Darstellung von Lappländern (im damaligen Sprachgebrauch auch "Eskimos") in Eisberglandschaft ist im Schaffen Carl Spitzwegs selten und lediglich in drei Fassungen nachzuweisen. Auslöser für die Beschäftigung mit diesem für einen Münchener Künstler exotischen Thema war offensichtlich ein Dultbesuch. In einem Brief an seinen Bruder Eduard schreibt Carl Spitzweg im Juli 1833: "Die Sommerdult hat begonnen und vor dem Carlsthor ist wieder ein Heer von Buden, sonderbar beynah lauter Wilde (und sind schon so viele hier). Nr. 1 ein Esquimau, Nr. 2 ein Ashantee, Nr. 3 in einer Bude eine Afrikanerin, eine Südamerikanerin und ein Ostinder, die tanzen Galopp zusammen und singen Haidhauser- und Auer-Lieder und beißen gar nicht mehr, außer wenn sie essen." (zitiert nach Wichmann 2002, S. 243, zu WVZ-Nr. 435).

 

 

Literatur: Ude-Bernays, Hermann, Carl Spitzweg. Des Meisters Leben und Werk. 8. Aufl. München 1922, Abb. 19. - Roennefahrt, Günther, Carl Spitzweg. Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Ölstudien und Aquarelle. München 1960, S. 201, WVZ-Nr. 645 (mit Abb.). - Wichmann, Siegfried, Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke - Gemälde und Aquarelle. Stuttgart 2002, S. 244, WVZ-Nr. 436 (mit Abb.): dort um 1852 datiert.

 

Provenienz: [Eduard Spitzweg, Bruder des Künstler (1852)] - Major Karl Loreck, Neffe des Künstlers (1908). - Auktion Bangel, Frankfurt a. M., 17. Februar 1925, Kat.-Nr. 219 (mit Taf. 22). - Privatbesitz.

 

Ausstellung: Carl Spitzweg 1808-1885. Ausstellung veranstaltet zur Feier des 100. Geburtstages. Kunstverein München, Juni 1908. München 1908, Kat.-Nr. 194.



Titel-Zusatz:
(Heimkehr vom Wrack - Zwei Lappländer im Schnee)


Signatur-Bez-Vorne:
R. u. bezeichnet "Spitzweg", l. u. Nachlass-Stempel (Lugt 2307)
Technik:
Öl
Träger:
auf Lwd
Maße:
51 x 42,5 cm
Zustand:
Doubliert. Rest. Craquelé
Rahmen:
Rahmen
Provenienz:
[Eduard Spitzweg, Bruder des Künstler (1852)] - Major Karl Loreck, Neffe des Künstlers (1908). - Auktion Bangel, Frankfurt a. M., 17. Februar 1925, Kat.-Nr. 219 (mit Taf. 22). - Privatbesitz.
Ausstellung:
Carl Spitzweg 1808-1885. Ausstellung veranstaltet zur Feier des 100. Geburtstages. Kunstverein München, Juni 1908. München 1908, Kat.-Nr. 194.
Kommentar:
Es handelt sich bei vorliegendem Gemälde wohl um Nr. 103 des eigenhändigen Verkaufsverzeichnisses: "Polargegend grösseres, hohe Luft / 1852. 17 April Straßburg angeb fl 110 / retour / Bruder Eduard geschenkt". Die Darstellung von Lappländern (im damaligen Sprachgebrauch auch "Eskimos") in Eisberglandschaft ist im Schaffen Carl Spitzwegs selten und lediglich in drei Fassungen nachzuweisen. Auslöser für die Beschäftigung mit diesem für einen Münchener Künstler exotischen Thema war offensichtlich ein Dultbesuch. In einem Brief an seinen Bruder Eduard schreibt Carl Spitzweg im Juli 1833: "Die Sommerdult hat begonnen und vor dem Carlsthor ist wieder ein Heer von Buden, sonderbar beynah lauter Wilde (und sind schon so viele hier). Nr. 1 ein Esquimau, Nr. 2 ein Ashantee, Nr. 3 in einer Bude eine Afrikanerin, eine Südamerikanerin und ein Ostinder, die tanzen Galopp zusammen und singen Haidhauser- und Auer-Lieder und beißen gar nicht mehr, außer wenn sie essen." (zitiert nach Wichmann 2002, S. 243, zu WVZ-Nr. 435). Literatur: Ude-Bernays, Hermann, Carl Spitzweg. Des Meisters Leben und Werk. 8. Aufl. München 1922, Abb. 19. - Roennefahrt, Günther, Carl Spitzweg. Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Ölstudien und Aquarelle. München 1960, S. 201, WVZ-Nr. 645 (mit Abb.). - Wichmann, Siegfried, Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke - Gemälde und Aquarelle. Stuttgart 2002, S. 244, WVZ-Nr. 436 (mit Abb.): dort um 1852 datiert.