Joseph Stieler - Amalie Ludovika Gräfin von Sayn-Wittgenstein-Sayn
Auktion 366, Kat.-Nr. 612
ALTE KUNST 366
am 3. Dezember 2014
Joseph Stieler
Amalie Ludovika Gräfin von Sayn-Wittgenstein-Sayn
Stieler, Joseph
1781 Mainz - 1858 München
Amalie Ludovika Gräfin von Sayn-Wittgenstein-Sayn
(1812-1825). Halbfigur nach rechts. Mit weißem Schleier und Armreif in Form einer Schlange. Vor Wolkenhintergrund. In gemaltem Oval. R. u. signiert und 1825 datiert. Öl auf Lwd. 73,1 x 59,3 cm. Min. besch. Rest. Verg. Rahmen mit Tüllapplikationen und Stuckdekor besch.
Amalie Ludovika Gräfin von Sayn-Wittgenstein-Sayn war die Tochter Karl Christoph Gustav Friedrichs Grafen zu Sayn-Wittgenstein-Sayn und seiner Gemahlin Casimire, ihrerseits Tochter aus der morganatischen Ehe Christians von Pfalz-Zweibrücken (später "Freiherr von Zweybrücken") mit Maria Anna Camasse. Casimire Gräfin von Sayn-Wittgenstein-Sayn heiratete 1814 in zweiter Ehe Anton Graf von Rechberg (1776-1837). Amalie war das jüngste von drei Kindern des Grafen (vgl. Kat.-Nr. 613). Ihr Vater, bayerischer Cheveauleger, fiel am 7. September 1812 in der Schlacht von Borodino (Mohaisk), nur wenige Monate nach der Geburt seiner Tochter. Das vorliegende Bildnis wurde in Erinnerung an die bereits mit knapp dreizehn Jahren verstorbene Gräfin bei Joseph Stieler in Auftrag gegeben. Als Grundlage diente dem Künstler eine Zeichnung der jungen Gräfin auf dem Totenbett. Bemerkenswert an Stielers Porträt Amalies sind verschiedene Attribute, die auf den Charakter als Erinnerungsbild verweisen: So kann der weiße Schleier sowohl als Symbol für die Gottesbrautschaft der Verstorbenen aber auch als Schutz einer Lebenden vor bösen Geistern interpretiert werden. Der am Oberarm getragene Schlangenreif, ein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beliebtes modisches Schmuckstück, kann wiederum auch als Symbol des Ewigen, der Wiedergeburt und auch als Schutz vor Unheil verstanden werden. Vgl. Hase, Ulrike von, Joseph Stieler 1781-1858. Sein Leben und sein Werk - Kritisches Verzeichnis der Werke. München 1971, S. 129 f., WVZ-Nr. 111 (mit Abb.): die Zeichnung. Dort auch Hinweis auf Stielers Verkaufsverzeichnis für das Jahr 1825, in welchem ein Bildnis "Rechber[g] Tochter Wittgenstein mit Hand" erwähnt wird.
Gutachten (in Fotokopie) Dr. Ulrike von Hase-Schmundt, München, 25. Mai 2012.
Provenienz: Deutsche Privatsammlung.