Franz von Stuck - Feinde ringsum. 1914
Auktion 67, Kat.-Nr. 502
MODERNE, POST WAR & ZEITGENöSSISCHE KUNST AUKTION
am 16. Juli 2020
Franz von Stuck
Feinde ringsum. 1914
Differenzbesteuerung
Franz von Stuck
Feinde ringsum. 1914
Öl auf Malkarton
34,5 x 32,8 cm
Unten Rechts signiert, unten mittig betitelt. Rahmen.
Provenienz: Sammlung Forthmann, München / Privatbesitz Süddeutschland
Ausstellung: "Franz von Stuck: Meisterwerke der Malerei", Villa Stuck, München, 4.12.2008 - 15.3.2009, Kat. Nr. 24 m. Abb.
Das Schwert zum Kampf erhoben, zum Töten bereit - "Feinde ringsum".
Bereits der Titel der Serie, zu der neben dem vorliegenden Gemälde auch mehrere Plastiken und Zeichnungen gehören, weist der Arbeit des Münchner "Malerfürsten" Franz von Stuck einen historische Bezugspunkt zu: Während Kaiser Wilhelm II. zu Beginn des ersten Weltkriegs mit dem Motto "Feinde ringsum" ein ursprünglich biblisches Thema politisch neu interpretiert, verarbeitet Stuck, der selbst nicht aktiv am Krieg teilnahm, das grausame Zeitgeschehen durch malerische Variation im Stil der antiken Mythologie.
Kampf, Gewalt und Verderben sind durchaus typische Themen im Werk des Mitbegründers der Münchner Sezession, der sich nach früh entstandenen Landschaftsbildern und Porträts vor allem auf antike, mythologische Motive konzentriert - ungewöhnlich ist vielmehr die trotz der symbolhaften, allegorischen Umsetzung, dennoch explizite Stellungnahme des Malers.
Der Einfluss des Symbolismus kommt auch hier klar zur Geltung: Bei der kraftvollen, dynamisch ausgeführten Darstellung des wehrhaften, archaischen Jünglings bedient sich der Maler einer symbolhaften, allegorischen Farbgebung, die der Arbeit zusätzliche Tiefe und inhaltliche Spannung verleiht. Eine Ergänzung zu "Feinden ringsum" schafft Franz von Stuck mit dem ähnlich konzipierten Gemälde "Herkules und die Hydra" (1915). Der wehrhafte Krieger wird diesmal gänzlich aus der mehrfigurigen Szenerie gelöst und stattdessen der mehrköpfigen Hydra entgegengestellt - eine noch drastischere Illustration der Unmenschlichkeit des Krieges.
Plastische Umsetzungen des Gemäldes finden sich heute in der Villa Stuck in München, einem Gebäude, mit dem sich der später geadelte Künstler 1897 seinen Traum von einem eigens kreierten Denkmal seines Schaffens erfüllt.