Georg Baselitz - Ohne Titel. 2016
Auktion 926, Kat.-Nr. 371
BENEFIZAUKTION "HELFEN OHNE LIMIT"
am 19. Juli 2018
Georg Baselitz
Ohne Titel. 2016
Baselitz, Georg
(Hans-Georg Kern)
1938 Deutschbaselitz/Sachsen - lebt in Inning am Ammersee
Ohne Titel. 2016
Tuschfeder mit Aquarell und Lavis auf dünnem Bütten.
Blattgröße 50,1 x 66,2 cm
Links oben datiert und mit den Künstlerinitialen signiert:"11.1.016 G.B.". Verso vereinzelte Farbspuren. Rahmen.
Spende von GB Buch GmbH & Co. KG
Anlässlich seines 80. Geburtstags huldigt man dem Jahrhundertmaler Georg Baselitz, der als Kunststudent 1956 aus der DDR nach Westberlin gelangt war, wo er seinen persönlichen Antrieb vornehmlich aus der politischen Rebellion und vielfachen Skandalen schöpfte. Künstlerisch manifestierte sich seine Protesthaltung in den 1970er Jahren in einem figurativ-expressiven Malstil, mit dem er sich gegen die Abstraktion behauptete. Die größte Provokation gelang ihm jedoch 1969 mit der Umkehr des Motivs in der Absicht, das Bild von seiner Abbildfunktion zu befreien und als autonomes Kunstwerk zu etablieren. Seither gilt das auf dem Kopf stehende Bild als unverwechselbares Stilmerkmal von Georg Baselitz. In seinem Spätwerk jedoch bricht der Maler und ewige Rebell - wie in der Zeichnung eines liegenden weiblichen Akts - dieses Schema auf: Die mit Tusche skizzierte und in Rottönen aquarellierte Figur liegt seitlich auf einem gelben Tuch vor schwarzem Hintergrund und weist die lockere, transparente Handschrift der jüngsten Arbeiten auf. Sie zeugt von einem fundamentalen Umbruch, wie er sich bereits in den "Remix"-Bildern zeigte, einer Neuinterpretation eigener Werke aus früheren Jahren. Georg Baselitz beweist die Bereitschaft, sich als Künstler immer wieder neu zu erfinden: "Im Alter kann man selbst auferlegte Verbote beiseiteschieben". Indem er das Aktmotiv in die konventionelle Position dreht, gelangt er gerade dadurch zu neuer malerischer, geistiger und persönlicher Freiheit. Der schwarze Grund, der sich - ähnlich wie in der Reihe seiner Schwarzen Bilder - langsam über das Modell schiebt, deutet an, dass den Maler auch hier die großen Fragen nach dem Alter, der Vergänglichkeit und dem Tod beschäftigen. (G.S.)