Carl Spitzweg - Der Tod beim Festmahl

Auktion 380, Kat.-Nr. 317

ALTE KUNST

am 4. Juli 2018

Carl Spitzweg

Der Tod beim Festmahl

Schätzpreis:
€ 20.000 bis € 30.000

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 19.050 (inkl. 27 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Spitzweg, Carl

1808 München - 1885 ebenda

 

Der Tod beim Festmahl

 

 

Ein wohlhabender Mann vergnügt sich in einem Palastinterieur mit zwei jungen Damen. Der Tod greift nach dem Bein des Lebemanns. Rücks. Reste einer Echtheitsbestätigung Otto Spitzwegs und Nachlass-Stempel. Öl auf Lwd. 31,5 x 54 cm. Rest. Min. besch. Rahmen min. besch.

 

Das vorliegende Gemälde ist im Sinne eines "Memento mori" (lat. "Sei Dir der Vergänglichkeit bewusst") zu verstehen - in seinem deutlich moralisierenden Inhalt, der sich hinter keinerlei verharmlosender Fassade verbirgt und entschieden formuliert wird, kann die Darstellung im Schaffen Carl Spitzwegs als singulär gelten.

 

Den wohlhabenden jungen Lebemann ereilt beim Tête-à-Tête mit zwei Frauen der Tod. Ein Thema, mit dem sich v. a. auch die darstellenden Künste über Jahrhunderte befasst haben - und es hat an Aktualität bis in die Gegenwart nichts eingebüßt. Den beeindruckendsten Tod stirbt sicherlich der "Jedermann" in Hugo von Hoffmannsthals "Spiel vom Sterben des Reichen Mannes" (1911). Hoffmannsthal diente das englische Mysterienspiel "Everyman. A Morality Play" aus dem 16. Jahrhundert zum Vorbild, auch übernahm er Motive aus der "Comedi vom sterbend reichen Menschen" des Nürnbergers Hans Sachs. Aber auch Lorenzo da Ponte befasste sich bereits im Libretto zu Mozarts Oper "Don Giovanni" (1787) mit der Bestrafung eines "Wüstlings".

 

Im direkten persönlichen Umfeld Spitzwegs ist in der von Wichmann unterstellten Entstehungszeit der vorliegenden Arbeit eine verstärkte Beschäftigung mit dem Thema "Tod" festzustellen: Franz von Pocci ließ 1855 sein Volksdrama "Gevatter Tod" erscheinen, 1862 illustrierte er seinen "Todtentanz". Ferdinand Barth, eine seinerzeit populärer Münchner Illustrator, schuf 1865 "Die Arbeit des Todes" (eine Folge von 25 Totentanzblättern). Ein Einfluss dieser Werke auf den vielseitig interessierten und aufgeschlossenen Künstler ist nicht auszuschließen.

 

 

Literatur: Roennefahrt, Günther, Carl Spitzweg. Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Ölstudien und Aquarelle. München 1960, S. 206, WVZ-Nr. 698 (mit Abb.): mit falscher Angabe der Technik als Öl auf Pappe und Maßangabe 31 x 53 cm. - Wichmann, Siegfried, Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke - Gemälde und Aquarelle. Stuttgart 2002, S. 324, WVZ-Nr. 692 (mit Abb.): mit falscher Angabe der Technik als Öl auf Karton und Maßangabe 31,2 x 53,3 cm. Die dortige Provenienzangabe Galerie Stern, Düsseldorf, 1929 wohl irrtümlich und offenbar betreffend eine vorbereitende Studie (vgl. Roennefahrt, WVZ-Nr. 697). Wichmann datiert das vorliegende Werk um 1865-70.

 

Provenienz: um 1927/28 Ludwigs-Galerie, München (lt. Roennefahrt). - Hugo Helbing, München, Auktion "Sammlung Dr. J. Deutsch, München. Ölgemälde des IXX. und XX. Jahrhunderts", 12. Mai 1931, Kat.-Nr. 140 (mit Abb. Taf. 33) "Die Orgie mit Tode": Die dortige - offenbar irrtümliche - Angabe "Öl auf P." wurde in der Folge in der Literatur übernommen. - Koller, Zürich, Auktion 22. Mai 1977, Kat.-Nr. 5170 (mit Abb. Taf. 15): mit korrekter Angabe der Technik als Öl auf Leinwand.



Titel-Zusatz:
Ein wohlhabender Mann vergnügt sich in einem Palastinterieur mit zwei jungen Damen. Der Tod greift nach dem Bein des Lebemanns


Signatur-Bez-Recto:
Rücks. Reste einer Echtheitsbestätigung Otto Spitzwegs und Nachlass-Stempel
Technik:
Öl
Träger:
auf Lwd
Maße:
31,5 x 54 cm
Zustand:
Rest. Min. besch
Rahmen:
Rahmen min. besch
Kommentar:
Das vorliegende Gemälde ist im Sinne eines "Memento mori" (lat. "Sei Dir der Vergänglichkeit bewusst") zu verstehen - in ihrem deutlich moralisierenden Inhalt, der sich hinter keinerlei verharmlosender Fassade verbirgt und entschieden formuliert wird,