Ben Willikens - Raum 458. 2007
Auktion 61, Kat.-Nr. 154
KLASSISCHE MODERNE, POST WAR & CONTEMPORARY ART
am 31. Mai 2017
Ben Willikens
Raum 458. 2007
Differenzbesteuerung
Willikens, Ben
1939 Leipzig - lebt in Stuttgart und München
Raum 458. 2007
Acryl auf Leinwand
140 x 110 cm
Verso signiert, datiert und betitelt. Verso mit Bleistift bezeichnet "458". Rahmen.
Provenienz: Österreichischer Privatbesitz
Ich war nicht an irgendeinem ästhetischen, sondern am existentiellen Nullpunkt. Das war zugleich die Geburtsstunde meiner späteren Werkkonzeption." (Ben Willikens im Gespräch mit Walter Grasskamp) 1969 zwingt eine Krankheit den damals dreißigjährigen Ben Willikens zu einem fast einjährigen stationären Aufenthalt. Das Erlebnis ist einschneidend. Die Anonymität der Anstalt, in der das Individuum seine Relevanz verliert, prägt sich tief ein. Willikens erlebt den Menschen als "Insasse(n) seiner Welt". "Meine Weltsicht war die Welt als Anstalt" sagt er später im Gespräch mit Walter Grasskamp. Am Tiefpunkt seiner bisherigen Biografie findet der junge Künstler, der unter Phobien und Ängsten leidet, sein künstlerisches Thema: den Raum als Metapher der menschlichen Befindlichkeiten, als Träger einer Weltsituation. Die Auszeichnung mit dem damals wichtigsten deutschen Kunstpreis, dem Villa-Romana-Preis, die ihn 1970, noch in der Klinik, erreicht, gibt ihm den notwendigen Impuls die Krise zu überwinden und in den kommenden Jahren seine ersten Raumvisionen zu realisieren. Mit in monochromem Grau gehaltenen klinischen Interieurs wird er in den 1970ern bekannt. Es folgen Auszeichnungen und 1982 eine Professur in Braunschweig. Von 1999 bis zur Emeritierung 2004 ist Ben Willikens Rektor der Akademie der Bildenden Künste München. "Raum 458" scheint ganz erfüllt von einer geheimnisvollen Stille, die wohltuend die lauten Forderungen des geschäftigen Alltags ausgrenzt. Hier ist ein Freiraum, der die Begegnung mit dem noch nicht Greifbaren in Aussicht stellt. In diesem Bild klingt Willikens Auseinandersetzung mit Transzendenz auf besondere Weise an und wird erfahrbar. Literatur: Lenssen, Jürgens (Hrsg.). Ben Willikens. Räume der Transzendenz, Swiridoff Verlag, Künzelsau 2009. Grasskamp, Walter. Gespräche mit Ben Willikens. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, Berlin 2011.