Wellenschrank - Leipzig, dat. 1707

Auktion 409, Kat.-Nr. 131

JUNI-AUKTION

am 28. Juni 2023 bis 29. Juni 2023

Wellenschrank


Leipzig, dat. 1707

Schätzpreis:
€ 14.000 bis € 16.000

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 143.000 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Wellenschrank

Leipzig, dat. 1707


Furnier Nussbaum. Einlagen in Ahorn. Auf Ballenfüßen. Zweiteiliger, viertüriger Korpus mit Bogengiebel. Ausstattung mit 33 nummerierten Schubladen. Dekor mit Wellenprofilen. Die Eckzwickel der Giebelzone floral eingelegt. Rep., Alters-/Gebrauchsspuren, best. 227 x 167 x 69 cm.


Bemerkenswert authentischer Erhaltungszustand mit originalen Beschlägen.

Der Typus des Schrankes mit Dekor durch Wellenprofile wird meist assoziiert mit Frankfurter Kunsttischlerei, findet sich jedoch - jeweils mit regionalen Besonderheiten - aufgrund der zünftigen Gesellenwanderung auch in Nürnberg, Zürich, Straßburg und Sachsen. Zentrum der Herstellung von Wellenschränken in Sachsen scheint dabei nicht die Residenzsdtadt Dresden, sondern die Handelsstadt Leipzig gewesen zu sein. Charakteristika Leipziger Wellenschränke sind - wie hier - bogenförmige Türflügel und Giebel sowie der Verzicht auf Schlüsselschilder. An sächsischen Barockschränken häufiger findet sich zudem zwickelförmig floraler Marketeriedekor - hier in den Giebelflächen zwischen Bogenprofilen und Kranzverkröpfungen. Der reiche Dekor mit Wellenprofilen und sog. Nasen, die der Front durch Licht-/Schatteneffekte Bewegung verleihen, erfordert besonderes schreinerisches Können und ist an vorliegendem Möbel meisterhaft umgesetzt. Typologisch bedeutsam ist außerdem die (seltene) eingelegte Datierung "1707", die einen Anhaltspunkt für die zeitliche Einordnung von Vergleichsobjekten bieten kann und außerdem koinzidiert mit der gleichzeitigen Publikation des Obermeisters der Leipziger Tischlerinnung Johann Christian Senckeisen "Leipziger Architektur- Kunst- und Seulen-Buch" (https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/senckeisen1707). In Fig. 31 bildet Senckeisen einen Riss für einen Schrank ab, dessen Türen mit "halbrundten Stäbgen" dekoriert sind.

Zu Leipziger Wellenmöbeln vgl. Haase, Gisela, Dresdener Möbel des 18. Jahrhunderts. Leipzig 1983, Kat.Nrn. 10 - 13 sowie Voigt, Jochen/Götze, Robby Joachim, Möbel aus schönburgischen Schlössern. Renaissance, Barock, Klassizismus. Chemnitz 2003, S. 39ff. Vgl. auch einen Leipziger Aufsatzschrank abgeb. bei Arps-Aubert, Rudolf von, Sächsische Barockmöbel 1700-1770. Berlin 1939, Taf. 80.

Provenienz: ehemals sächsischer Adelsbesitz. Lt. Auskunft des Vorbesitzers diente das Möbel innerhalb der hochrangigen sächsischen Gerichtsbarkeit als Registraturschrank.



Datierung:
dat. 1707


Zustand:
Rep., Alters-/Gebrauchsspuren, best
Kommentar:
Der Typus des Schrankes mit Dekor durch Wellenprofile wird meist assoziiert mit Frankfurter Kunsttischlerei, findet sich jedoch - jeweils mit regionalen Besonderheiten - aufgrund der zünftigen Gesellenwanderung auch in Nürnberg, Zürich, Straßburg und Sachsen. Zentrum der Herstellung von Wellenschränken in Sachsen scheint dabei nicht die Residenzsdtadt Dresden, sondern die Handelsstadt Leipzig gewesen zu sein. Charakteristika Leipziger Wellenschränke sind - wie hier - bogenförmige Türflügel und Giebel sowie der Verzicht auf Schlüsselschilder. An sächsischen Barockschränken häufiger findet sich zudem zwickelförmig floraler Marketeriedekor - hier in den Giebelflächen zwischen Bogenprofilen und Kranzverkröpfungen. Der reiche Dekor mit Wellenprofilen und sog. Nasen, die der Front durch Licht-/Schatteneffekte Bewegung verleihen, erfordert besonderes schreinerisches Können und ist an vorliegendem Möbel meisterhaft umgesetzt. Typologisch bedeutsam ist außerdem die (seltene) eingelegte Datierung "1707", die einen Anhaltspunkt für die zeitliche Einordnung von Vergleichsobjekten bieten kann und außerdem koinzidiert mit der gleichzeitigen Publikation des Obermeisters der Leipziger Tischlerinnung Johann Christian Senckeisen "Leipziger Architektur- Kunst- und Seulen-Buch" (https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/senckeisen1707). In Fig. 31 bildet Senckeisen einen Riss für einen Schrank ab, dessen Türen mit "halbrundten Stäbgen" dekoriert sind. Zu Leipziger Wellenmöbeln vgl. Haase, Gisela, Dresdener Möbel des 18. Jahrhunderts. Leipzig 1983, Kat.Nrn. 10 - 13 sowie Voigt, Jochen/Götze, Robby Joachim, Möbel aus schönburgischen Schlössern. Renaissance, Barock, Klassizismus. Chemnitz 2003, S. 39ff. Vgl. auch einen Leipziger Aufsatzschrank abgeb. bei Arps-Aubert, Rudolf von, Sächsische Barockmöbel 1700-1770. Berlin 1939, Taf. 80. Provenienz: ehemals sächsischer Adelsbesitz. Lt. Auskunft des Vorbesitzers diente das Möbel innerhalb der hochrangigen sächsischen Gerichtsbarkeit als Registraturschrank.