Aufsatzkommode - Sachsen, um 1775

Auktion 408, Kat.-Nr. 705

NEUMEISTER MÄRZAUKTION

am 29. März 2023 bis 30. März 2023

Aufsatzkommode


Sachsen, um 1775

Schätzpreis:
€ 8.000 bis € 12.000

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 10.400 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Aufsatzkommode

Sachsen, um 1775


Furnier Ahorn, Mahagoni u. a. Hölzer. Auf niedrigen ausgestellten Beinen. Rest., Rückwand des Untersatzes u.a. erg., Handhaben teilw. fehlend, besch. Ca. 250 x 180 x 65 cm.


Trapezförmiger geschweifter Kommodenuntersatz mit drei Schubladen und geschweift vorgezogenen Vorderkanten. Zweitüriger Aufsatz mit geschweiftem Giebel und geschnitzter Bekrönung aus Blüten, C-Spangen und Lorbeergehänge. Ausstattung mit fünf Schubfächern. Kommodenuntersatz mit Kartusche mit Blumenstrauß marketiert, der Aufsatz mit naturalistischen, gravierten Blütenzweigen. Mäanderrahmung. Originale vergoldete Bronzebeschläge.

Identische Handhaben abgeb. bei Haase, Gisela, Dresdener Möbel des 18. Jahrhunderts. Leipzig 1983, Abb. 131.

Eine Sächsische Aufsatzkommode, um 1775 Das Möbel besteht aus einer Kommode mit einem zweitürigen Aufsatz ohne dazwischenliegendes Schreibteil, was eine Besonderheit darstellt. Schon dieser Umstand verweist auf eine Entstehung nach der Hochblüte des barocken Aufsatzschreibmöbels und die Bestellung durch einen finanzkräftigen, kulturell interessierten Auftraggeber. Die gegossenen vergoldeten Beschläge stehen Arbeiten für den sächsischen Hof nahe. Die ohne Traversen gearbeitete Kommode folgt dem aus Frankreich übernommenen Gestaltungsprinzip, die gesamte Frontfläche ohne Unterbrechungen durch die horizontalen Fugen der Schubladen zu verzieren. Dazu gehört das weite Herunterziehen der Schürze, wodurch sich in diesem Beispiel an der Front ein Rahmen in Herzform ergibt. Dieser Rahmen aus hellen und dunklen Furnierhölzern setzt sich aus sanften Bögen zusammen, begleitet von flatternden Blättern, die die im Inneren sich ausbreitenden Blüten einfassen. Der luftige Strauß ist von einer Schleife gebunden, in deren Zentrum eines der drei Schlüsselschilder sitzt. Diese wohl ehemals vergoldeten Schlüsselschilder sind so in die Fläche eingebettet, dass sie die Marketerie nicht unterbrechen. Diese Formfindung lässt auf einen im Entwurf versierten Tischler schließen, der bereits zu Beginn der Planungen diese Feinheit umsichtig mit einbezog. Der geschwungene Konturverlauf der Schürze ist in den unteren Umrisslinien der Türmarketerien wiederaufgenommen. Diese noch dem Rokoko verpflichteten Formen kontrastieren mit den bereits klassizistischen, kantig geführten Mäandern in den Ecken sowohl an der Kommode als auch im Aufsatz. Das Eingerichte weist im unteren Bereich fünf Schubladen mit vergoldeten Handgriffen auf, die gleichartig an einer Kommode ehem. aus Schloss Moritzburg vorkommen (G. Haase 1983, Kat. Nr. 44). Darüber findet sich eine einfache Einteilung mit Fachbrettern. Ein auffallendes Detail ist die geschnitzte Kartusche, die den Aufsatz bekrönt. Auch hier erweist sich der Tischler als stilsicherer Entwerfer seiner Zeit, indem er Rokokobögen und Voluten mit klassizistischen Zöpfen verbindet. Das Möbel ist in seiner durchdachten, zeittypischen Linienführung sowie der qualitätvollen Herstellung durch einen versierten sächsischen Kunsttischler ein überzeugendes Stück der Möbelkunst um 1770. Dr. Henriette Graf

Provenienz: aus sächsischem Adelsbesitz.



Datierung:
um 1775


Zustand:
Rest., Rückwand des Untersatzes u.a. erg., Handhaben teilw. fehlend, besch
Provenienz:
aus sächsischem Adelsbesitz.
Kommentar:
Identische Handhaben abgeb. bei Haase, Gisela, Dresdener Möbel des 18. Jahrhunderts. Leipzig 1983, Abb. 131. Eine Sächsische Aufsatzkommode, um 1775 Das Möbel besteht aus einer Kommode mit einem zweitürigen Aufsatz ohne dazwischenliegendes Schreibteil, was eine Besonderheit darstellt. Schon dieser Umstand verweist auf eine Entstehung nach der Hochblüte des barocken Aufsatzschreibmöbels und die Bestellung durch einen finanzkräftigen, kulturell interessierten Auftraggeber. Die gegossenen vergoldeten Beschläge stehen Arbeiten für den sächsischen Hof nahe. Die ohne Traversen gearbeitete Kommode folgt dem aus Frankreich übernommenen Gestaltungsprinzip, die gesamte Frontfläche ohne Unterbrechungen durch die horizontalen Fugen der Schubladen zu verzieren. Dazu gehört das weite Herunterziehen der Schürze, wodurch sich in diesem Beispiel an der Front ein Rahmen in Herzform ergibt. Dieser Rahmen aus hellen und dunklen Furnierhölzern setzt sich aus sanften Bögen zusammen, begleitet von flatternden Blättern, die die im Inneren sich ausbreitenden Blüten einfassen. Der luftige Strauß ist von einer Schleife gebunden, in deren Zentrum eines der drei Schlüsselschilder sitzt. Diese wohl ehemals vergoldeten Schlüsselschilder sind so in die Fläche eingebettet, dass sie die Marketerie nicht unterbrechen. Diese Formfindung lässt auf einen im Entwurf versierten Tischler schließen, der bereits zu Beginn der Planungen diese Feinheit umsichtig mit einbezog. Der geschwungene Konturverlauf der Schürze ist in den unteren Umrisslinien der Türmarketerien wiederaufgenommen. Diese noch dem Rokoko verpflichteten Formen kontrastieren mit den bereits klassizistischen, kantig geführten Mäandern in den Ecken sowohl an der Kommode als auch im Aufsatz. Das Eingerichte weist im unteren Bereich fünf Schubladen mit vergoldeten Handgriffen auf, die gleichartig an einer Kommode ehem. aus Schloss Moritzburg vorkommen (G. Haase 1983, Kat. Nr. 44). Darüber findet sich eine einfache Einteilung mit Fachbrettern. Ein auffallendes Detail ist die geschnitzte Kartusche, die den Aufsatz bekrönt. Auch hier erweist sich der Tischler als stilsicherer Entwerfer seiner Zeit, indem er Rokokobögen und Voluten mit klassizistischen Zöpfen verbindet. Das Möbel ist in seiner durchdachten, zeittypischen Linienführung sowie der qualitätvollen Herstellung durch einen versierten sächsischen Kunsttischler ein überzeugendes Stück der Möbelkunst um 1770. Dr. Henriette Graf