Antonius Claeissens - Die Hll. Johannes der Täufer und Maria Magdalena

Auktion 389, Kat.-Nr. 589

Gemälde und Graphiken 15. – 20. Jh.

am 24. September 2020

Antonius Claeissens

Die Hll. Johannes der Täufer und Maria Magdalena

Schätzpreis:
€ 8.000 bis € 12.000

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 53.340 (inkl. 27 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Antonius Claeissens

um 1536 Brügge - 1613 ebenda, Umkreis

 

Die Hll. Johannes der Täufer und Maria Magdalena

 

 

Rücks. undeutliche handschriftliche Bezeichnung des 16. Jahrhunderts und spätere Nummerierung "1652". Öl auf Holz. 35 x 27,8 cm. Rest. Rahmen min. besch.

 

Im Vordergrund sind die beiden Heiligen frontal mit ihren Attributen wiedergegeben. Im Hintergrund bergige Baumlandschaft, die mittig den Blick in ein Flusstal freigibt. In dieser Landschaft Simultandarstellungen der Predigt Johannes d. T., der Taufe Christi im Jordan und der Vision des Evangelisten Johannes auf dem Berg rechts. Darunter die büßende Maria Magdalena. Die Darstellung der Dreifaltigkeit durch Gotttvater in den Wolken und darunter der Taube des Hl. Geistes wird komplettiert durch Christus, der unterhalb seine Taufe erfährt.

 

Das vorliegende Gemälde wurde 1971 bei Weinmüller, München, als eine dem Künstler "Claesz van Bruegge" zugeschriebene Arbeit erworben und befand sich seitdem in Privatbesitz. Ein Künstler eines Namens in dieser Form ist nicht nachzuweisen, wohl aber Antonius Claeissens (um 1536 Brügge - 1613 ebenda), der bisweilen auch "Claeis(s)" genannt wird. Stilistische Vergleiche legen eine Einordnung des Gemäldes in den Umkreis Claeissens nahe.

 

Bezüglich der Physiognomien Johannes und Maria Magdalenas zeigen sich deutliche Übereinstimmungen mit dem "Liebesgarten" des Pieter Pourbus (1523/24 Gouda - 1584 Brügge), dem Lehrer Claeissens, in der Wallace Collection, London (Inv.-Nr. P531) und mit dessen "Taufe des Eustachius" im Museum Gouda, Gouda (Inv.-Nr. 55.073). Ein Gemälde "Das Letzte Abendmahl", das am 19. April 2018 bei Christies New York versteigert wurde (Lot 51), wurde als authentisches Werk Pourbus angeboten, nachdem es lange als Arbeit des Adam van Noort (1561/62 Antwerpen - 1641 ebenda) gegolten hatte. Auffällig sind bei einem Vergleich mit den Figuren dieses "Abendmahls" neben physiognomischen Parallelen die frappierenden Übereinstimmungen der schmalen Proportionen der Hände mit überlängten Fingern.

 

Antonius Claeissens war Mitglied einer verzweigten Künstlerfamilie. Er war zuerst Schüler seines Vaters Pieter Claeissens d. Ä., dann von Pieter Pourbus. 1570 wurde er Meister der Lukasgilde, von 1570-1581 war er Stadtmaler von Brügge. Seine künstlerische Nähe zum Schaffen seines Lehrers Pourbus war es wohl auch, die dazu führte, dass man ihn mit der Restaurierung dessen während des Bildersturms beschädigten "Letzten Abendmahls" in der Brügger Sakramentskapelle beauftragte.

 

Das vorliegende Gemälde kann als privates Andachtsbild aufgrund der Vielschichtigkeit seiner Darstellung nicht nur in idealer Form zur Meditation anregen, sondern überzeugt daneben durch seine meisterliche, den Stil der Brügger Malschule nach Gerard David und Hans Memling fortführende und weiterentwickelnde künstlerische Qualität.

 

Provenienz: Weinmüller, München, Auktion 138, 1.-3. Dezember 1971, Kat.-Nr. 1617 (mit Abb. Taf. 71). - Aus dem Nachlass eines süddeutschen Sammlers.



Signatur-Bez-Recto:
Rücks. undeutliche handschriftliche Bezeichnung des 16. Jahrhunderts und spätere Nummerierung "1652"
Technik:
Öl
Träger:
auf Holz
Maße:
35 x 27,8 cm
Zustand:
Rest
Rahmen:
Rahmen min. besch
Provenienz:
Weinmüller, München, Auktion 138, 1.-3. Dezember 1971, Kat.-Nr. 1617 (mit Abb. Taf. 71). - Aus dem Nachlass eines süddeutschen Sammlers.
Kommentar:
Das vorliegende Gemälde wurde 1971 bei Weinmüller, München, als eine dem Künstler "Claesz van Bruegge" zugeschriebene Arbeit erworben und befand sich seitdem in Privatbesitz. Ein Künstler eines Namens in dieser Form ist nicht nachzuweisen, wohl aber Antonius Claeissens (um 1536 Brügge - 1613 ebenda), der bisweilen auch "Claeis(s)" genannt wird. Stilistische Vergleiche legen eine Einordnung des Gemäldes in den Umkreis Claeissens nahe. Bezüglich der Physiognomien Johannes und Maria Magdalenas zeigen sich deutliche Übereinstimmungen mit dem "Liebesgarten" des Pieter Pourbus (1523/24 Gouda - 1584 Brügge), dem Lehrer Claeissens, in der Wallace Collection, London (Inv.-Nr. P531) und mit dessen "Taufe des Eustachius" im Museum Gouda, Gouda (Inv.-Nr. 55.073). Ein Gemälde "Das Letzte Abendmahl", das am 19. April 2018 bei Christies New York versteigert wurde (Lot 51), wurde als authentisches Werk Pourbus angeboten, nachdem es lange als Arbeit des Adam van Noort (1561/62 Antwerpen - 1641 ebenda) gegolten hatte. Auffällig sind bei einem Vergleich mit den Figuren dieses "Abendmahls" neben physiognomischen Parallelen die frappierenden Übereinstimmungen der schmalen Proportionen der Hände mit überlängten Fingern. Antonius Claeissens war Mitglied einer verzweigten Künstlerfamilie. Er war zuerst Schüler seines Vaters Pieter Claeissens d. Ä., dann von Pieter Pourbus. 1570 wurde er Meister der Lukasgilde, von 1570-1581 war er Stadtmaler von Brügge. Seine künstlerische Nähe zum Schaffen seines Lehrers Pourbus war es wohl auch, die dazu führte, dass man ihn mit der Restaurierung dessen während des Bildersturms beschädigten "Letzten Abendmahls" in der Brügger Sakramentskapelle beauftragte. Das vorliegende Gemälde kann als privates Andachtsbild aufgrund der Vielschichtigkeit seiner Darstellung nicht nur in idealer Form zur Meditation anregen, sondern überzeugt daneben durch seine meisterliche, den Stil der Brügger Malschule nach Gerard David und Hans Memling fortführende und weiterentwickelnde künstlerische Qualität.