Jan Erasmus Quellinus - Jakobs Reise von Labans Haus nach Kanaan

Auktion 410, Kat.-Nr. 559

JUBILÄUMS-AUKTION

am 20. September 2023 bis 21. September 2023

Jan Erasmus Quellinus

1634 Antwerpen - 1715 Mechelen


Jakobs Reise von Labans Haus nach Kanaan

Schätzpreis:
€ 40.000 bis € 50.000

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noch erhältlich

Beschreibung:

Jan Erasmus Quellinus

1634 Antwerpen - 1715 Mechelen

Jakobs Reise von Labans Haus nach Kanaan


(Genesis 31, 17-35). L. u. signiert. Öl auf Lwd. 187 x 231,5 cm. Rest. Rahmen (205 x 249 cm).


Labans Söhne beneideten Jakob um seinen Reichtum. Sie behaupteten, dass dieser sich auf Kosten ihres Vaters bereichert hätte. In dieser Situation sprach Gott zu Jakob: "Kehr zurück in das Land deiner Väter und zu deiner Verwandtschaft! Ich bin mit dir." Mit den Töchtern Labans, Rahel und Lea, machte er sich auf den Weg nach Kanaan. Jan Erasmus Quellinus stellt eine Szene dar, in welcher Jakob mit den Frauen und zwei Kindern Rast macht, bei ihm auch zwei Diener als Kamelführer.

Jan Erasmus Quellinus war vermutlich Schüler seines Vaters Erasmus Quellinus d. J. (1607-1678). Nach Beendigung seiner Ausbildung ging er nach Italien, als Mitglied der Bentvueghels in Rom führte er den Bentnamen "Seederboom". Nach seiner Rückkehr aus Italien wurde er 1660/61 Meister der Lukasgilde in Antwerpen. Bis 1698 meldete er 18 Lehrlinge an, was seine Bedeutung als Lehrmeister unterstreicht. Quellinus war zweimal verheiratet: mit Catharina Hemelare und Cornelia Teniers (Heirat 1662), der Tochter des bedeutenden Künstlers David Teniers II und Anna Brueghel. Jan Erasmus Quellinus war Hofmaler Leopolds I. und Josephs I., weshalb er sich ab ca. 1680 bei seinen Signaturen häufig sichtlich stolz als Maler der kaiserlichen Majestät bezeichnete.

Ein thematisch unserem Gemälde vergleichbares Werk Quellinus wurde am 18. November 2015 bei Christies Amsterdam versteigert (Kat.-Nr. 76). Dieses im Katalog als "Jacob and his family on the way to Canaan" bezeichnete und ebenfalls signierte Gemälde (142,5 x 223,5 cm) ist 1687 datiert. Eine Vorzeichnung zu diesem Gemälde befindet sich im Puschkin-Museum, Moskau (Inv.-Nr. 7086). Neuere Forschungen haben ergeben, dass es sich bei dieser Darstellung mit Wahrscheinlichkeit um jene Reise Jakobs handelt, die er nach der Versöhnung mit Esau antrat und die ihn nach Succoth führte, wo er ein Haus und einen Altar baute.

Während Jan Erasmus Quellinus bei seinen Gemälden biblischen Inhalts hinsichtlich der Kleidung der Protagonisten ganz dem klassischen akademischen Kanon verpflichtet ist (so auch bei dem letztgenannten Gemälde), fällt bei unserem Werk auf, dass die am Brunnen stehende Frau (Rahel?) mit ihrem glänzenden Brokatkleid und eleganten Pantoffeln ungewöhnlich reich und modern gekleidet ist. Dazu passt ihre Frisur, die der aktuellen Mode der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entspricht. Eine weitere Auffälligkeit betrifft Jakob: Sein Gesicht ist von äußerster Porträthaftigkeit, ist stark individualisiert. Hier arbeitet Quellinus sonst eher mit tradierten "Idealtypen". Der uns anschauende Kamelführer trägt um seinen Hals ein Jabot nach der aktuellen Mode, seine Frisur entspricht ebenfalls dem Zeitgeschmack des ausgehenden 17. Jahhrunderts.

Die oben genannten Besonderheiten des Gemäldes lassen unweigerlich an ein sog. Portrait historié denken, ein Gemälde auf welchem die dargestellten, real existierenden Personen als Göttinnen und Götter der antiken Mythologie oder als Gestalten der biblischen Geschichte dargestellt werden. Allein das Format des vorliegenden Gemäldes lässt darauf schließen, dass es sich bei den Dargestellten um eine durchaus wohlhabende, vorerst noch nicht zu identifizierende Familie im Antwerpen der 1680er Jahre gehandelt haben muss.

Gutachten Dr. Jean-Pierre De Bruyn, Antwerpen, Juli 2022. Dort "um 1687" datiert.

Provenienz: Norddeutsche Privatsammlung.



Titel-Zusatz:
(Genesis 31, 17-35)


Signatur-Bez-Vorne:
L. u. signiert
Technik:
Öl
Träger:
auf Lwd
Maße:
187 x 231,5 cm
Zustand:
Rest
Rahmen:
Rahmen (205 x 249 cm)
Echtheit:
Gutachten Dr. Jean-Pierre De Bruyn, Antwerpen, Juli 2022. Dort "um 1687" datiert.
Provenienz:
Norddeutsche Privatsammlung.
Kommentar:
Jan Erasmus Quellinus war vermutlich Schüler seines Vaters Erasmus Quellinus d. J. (1607-1678). Nach Beendigung seiner Ausbildung ging er nach Italien, als Mitglied der Bentvueghels in Rom führte er den Bentnamen "Seederboom". Nach seiner Rückkehr aus Italien wurde er 1660/61 Meister der Lukasgilde in Antwerpen. Bis 1698 meldete er 18 Lehrlinge an, was seine Bedeutung als Lehrmeister unterstreicht. Quellinus war zweimal verheiratet: mit Catharina Hemelare und Cornelia Teniers (Heirat 1662), der Tochter des bedeutenden Künstlers David Teniers II und Anna Brueghel. Jan Erasmus Quellinus war Hofmaler Leopolds I. und Josephs I., weshalb er sich ab ca. 1680 bei seinen Signaturen häufig sichtlich stolz als Maler der kaiserlichen Majestät bezeichnete. Ein thematisch unserem Gemälde vergleichbares Werk Quellinus wurde am 18. November 2015 bei Christies Amsterdam versteigert (Kat.-Nr. 76). Dieses im Katalog als "Jacob and his family on the way to Canaan" bezeichnete und ebenfalls signierte Gemälde (142,5 x 223,5 cm) ist 1687 datiert. Eine Vorzeichnung zu diesem Gemälde befindet sich im Puschkin-Museum, Moskau (Inv.-Nr. 7086). Neuere Forschungen haben ergeben, dass es sich bei dieser Darstellung mit Wahrscheinlichkeit um jene Reise Jakobs handelt, die er nach der Versöhnung mit Esau antrat und die ihn nach Succoth führte, wo er ein Haus und einen Altar baute. Während Jan Erasmus Quellinus bei seinen Gemälden biblischen Inhalts hinsichtlich der Kleidung der Protagonisten ganz dem klassischen akademischen Kanon verpflichtet ist (so auch bei dem letztgenannten Gemälde), fällt bei unserem Werk auf, dass die am Brunnen stehende Frau (Rahel?) mit ihrem glänzenden Brokatkleid und eleganten Pantoffeln ungewöhnlich reich und modern gekleidet ist. Dazu passt ihre Frisur, die der aktuellen Mode der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entspricht. Eine weitere Auffälligkeit betrifft Jakob: Sein Gesicht ist von äußerster Porträthaftigkeit, ist stark individualisiert. Hier arbeitet Quellinus sonst eher mit tradierten "Idealtypen". Der uns anschauende Kamelführer trägt um seinen Hals ein Jabot nach der aktuellen Mode, seine Frisur entspricht ebenfalls dem Zeitgeschmack des ausgehenden 17. Jahhrunderts. Die oben genannten Besonderheiten des Gemäldes lassen unweigerlich an ein sog. Portrait historié denken, ein Gemälde auf welchem die dargestellten, real existierenden Personen als Göttinnen und Götter der antiken Mythologie oder als Gestalten der biblischen Geschichte dargestellt werden. Allein das Format des vorliegenden Gemäldes lässt darauf schließen, dass es sich bei den Dargestellten um eine durchaus wohlhabende, vorerst noch nicht zu identifizierende Familie im Antwerpen der 1680er Jahre gehandelt haben muss.