Albrecht Dürer - Die Beweinung Christi

Auktion 390, Kat.-Nr. 544

Gemälde und Graphiken 15. – 20. Jh.

am 3. Dezember 2020

Albrecht Dürer

Die Beweinung Christi

Schätzpreis:
€ 18.000 bis € 22.000

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 22.860 (inkl. 27 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Albrecht Dürer

1471 Nürnberg - 1528 ebenda, Nachfolge

wohl um 1620

 

Die Beweinung Christi

 

 

Der vom Kreuz genommene Christus wird von Johannes gehalten, Maria und Joseph von Arimathia beugend sich beklagend über den Toten. Nikodemus und Maria Magdalena stehend. Landschaftsausblick. Öl auf Holz. 151,5 x 116,8 cm. Parkettiert. Rest. Besch. Rahmen min. besch.

 

Beim vorliegenden Gemälde handelt es sich um eine variierende Kopie nach Albrecht Dürers Epitaph der Nürnberger Familie Holzschuher. Epitaphien waren Gedächtnisbilder für Verstorbene und wurden von den Nachkommen zugleich für das eigene Seelenheil gestiftet. Das Thema der Totenklage drückt dabei den eigenen Schmerz der Hinterbliebenen aus. Das Original der Holzschuher-Beweinung befindet sich heute im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg (Inv.-Nr. Gm 165). Bis 1566 hing es in der Holzschuherkapelle bei St. Johannis und wurde danach nach St. Sebald verbracht. 1620 wurde es von Martin Peller erworben und in der Pellerschen Sammlung als Werk Dürers hoch geschätzt. Über die Sammlung Boisserée (1816) gelangte es 1827 in die Sammlung König Ludwigs I. von Bayern. Heute ist es eine Leihgabe des Wittelsbacher Ausgleichsfonds / Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Inv.-Nr. WAF 231.

 

Die Besitzergeschichte des Originals ist für das vorliegende Gemälde von großer Bedeutung: Im Rahmen des Verkaufs desselben an Martin Peller wurde ein Kopie angefertigt, von der man annimmt, dass es sich dabei um jene "Beweinung Christi" handelt, die bis heute in Sankt Sebald hängt. Als ausführender Künstler wird in der Literatur Georg Gärtner d. J. diskutiert.

 

Eine Kopie ohne die Stifterfiguren der Familie Holzschuher war seit längerem in Privatbesitz bekannt. Dabei handelt es sich um das vorliegende Werk. Unter Verzicht auf die Übernahme der Stifterfiguren hat der unbekannte Künstler sich deutlich am Gemälde in Sankt Sebald orientiert, eine Kopie nach dem Original kann als unwahrscheinlich gelten. Felix J. F. Steinraths geht in seiner Dissertation (s. u.) ausführlich auf das vorliegende Gemälde ein. Er unterstellt, dass es sich beim Kopf des Joseph von Arimathia hier um ein Bildnis des Auftraggebers der Kopie handelt. Zudem stellt er die Vermutung auf, dass es sich bei der hier vorliegenden Kopie um jene handele, die im Zusammenhang mit dem Verkauf des Originals an Martin Peller geschaffen wurde. Ferner diskutiert er die mögliche Herkunft des Gemäldes und vermutet, dass sich dieses in der Nürnberger Katharinenkirche befunden haben könne.

 

Literatur: Steinrahts, Felix J. F., Albrecht Dürers Memorialtafeln aus der Zeit um 1500. Holzschuher-Epitaph - Glimmsche Beweinung - Paumgartner-Altar. Rezeption, Forschungsstand und offene Fragen. Frankfurt a. M. u. a. 2000 (zugl. Univ. Diss. München 1998), S. 27-35: zu vorliegendem Gemälde. - Fritschka, Anne, Die Urheberschaft und Datierung der "Holzschuherschen Beweinung" von Albrecht Dürer und ihr Bezug zur motivgleichen Tafel in Sankt Sebald, in: Großmann, G. Ulrich, Buchmalerei der Dürerzeit (= Dürer-Forschungen 2). Nürnberg 2009, S. 259-274: u. a. zum ausführenden Künstler des Gemäldes in Sankt Sebald. - Löcher, Kurt (Bearb.), Die Gemälde des 16. Jahrhunderts. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg. Ostfildern-Ruit 1997, S. 192197: zum Epitaph der Familie Holzschuher.

 

Untersuchungsbericht des Doerner-Instituts, München, 14. Januar 1977 liegt vor: Die Entstehung des Gemäldes wird "mit größter Wahrscheinlichkeit im oder vor dem 17. Jahrhundert" vermutet.

 

Provenienz: Privatsammlung Süddeutschland.



Datierung:
wohl um 1620


Titel-Zusatz:
Der vom Kreuz genommene Christus wird von Johannes gehalten, Maria und Joseph von Arimathia beugend sich beklagend über den Toten. Nikodemus und Maria Magdalena stehend. Landschaftsausblick


Technik:
Öl
Träger:
auf Holz
Maße:
151,5 x 116,8 cm
Zustand:
Parkettiert. Rest. Besch
Rahmen:
Rahmen min. besch
Echtheit:
Untersuchungsbericht des Doerner-Instituts, München, 14. Januar 1977 liegt vor: Die Entstehung des Gemäldes wird "mit größter Wahrscheinlichkeit im oder vor dem 17. Jahrhundert" vermutet.
Provenienz:
Privatsammlung Süddeutschland.
Kommentar:
Beim vorliegenden Gemälde handelt es sich um eine variierende Kopie nach Albrecht Dürers Epitaph der Nürnberger Familie Holzschuher. Epitaphien waren Gedächtnisbilder für Verstorbene und wurden von den Nachkommen zugleich für das eigene Seelenheil gestiftet. Das Thema der Totenklage drückt dabei den eigenen Schmerz der Hinterbliebenen aus. Das Original der Holzschuher-Beweinung befindet sich heute im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg (Inv.-Nr. Gm 165). Bis 1566 hing es in der Holzschuherkapelle bei St. Johannis und wurde danach nach St. Sebald verbracht. 1620 wurde es von Martin Peller erworben und in der Pellerschen Sammlung als Werk Dürers hoch geschätzt. Über die Sammlung Boisserée (1816) gelangte es 1827 in die Sammlung König Ludwigs I. von Bayern. Heute ist es eine Leihgabe des Wittelsbacher Ausgleichsfonds / Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Inv.-Nr. WAF 231. Die Besitzergeschichte des Originals ist für das vorliegende Gemälde von großer Bedeutung: Im Rahmen des Verkaufs desselben an Martin Peller wurde ein Kopie angefertigt, von der man annimmt, dass es sich dabei um jene "Beweinung Christi" handelt, die bis heute in Sankt Sebald hängt. Als ausführender Künstler wird in der Literatur Georg Gärtner d. J. diskutiert. Eine Kopie ohne die Stifterfiguren der Familie Holzschuher war seit längerem in Privatbesitz bekannt. Dabei handelt es sich um das vorliegende Werk. Unter Verzicht auf die Übernahme der Stifterfiguren hat der unbekannte Künstler sich deutlich am Gemälde in Sankt Sebald orientiert, eine Kopie nach dem Original kann als unwahrscheinlich gelten. Felix J. F. Steinraths geht in seiner Dissertation (s. u.) ausführlich auf das vorliegende Gemälde ein. Er unterstellt, dass es sich beim Kopf des Joseph von Arimathia hier um ein Bildnis des Auftraggebers der Kopie handelt. Zudem stellt er die Vermutung auf, dass es sich bei der hier vorliegenden Kopie um jene handele, die im Zusammenhang mit dem Verkauf des Originals an Martin Peller geschaffen wurde. Ferner diskutiert er die mögliche Herkunft des Gemäldes und vermutet, dass sich dieses in der Nürnberger Katharinenkirche befunden haben könne. Literatur: Steinrahts, Felix J. F., Albrecht Dürers Memorialtafeln aus der Zeit um 1500. Holzschuher-Epitaph - Glimmsche Beweinung - Paumgartner-Altar. Rezeption, Forschungsstand und offene Fragen. Frankfurt a. M. u. a. 2000 (zugl. Univ. Diss. München 1998), S. 27-35: zu vorliegendem Gemälde. - Fritschka, Anne, Die Urheberschaft und Datierung der "Holzschuherschen Beweinung" von Albrecht Dürer und ihr Bezug zur motivgleichen Tafel in Sankt Sebald, in: Großmann, G. Ulrich, Buchmalerei der Dürerzeit (= Dürer-Forschungen 2). Nürnberg 2009, S. 259-274: u. a. zum ausführenden Künstler des Gemäldes in Sankt Sebald. - Löcher, Kurt (Bearb.), Die Gemälde des 16. Jahrhunderts. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg. Ostfildern-Ruit 1997, S. 192197: zum Epitaph der Familie Holzschuher.