Franz Joseph Winter - Gem. Winter Franz Joseph zugeschrieben
Kurfürst Clemens August, Erzbischof von Köln

Auktion 360, Kat.-Nr. 523

ALTE KUNST 360

am 26. Juni 2013

Franz Joseph Winter

Gem. Winter Franz Joseph zugeschrieben
Kurfürst Clemens August, Erzbischof von Köln

Schätzpreis:
€ 14.000 bis € 18.000

Ergebnis:
€ 14.605 (inkl. 27 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Winter, Franz Joseph um 1690 - nach 1756, war tätig in München

Clemens August von Bayern, Erzbischof und Kurfürst von Köln, als Hochmeister des Deutschen Ordens

Dreiviertelfigur nach links, die Rechte auf den Feldherrnstab gestützt. Mit dem weißen Ordensmantel, das Hochmeisterkreuz an rotem Bandelier. Vor Vorhangdraperie, rechts Landschaftshintergrund. Auf dem Tisch links Kurhut, Mitra, Dreispitz und Helm mit aufwändigem Federschmuck. Öl auf Lwd. 159 x 128 cm. Doubliert. Rest. - Verg. Rahmen mit aufwändigem Laub- und Blütendekor min. besch.Provenienz: laut Angaben des Vorbesitzers beim Erwerb des Anwesens Ludwigstr. 3 in München (heute Nr. 5) durch den Baseler Johann Ludwig Rapp im Jahre 1879 von den Vorbesitzern Ludwig und Carolina Gampenrieder übernommen. Seitdem in Familienbesitz. - Schweizer Privatsammlung.Clemens August von Bayern (1700-1761) war der vierte Sohn des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel. Von diesem war sein Eintritt in den geistlichen Stand vorbestimmt worden. Aufgrund der Häufung zahlreicher kirchlicher Würden wurde Clemens August von seinen Zeitgenossen auch als "Monsieur des cinq églises" tituliert (Erzbischof von Köln, Fürstbischof von Regensburg, Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim). Als Clemens August im Jahre 1732 zum Hochmeister des Deutschen Ordens gewählt wurde, erfüllte ihn dies mit besonderer Freude, da er ein Amt übernehmen konnte, das bisher in habsburgischer Hand gelegen hatte. Große politische Erfolge waren Clemens August nicht beschieden, ihn hinderte hier nicht zuletzt eine nicht eindeutige Parteinahme entweder für Frankreich oder den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Als Bauherr hingegen setzte sich Clemens August u. a. durch den Umbau des prächtigen Deutschordensschlosses Mergentheim und den Bau der Schlösser Augustusburg, Falkenlust und Clemenswerth bleibende Denkmäler.Franz Joseph Winter kam im Jahre 1710 nach München, wo er Schüler von Caspar Sing wurde. Seit 1715 fertigte er für den Münchner Hof zahlreiche Bildnisse und wurde schließlich zum kurfürstlichen Hof- und Kammermaler ernannt. 1756 suchte er bei Hofe um eine Pension nach.Schon bald nachdem Clemens August 1732 zum Hochmeister des Deutschen Ordens gewählt worden war, schuf Franz Joseph Winter ein repräsentatives ganzfiguriges Porträt des Kurfürsten (Paderborn, Erzbischöfliches Diözesanmuseum und Domschatzkammer, Inv.-Nr. M 254). Als "Urbild" für dieses Bildnis wird ein Werk des Künstlers in Schloss Meersburg am Bodensee vermutet (Kniestück). Das vorliegende, dem Meersburger Porträt sehr ähnliche Gemälde wird in der Literatur ebenfalls als eigenhändige Arbeit Franz Joseph Winters beschrieben.Literatur: Miersch, Martin, Kurfürstliche Selbstdarstellung und kurfürstliche Propaganda - Porträts des Kurfürsten Clemens August, in: Zehnder, Frank Günter (Hg.), Das Ideal der Schönheit. Rheinische Kunst in Barock und Rokoko ("Der Riss im Himmel", Bd. 6). Zur Ausstellung "Der Riss im Himmel - Clemens August und seine Epoche", Schloss Augustusburg, Brühl, 13. Mai - 1. Oktober 2000. Köln 2000, S. 307-334, hier S. 332, Anm. 24: "[...] Neben der Meersburger Fassung muß auch eine besonders qualitätvolle Ausführung im Baseler Privatbesitz als eigenhändige Arbeit Winters angesehen werden". - Ders., Das Bild des Electeur Soleil. Herrscherikonographie des Rokoko am Beispiel des Kölner Kurfürsten und Deutschordenshochmeisters Clemens August (1700-1761) (= Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, 65). Marburg 2007, S. 199 f. (mit Abb. 9): zu vorliegendem Gemälde.Vgl. zudem Schwarzbauer, F. Georg, Die Bildnisse des Kürfürsten Clemens August, in: Ausst.-Kat. Kurfürst Clemens August - Landesherr und Mäzen des 18. Jahrhunderts. Brühl, Schloss Augustusburg, 1961, S. 152-155, besonders S. 154 (zum Meersburger Porträt Franz Joseph Winters). - Ausst.-Kat. Clemens August - Fürstbischof, Jagdherr, Mäzen. Emslandmuseum, Schloss Clemenswerth, 1987, S. 328, Kat.-Nr. 115 (mit Abb.): eine der zahlreichen Kopien nach Franz Joseph Winters Porträttypus. Hier auch Erwähnung des Meersburger Porträts als "Winters sogenannte erste Fassung".