Johann Georg von Dillis - "Aussicht - Gegen das Kloster Tegernsee"

Auktion 407, Kat.-Nr. 403

WINTERAUKTION

am 7. Dezember 2022 bis 8. Dezember 2022

Johann Georg von Dillis

1759 Gmain - 1841 München


"Aussicht - Gegen das Kloster Tegernsee"

Schätzpreis:
€ 25.000 bis € 30.000

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 45.500 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Johann Georg von Dillis

1759 Gmain - 1841 München

"Aussicht - Gegen das Kloster Tegernsee"


Auf dem ursprünglichen, erhaltenen und beigegebenen Untersatz wohl eigenhändig bezeichnet "nach der Natur gezeichnet von Georg Dillis" und betitelt. Feder in Schwarz über Spuren von Bleistift, aquarelliert auf Velin. 28,6 x 43 cm. Hinter Passepartoutblende montiert. Rücks. Montierungsreste. Kleiner horizontaler Bruch des Papiers am oberen Rand. Gebräunt. Fleckig. Rahmen, um 1970 (43 x 57 cm).


BITTE BEACHTEN SIE: Bei Abbildung 2 des Online-Kataloges handelt es sich um eine Fotomontage, die das ursprüngliche Erscheinungsbild des Aquarells auf dem originalen und erhaltenen Untersatzkarton simuliert.

Das vorliegende, akribisch ausgeführte und kolorierte Aquarell sollte die direkte Vorlage für eine Umrissradierung Simon Warnbergers darstellen, die um 1803 entstand und bei Domenico Artaria in Mannheim verlegt wurde. Die Umrissradierung Warnbergers mit dem späteren erweiterten Titel "Aussicht gegen das Kloster Tegernsee / Vue du Couvent de Tegernsee en Bavière" abgebildet bei: Lessing, Waldemar, Johann Georg von Dillis als Künstler und Museumsmann 1759-1841. München 1951, S. 26, Abb. 12. In Warnbergers Serie der "im Umriss radiert[en] und zum kolorieren bestimmt[en]" 12 Ansichten aus Bayern wird die Tegernsee-Ansicht bei Nagler als Nr. 7 geführt.

Nach Waldemar Lessing (s. o., S. 25 f.) schickte Benjamin Thompson, Graf Rumford, Dillis Anfang der 1790er Jahre "mit einer kurfürstlichen Unterstützung ins Alpenvorland, um dort zu zeichnen und nach den Skizzen sauber ausgeführte Veduten anzufertigen. Diese hat Simon Warnberger [...] in kolorierten Umrißradierungen reproduziert."

Das vorliegende Blatt stellt im Schaffen Dillis ein Rarissimum dar. Nur selten finden sich Zeichnungen und Aquarelle von solcher Akuratesse in der Ausführung. Als Dillis das Kloster auf Papier festhielt, waren die Renovierungsarbeiten durch den vorübergehenden Eigentümer Carl Josef Graf von Drechsel noch nicht begonnen worden. Dieser ließ den kompletten Westteil der Klosteranlage abbrechen. Auch hinsichtlich des dokumentarischen Charakters stellt Dillis Ansicht eine Besonderheit dar.

1817 erwarb König Maximilian I. Joseph von Bayern die Gebäude und richtete dort seinen Landsitz ein. Wie wäre die Geschichte des Tegernseer Tals verlaufen, hätte der König sich dort nicht niedergelassen? Möglicherweise würde man sich nach wie vor an der ländlichen Idylle erfreuen können, die Johann Georg von Dillis gegen Ende des 18. Jahrhunderts so meisterhaft mit Feder und Pinsel festhielt ...

Provenienz: Galerie Heinemann, München (1923), Nr. 17301. Das originale Klebeetikett, das sich auf dem alten Rahmen befunden haben muss, ist erhalten. - Verkauf an Justizrat Dr. (Josef) Schwickerath, Berlin. - Über Erbvorgang in Münchener Privatbesitz übergegangen. - Süddeutscher Privatbesitz.



Signatur-Bez-Vorne:
Auf dem ursprünglichen, erhaltenen und beigegebenen Untersatz wohl eigenhändig bezeichnet "nach der Natur gezeichnet von Georg Dillis" und betitelt
Technik:
Feder in Schwarz über Spuren von Bleistift, aquarelliert
Träger:
auf Velin
Maße:
28,6 x 43 cm
Zustand:
Hinter Passepartoutblende montiert. Rücks. Montierungsreste. Kleiner horizontaler Bruch des Papiers am oberen Rand. Gebräunt. Fleckig
Rahmen:
Rahmen, um 1970 (43 x 57 cm)
Kommentar:
Das vorliegende, akribisch ausgeführte und kolorierte Aquarell sollte die direkte Vorlage für eine Umrissradierung Simon Warnbergers darstellen, die um 1803 entstand und bei Domenico Artaria in Mannheim verlegt wurde. Die Umrissradierung Warnbergers mit dem späteren erweiterten Titel "Aussicht gegen das Kloster Tegernsee / Vue du Couvent de Tegernsee en Bavière" abgebildet bei: Lessing, Waldemar, Johann Georg von Dillis als Künstler und Museumsmann 1759-1841. München 1951, S. 26, Abb. 12. In Warnbergers Serie der "im Umriss radiert[en] und zum kolorieren bestimmt[en]" 12 Ansichten aus Bayern wird die Tegernsee-Ansicht bei Nagler als Nr. 7 geführt. Nach Waldemar Lessing (s. o., S. 25 f.) schickte Benjamin Thompson, Graf Rumford, Dillis Anfang der 1790er Jahre "mit einer kurfürstlichen Unterstützung ins Alpenvorland, um dort zu zeichnen und nach den Skizzen sauber ausgeführte Veduten anzufertigen. Diese hat Simon Warnberger [...] in kolorierten Umrißradierungen reproduziert." Das vorliegende Blatt stellt im Schaffen Dillis ein Rarissimum dar. Nur selten finden sich Zeichnungen und Aquarelle von solcher Akuratesse in der Ausführung. Als Dillis das Kloster auf Papier festhielt, waren die Renovierungsarbeiten durch den vorübergehenden Eigentümer Carl Josef Graf von Drechsel noch nicht begonnen worden. Dieser ließ den kompletten Westteil der Klosteranlage abbrechen. Auch hinsichtlich des dokumentarischen Charakters stellt Dillis Ansicht eine Besonderheit dar. 1817 erwarb König Maximilian I. Joseph von Bayern die Gebäude und richtete dort seinen Landsitz ein. Wie wäre die Geschichte des Tegernseer Tals verlaufen, hätte der König sich dort nicht niedergelassen? Möglicherweise würde man sich nach wie vor an der ländlichen Idylle erfreuen können, die Johann Georg von Dillis gegen Ende des 18. Jahrhunderts so meisterhaft mit Feder und Pinsel festhielt ... Provenienz: Galerie Heinemann, München (1923), Nr. 17301. Das originale Klebeetikett, das sich auf dem alten Rahmen befunden haben muss, ist erhalten. - Verkauf an Justizrat Dr. (Josef) Schwickerath, Berlin. - Über Erbvorgang in Münchener Privatbesitz übergegangen. - Süddeutscher Privatbesitz.