Antoni Tàpies - Gem. Tàpies Antoni
Gris Blanc avec Relief en forme de chaise, 1964

Auktion 54, Kat.-Nr. 40

MODERNE KUNST 54

am 5. Dezember 2013

Antoni Tàpies

Gem. Tàpies Antoni
Gris Blanc avec Relief en forme de chaise, 1964

Schätzpreis:
€ 60.000 bis € 80.000

Ergebnis:
€ 107.950 (inkl. 27 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Tàpies, Antoni 1923 Barcelona - 2012 ebenda

Grau-Weiß mit Relief in Form eines Stuhles. 1964

Mischtechik mit Materialbeimischung auf Leinwand

100 x 65 cm

 

Augusti 1245. Rückseitig signiert. Verso Klebeetikett der Galerie Zwirner, Köln und der Fondation Maeght, Saint Paul 1964.

 

Provenienz Galerie Stadler, Paris

Galerie Rudolf Zwirner, Köln

Privatsammlung Süddeutschland, direkt beim Künstler erworben

 

Ausstellung Fondation Maeght. Saint Paul, 1964

Fondation Maegt. Saint Paul, 1976: Kat. no. 28, S. 66

Fonadació Joan Miró. Barcelona, 1976: Kat. no. 26, S. 59

 

Literatur Agusti, Anna (Hrsg.). Raillard, Georges. Tàpies. The complete Works, Vol. 2, S. 190

Vallès Rovira, Josef. Tàpies Empremta (art-vida).

Platschek, Hans. Über Antoni Tàpies. Die Sprachen der Materie. In. Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst. München 1989.

Antoni Tàpies - Die Retrospektive. Ausst. Kat. Haus der Kunst München 2000.

 

Als spanischer Maler und Bildhauer avancierte der Autodidakt Antoni Tàpies zu einem der prägenden Künstler der Nachkriegsmoderne. Angeregt durch einen Aufenthalt in Paris 1950 wandte er sich der informellen Malerei zu, als deren Vertreter er sein Land 1954 auf der Biennale repräsentierte. Seine Werke wurden sowohl 1959 als auch im Entstehungsjahr der vorliegenden Arbeit 1964 auf der documenta gezeigt und begründeten den späteren internationalen Erfolg.

Tàpies Interpretation des Informel rückt ihn in die Nähe von Künstlergruppen wie ZERO und Arte Povera. Seine Gemälde sind - wie das "grau-weiße Bild mit dem Relief eines Stuhls" - weniger dynamisch bewegt, als vielmehr getragen von einer langsamen und kontemplativen Vorgehensweise. Sie lassen seine Vorliebe für minimalistisch-leere Flächen, eine bis zur Einfarbigkeit reduzierte Palette sowie Motive aus der Alltagswelt erkennen. Zugleich gilt die plastische Wirkung der Bildoberfläche infolge von Materialbeimischungen aller Art als Kennzeichen seiner Kunst. Es geht dem Künstler nicht um die bildliche oder symbolische Darstellung eines denkbar prosaischen Stuhls, sondern darum, durch den Objektcharakter der Leinwand - gleichsam wie durch eine trennende Mauer - den Illusionismus des Bildes in Frage zu stellen: "Die Malerei hat immer abstrahiert....Den Fanatikern des Realismus habe ich oft gesagt, dass es die Realität nicht gibt; sie existiert einzig und allein im Kopf des Betrachters. Kunst ist ein Zeichen, ein Ding, das die Realität in unserer geistigen Vorstellung wachruft...Die Realität, die das Auge uns zeigt, ist nur ein armseliger Schatten der Wirklichkeit" (zitiert nach Platschek).

Als Symbol für die Transzendenz der Wirklichkeit verwendet der von Mystik und Zen-Buddhismus faszinierte Künstler die in die Sitzfläche des Stuhls geritzten Zeichen. Als "AT" stehen sie einerseits für seine Signatur und betonen demonstrativ, dass er die Kunst nicht als von ihm getrennt begreift. Darüber hinaus verweist die häufig wiederkehrende Chiffre des "T" auch auf das christliche Kreuz, mit dem der Künstler die Wirklichkeit und mit ihr auch die des Todes anerkennt und zugleich durch die Kunst zu überwinden sucht. GS.



Rahmen:
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