August Riedel - Badende Römerin

Auktion 401, Kat.-Nr. 389

SOMMERAUKTION

am 23. Juni 2021

August Riedel

Badende Römerin

Schätzpreis:
€ 10.000 bis € 15.000

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Ergebnis:
€ 20.320 (inkl. 27 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

August Riedel

1799 Bayreuth - 1883 Rom

 

Badende Römerin

 

 

R. u. signiert, Ortsbezeichnung "Roma" und 1840 datiert. Öl auf Lwd. 77 x 54,5 cm. Min. besch. Rahmen besch.

 

Halbentblößt sitzt eine junge Römerin an einer schattigen Waldquelle. Umgeben ist sie von üppiger Waldvegatation. Mit geneigtem Kopf ist sie im Begriff, den Fuß in das kühle Nass zu tauchen. Verschiedene Lichtquellen verleihen dem Gemälde einen geheimnisvollen Charakter: Von links oben fällt silbriges Licht auf die Blätter im Hintergrund, reflektiert vom Haarreif der Schönen, ihrer rechten Schulter und dem Faltenwurf ihres melonenfarbenen Rockes. Von rechts wiederum lässt warmes Sonnenlicht ihre linke Seite erstrahlen. Irrlichternd blitzt es an wenigen Stellen aus dem steinigen Hintergrund und den Pflanzen am Boden, ein gleißender Lichtreflex betont den Bereich zwischen rechtem Oberarm und der Brust der Badenden.

 

"Italien hat noch einmal tüchtig herhalten müssen; nur finden diese Bilder bei weitem nicht mehr die frühere Theilnahme. Ein Bild von A. Riedel macht jedoch eine Ausnahme; die Römerin, die sich zum Bade anschickt, übt auf jeden Beschauer einen geheimnisvollen Reiz aus. Diese Gestalt, voll zarter Schönheit, mitten in dem düstern, von Schlingpflanzen wild überwachsenen Uferabhang, mit dem weißen Füßchen die Kälte des Wassers behutsam erforschend, dürfte auch unter den übrigen Schöpfungen des Malers schwerlich ihres Gleichen finden." Mit diesen wohlgewählten Worten beschreibt der Kritiker des Schornschen Kunstblattes die "Badende Römerin", die 1842 auf der Berliner Akademischen Kunstausstellung präsentiert wurde. Ebendieses Organ hatte kurze Zeit vorher das wohl berühmteste Werk des Meisters beschrieben, die "Judith" der Münchener Neuen Pinakothek, ebenfalls 1840 in Rom entstanden und von König Ludwig I. von Bayern seiner Sammlung einverleibt. Ludwig I. schätzte August Riedels Gemälde sehr und erwarb, unter anderem auf Vermittlung seines Kunstagenten Martin von Wagner, noch weitere Gemälde von dessen Hand. Zusammen mit der im selben Zeitraum enstandenen "Sakuntula" begründete die "Judith" Riedels Ruhm vor allem als Kolorist. Mit der "Badenden Römerin" gesellt sich zu diesen Meisterwerken nun ein drittes Gemälde. Wenngleich die Maße des in Berlin ausgestellten Gemäldes unbekannt sind, ist durch die Übereinstimmung der Komposition mit einem Stahlstich von W. French, betitelt "Girl Bathig / Badende Römerin" und der Betitelung im Schornschen Kunstblatt die Identität des vorliegenden Gemäldes mit dem ausgestellten mit größter Wahrscheinlichkeit abzusichern. August Riedel entstammte einer Bayreuther Architektenfamilie. 1818 wurde er in die Klasse für Historienmalerei an der Münchener Akademie aufgenommen (als Schüler von Robert von Langer), bereits 1832 unternahm er - zusammen mit seinem Freund und Malerkollegen Paul Emil Jacobs - seine erste Reise nach Florenz und Rom. Nach seiner Rückkehr studierte er in Dresden die Werke Correggios und Raffaels, 1828/29 findet man ihn wieder in Rom. Bis 1832 noch in München mit der Ausmalung des Herzog-Max-Palais befasst (zusammen mit Robert von Langer), ließ er sich anschließend dauerhaft in Rom nieder. August Riedel gilt als einer der Hauptvertreter der römischen Genremalerei seiner Zeit, als einer der ersten deutschen Maler vertrat er einen äußerst effektvollen Kolorismus, der sich - wie bei unserem Gemälde - durch den Einsatz verschiedener Lichtquellen definierte und den Kompositionen bisweilen einen unwirklichen, aus sich selbst leuchtenden, "überzeitlichen" Charakter verleiht. Vgl.: Morgenblatt für gebildete Leser - Kunstblatt, Nr. 20, 9. März 1843, S. 83: die oben zitierte Würdigung der "Badenden Römerin" im Zusammenhang mit der Besprechung der Berliner Ausstellung von 1842.- Ebda., Nr. 56, 13. Juli 1843, S. 236: Erwähnung einer Lithographie "Die badende Italienerin" von (Robert) Theer: wohl nach vorliegendem Gemälde enstanden und damit Zeugnis für die frühe Popularität des Werkes. - Boetticher, Friedrich von, Malerwerke des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. II, 1. Leipzig 1941 (Reprint), S. 428, Nr. 22 "Eine badende Römerin": wohl vorliegendes Gemälde. Dort wird als Eigentümer die Galerie Winter in Wien genannt. Ebenfalls erwähnt sind die Ausstellung des Bildes in Berlin 1842, der Stahlstich von W. French nach diesem (für Adolph Görlings "Belvedere oder Die Galerien von Wien: Stahlstichsammlung der vorzüglichsten Gemälde nebst Text, bestehend in Notizen über die Maler und die Schule, welcher sie angehören, sowie bezüglichen historischen Novellen und Genrestücken", Leipzig/Dresden 1857/58) sowie der Stich "La Baigneuse" von C. Allais in Royalfolio.



Signatur-Bez-Vorne:
R. u. signiert, Ortsbezeichnung "Roma" und 1840 datiert
Technik:
Öl
Träger:
auf Lwd
Maße:
77 x 54,5 cm
Zustand:
Min. besch
Rahmen:
Rahmen besch
Kommentar:
"Italien hat noch einmal tüchtig herhalten müssen; nur finden diese Bilder bei weitem nicht mehr die frühere Theilnahme. Ein Bild von A. Riedel macht jedoch eine Ausnahme; die Römerin, die sich zum Bade anschickt, übt auf jeden Beschauer einen geheimnisvollen Reiz aus. Diese Gestalt, voll zarter Schönheit, mitten in dem düstern, von Schlingpflanzen wild überwachsenen Uferabhang, mit dem weißen Füßchen die Kälte des Wassers behutsam erforschend, dürfte auch unter den übrigen Schöpfungen des Malers schwerlich ihres Gleichen finden." Mit diesen wohlgewählten Worten beschreibt der Kritiker des Schornschen Kunstblattes die "Badende Römerin", die 1842 auf der Berliner Akademischen Kunstausstellung präsentiert wurde. Ebendieses Organ hatte kurze Zeit vorher das wohl berühmteste Werk des Meisters beschrieben, die "Judith" der Münchener Neuen Pinakothek, ebenfalls 1840 in Rom entstanden und von König Ludwig I. von Bayern seiner Sammlung einverleibt. Ludwig I. schätzte August Riedels Gemälde sehr und erwarb, unter anderem auf Vermittlung seines Kunstagenten Martin von Wagner, noch weitere Gemälde von dessen Hand. Zusammen mit der im selben Zeitraum enstandenen "Sakuntula" begründete die "Judith" Riedels Ruhm vor allem als Kolorist. Mit der "Badenden Römerin" gesellt sich zu diesen Meisterwerken nun ein drittes Gemälde. Wenngleich die Maße des in Berlin ausgestellten Gemäldes unbekannt sind, ist durch die Übereinstimmung der Komposition mit einem Stahlstich von W. French, betitelt "Girl Bathig / Badende Römerin" und der Betitelung im Schornschen Kunstblatt die Identität des vorliegenden Gemäldes mit dem ausgestellten mit größter Wahrscheinlichkeit abzusichern. August Riedel entstammte einer Bayreuther Architektenfamilie. 1818 wurde er in die Klasse für Historienmalerei an der Münchener Akademie aufgenommen (als Schüler von Robert von Langer), bereits 1832 unternahm er - zusammen mit seinem Freund und Malerkollegen Paul Emil Jacobs - seine erste Reise nach Florenz und Rom. Nach seiner Rückkehr studierte er in Dresden die Werke Correggios und Raffaels, 1828/29 findet man ihn wieder in Rom. Bis 1832 noch in München mit der Ausmalung des Herzog-Max-Palais befasst (zusammen mit Robert von Langer), ließ er sich anschließend dauerhaft in Rom nieder. August Riedel gilt als einer der Hauptvertreter der römischen Genremalerei seiner Zeit, als einer der ersten deutschen Maler vertrat er einen äußerst effektvollen Kolorismus, der sich - wie bei unserem Gemälde - durch den Einsatz verschiedener Lichtquellen definierte und den Kompositionen bisweilen einen unwirklichen, aus sich selbst leuchtenden, "überzeitlichen" Charakter verleiht. Vgl.: Morgenblatt für gebildete Leser - Kunstblatt, Nr. 20, 9. März 1843, S. 83: die oben zitierte Würdigung der "Badenden Römerin" im Zusammenhang mit der Besprechung der Berliner Ausstellung von 1842.- Ebda., Nr. 56, 13. Juli 1843, S. 236: Erwähnung einer Lithographie "Die badende Italienerin" von (Robert) Theer: wohl nach vorliegendem Gemälde enstanden und damit Zeugnis für die frühe Popularität des Werkes. - Boetticher, Friedrich von, Malerwerke des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. II, 1. Leipzig 1941 (Reprint), S. 428, Nr. 22 "Eine badende Römerin": wohl vorliegendes Gemälde. Dort wird als Eigentümer die Galerie Winter in Wien genannt. Ebenfalls erwähnt sind die Ausstellung des Bildes in Berlin 1842, der Stahlstich von W. French nach diesem (für Adolph Görlings "Belvedere oder Die Galerien von Wien: Stahlstichsammlung der vorzüglichsten Gemälde nebst Text, bestehend in Notizen über die Maler und die Schule, welcher sie angehören, sowie bezüglichen historischen Novellen und Genrestücken", Leipzig/Dresden 1857/58) sowie der Stich "La Baigneuse" von C. Allais in Royalfolio.