Anselm Kiefer - Aurora. 2011

Auktion 926, Kat.-Nr. 332

BENEFIZAUKTION "HELFEN OHNE LIMIT"

am 19. Juli 2018

Anselm Kiefer

Aurora. 2011

Schätzpreis:
€ 80.000 bis € 120.000

Ergebnis:
€ 100.000

Beschreibung:

Kiefer, Anselm

1945 Donaueschingen - lebt bei Paris

 

Aurora. 2011

 

Objekt. auf Blei, Acryl, Kreide, getrocknete Blumen. Bleikiste mit scharniertem Deckel, darin auf einem Bett aus getrockneten Blumen, ein Schiff aus Blei.

23 x 68 x 25 cm

 

Sowohl auf der Außen- als auch der Innenseite des Deckels der Kiste mit "Aurora" mit weißer Kreide bezeichnet.

 

Spende von Anselm Kiefer / Galerie Thaddaeus Ropac, London Paris Salzburg

 

Provenienz: Direkt aus dem Atelier des Künstlers

 

Anselm Kiefers Werke zählen "zu den großen Ereignissen der Kunst unserer Zeit", so der Kunsthistoriker Wieland Schmied, er bringe den Mut auf, sich in expressiven Bildern mit der Geschichte des Menschen zu befassen, "soweit sie Mythos geworden ist, also unsere Existenz betrifft". Mit dem Objekt greift Anselm Kiefer einen solchen Mythos auf: Das in einem Kästchen liegende Boot erinnert an den Panzerkreuzer "Aurora", der 1905 im Krieg Russland gegen Japan im Einsatz war. Im Jahr 1917 soll das nach Sankt Petersburg verlegte Schiff mit einem Schuss das Signal zur Oktoberrevolution gegeben haben.

 

Anselm Kiefer verwendet für seine Werke wie sein Lehrer Joseph Beuys unscheinbare Materialien, dadurch verleiht er ihnen eine sinnlich-spröde Stofflichkeit und lädt sie mit poetischer Bedeutung auf. In dem Kästchen erscheint das Schiff als sei es auf den Meeresgrund gesunken oder auf den vertrockneten Blumen wie in einen Sarg gebettet. Die Rosen, Zeichen der Liebe und Abglanz der Morgenröte auf Erden, werden zum Sinnbild der Vergänglichkeit. Der Behälter aus Blei, ein von Kiefer viel verwendetes und mit hoher Symbolik aufgeladenes, auch als giftig geltendes Material, wirkt bedrohlich und schützend zugleich, wie ein verbeultes Schatzkästchen, das die Spuren der Zeit trägt und verdrängte Erinnerungen ins Bewusstsein holt. Kiefer jedoch widersetzte sich wie viele der Nachkriegsgeneration der Verdrängung der Vergangenheit: "Ich erzähle in meinen Bildern Geschichte, um zu zeigen, was hinter der Geschichte ist".

 

Anselm Kiefer führt uns die Sinnlosigkeit von Kriegen vor Augen: Der Krieg ist aus, das Blei verschossen, das Schiff untergegangen, die Revolution gescheitert. Als einer, der im Deutschland der Nachkriegszeit inmitten von Trümmern aufgewachsen ist und als Künstler, der eine Utopie verteidigt, glaubt er jedoch an einen Neubeginn - unter der Bedingung, dass wir uns der Geschichte stellen. Mit dieser Arbeit setzt er dem heroischen Mythos seine eigene Mythologie entgegen und vollzieht unter dem doppeldeutigen Titel "Aurora" den Wandel von der Nacht zur Morgenröte, vom Schrecklichen ins Schöne. (G.S.)

 

 



Titel-Zusatz:
Objekt.


Signatur-Bez-Vorne:
Sowohl auf der Außen- als auch der Innenseite des Deckels der Kiste mit "Aurora" mit weißer Kreide bezeichnet
Technik:
Objekt.
Träger:
auf Blei, Acryl, Kreide, getrocknete Blumen. Bleikiste mit scharniertem Deckel, darin auf einem Bett aus getrockneten Blumen, ein Schiff aus Blei.
Maße:
23 x 68 x 25 cm
Provenienz:
Direkt aus dem Atelier des Künstlers
Kommentar:
Spende von Anselm Kiefer / Galerie Thaddaeus Ropac, London Paris Salzburg