Jörg Immendorff - "Acht Bilder von der Nordfront-Für Dich zurück". 1981

Auktion 55, Kat.-Nr. 319

MODERNE KUNST 55

am 5. Juni 2014

Jörg Immendorff

"Acht Bilder von der Nordfront-Für Dich zurück". 1981

Schätzpreis:
€ 15.000 bis € 20.000

Ergebnis:
€ 13.970 (inkl. 27 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Immendorff, Jörg

1945 Bleckede/Elbe - 2007 Düsseldorf

 

"Acht Bilder von der Nordfront-Für Dich zurück". 1981

 

Öl auf Leinwand

48 x 138 cm

 

Links unten signiert und bezeichnet "Immendorff Stockholm". Rechts unten monogrammiert "IM". In der Darstellung betitelt. Verso mit zwei Ausstellungsetiketten.

 

Provenienz: Sammlung Hugh Bareiss

 

Ausstellung: Galerie Fred Jahn, München 1982 / Kunsthaus Zürich 1983/84

 

Zur Entstehungszeit des Gemäldes im Jahr 1981 hatte Jörg Immendorff gerade seinen Broterwerb als Kunstlehrer an einer Hauptschule aufgegeben und eine Gastprofessur an der Kunsthochschule in Stockholm übernommen. Nach seiner Rückkehr in die Heimatstadt Düsseldorf meldete er sich den Inschriften in der Darstellung zufolge "Von der Nordfront - zurück". Im Jahr darauf präsentierte er "Acht Bilder - für dich" sowie eine Reihe von Papierarbeiten in der Münchner Galerie Fred Jahn.

 

Der Bildtitel "Grüße von der Nordfront", der seinerzeit zugleich als Ausstellungs- und Katalogtitel fungierte, spielt nicht nur auf den Aufenthalt im Norden, sondern auch auf die militärische Formation der Roten Armee an, die im Zweiten Weltkrieg zur Verteidigung der sowjetischen Nordmeerküste eingesetzt war. Damit erweist sich die Darstellung als programmatisch für die persönliche und künstlerische Entwicklung Jörg Immendorffs. Als Mitbegründer der "Alternativen Liste" in Düsseldorf setzte er sich in seinen expressiv-figurativen Bildern der 1970er Jahre durchweg mit gesellschaftskritischen Themen und vor allem mit der deutschen Teilung auseinander. Insbesondere die 1977 begonnene Bilderserie "Café Deutschland" trug ihm den Ruf als Vertreter einer neuen Historienmalerei ein, dessen künstlerischer Erfolg durch die Teilnahme an der documenta 1972 und der Biennale 1976 begründet wurde.

 

Obwohl Immendorff anlässlich der Ausstellung des Bildes "Grüße von der Nordfront" 1983 im Kunsthaus Zürich bekannte, er verstehe sich als Maler, "bei dem sich das politische Engagement wie ein roter Faden durch Leben und Arbeit zieht", entschloss er sich in diesen Jahren zum "Rückzug von der Straße auf den Keilrahmen". Dieser Wandel zeigt sich in dem querformatigen Bild: Indem der Künstler sich in der Bildmitte in Gestalt des roten "Maleraffen" darstellt, lässt er das Flugzeug auf der linken Seite als Symbol der militanten Agitation hinter sich, um sich mit dem geschwungenen Pinsel auf der rechten Seite ganz der Kunst zu widmen. Fortan wird für Immendorff die Mal- und Bildsprache zum Medium des "Pinselwiderstands", in dem Kunst und Politik vermittelt werden und sich die moralische Haltung des Künstlers manifestiert.

 

 



Signatur-Bez-Vorne:
Links unten signiert und bezeichnet "Immendorff Stockholm". Rechts unten monogrammiert "IM". In der Darstellung betitelt
Signatur-Bez-Recto:
Verso mit zwei Ausstellungsetiketten
Technik:
Öl
Träger:
auf Leinwand
Maße:
48 x 138 cm
Provenienz:
Sammlung Hugh Bareiss
Ausstellung:
Galerie Fred Jahn, München 1982 / Kunsthaus Zürich 1983/84