Salomon Adler - Bildnis eines Mitglieds des Ritterordens der Hl. Mauritius und Lazarus

Auktion 405, Kat.-Nr. 283

SOMMERAUKTION

am 29. Juni 2022

Salomon Adler

Bildnis eines Mitglieds des Ritterordens der Hl. Mauritius und Lazarus

Schätzpreis:
€ 8.000 bis € 10.000

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 10.400 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Salomon Adler

1630 Danzig - 1709 Mailand, Umkreis

 

Bildnis eines Mitglieds des Ritterordens der Hl. Mauritius und Lazarus

 

 

Dreiviertelfigur nach links, den Kopf frontal zum Betrachter, den Blick leicht nach rechts gewandt. Rechts unten Familienwappen. Öl auf Lwd. 110 x 86,5 cm. Doubliert. Rest. Min. besch. Reich beschnitzter und vergoldeter Laubwerkrahmen im bolognesischen Stil. Besch. (116 x 155 cm).

 

Auf dem Keilrahmen Inventaretikett des 19. Jahrhunderts mit Zuschreibung des Gemäldes an Hyacinthe Rigaud (1659 Perpignan - 1743 Paris). Ebenda auf Klebezettel Provenienzangabe "acheté de Della Rovere à Venise" (September 1874) und Identifizierung des Dargestellten als "Duc de Savoie". Auf der Rückseite der Leinwand stark beschädigter Klebezettel mit Angaben eines Ankaufs von "Johann Woods", Venedig, ebenfalls im Jahre 1874, dort als "Eugene de Savoie Carignan" (Prinz Eugen von Savoyen, 1663 Hôtel de Soissons - 1736 Wien).

 

Selbstbewusst präsentiert sich ein junger Mann im Mantel des Ritterordens der Hl. Mauritius und Lazarus. Er posiert in eleganter, dennoch lässiger Haltung, eine kunstvolle Allongeperücke tragend, vor einer aufwendig reliefierten Säule. Das bekrönte Familienwappen rechts unten lässt darauf schließen, dass es sich um einen Grafen handelt, der umlaufende Wahlspruch ist in Teilen zu erkennen: "ECCLESIA [...] ILLAM GESTAMUS". Der "Ordine dei SS. Maurizio e Lazzaro" entstand im 15. Jahrhundert als Verdienstorden der Grafen von Savoyen, später im Königreich Sardinien und Italien weitergeführt. Bis zur Abschaffung der Monarchie in Italien sollte dieser Orden die zweithöchste Verdienstauszeichnung des Landes darstellen. Der Orden besteht bis heute, seit 1951 als gemeinnützige Organisation anerkannt. Auf eine Entstehung des vorliegenden Porträts in Oberitalien deuten verschiedene Aspekte hin. Dass ein Mitglied des savoyischen Verdienstordens (ober-) italienischer Abstammung ist, liegt nahe. Deutliche stilistische Übereinstimmungen lassen jedoch vermuten, dass das Gemälde - unter venezianischem Einfluss - konkret in der Lombardei entstanden sein sollte. Dort wirkte ein - wissenschaftlich noch immer schwer fassbarer - Künstler, der aus Danzig nach Italien gekommen war: Salomon Adler. Dieser scheint seine Geburtsstadt bereits 1653 verlassen zu haben, in Venedig wurde er künstlerisch geprägt. Adler war vor allem in Bergamo und Mailand zu seiner Zeit als Bildnismaler sehr geschätzt, der virtuose Porträtist Vittore Ghislandi, gen. Fra Galgario (1655 Bergamo - 1743 ebenda) sollte sein berühmtester Schüler (und Mitarbeiter) werden. Der Einfluss der venezianischen "Tenebrosi", Künstler mit einer Vorliebe für starke Hell-Dunkel-Kontraste, lässt sich sowohl auf dem vorliegenden Porträt wie auch im Schaffen Adlers nachweisen, in der Behandlung der Stofflichkeit wiederum kann als Vergleich Adlers Bildnis des Giovanni Carlo Pirovano (um 1680-85), Sammlung Adolfo Nobili / Mailand, herangezogen werden. Salomon Adlers Individualstil zeichnete sich - exemplarisch bei seinen Selbstbildnissen - durch eine lässige, jovial wirkende Körperhaltung der Dargestellten aus, seine Porträts haben deutlich psychologisierenden Charakter. Da Adler offenbar ausschließlich für private Auftraggeber gearbeitet hat, war eine umfassende Darstellung seines Schaffens im Sinne eines Werkverzeichnisses bislang nicht möglich. Besonders auffallend am Bildnis des (noch) unbekannten Conte ist der reiche Dekor der Säule im Hintergrund. Deren ungewöhnlicher Aufbau lässt eher an einen überdimensionierten Kandelaber denn an ein architektonisches Element denken. Außergewöhnlich auch das Motiv der spielenden Putten als Säulendekor, das wiederum auf venezianischen Einfluss schließen lässt. Wenngleich vielfigurige Puttenszenen sich z. B. auf zahlreichen antiken römischen Sarkophagen nachweisen lassen, so finden sich hier konkrete Anklänge an ein damals in Venedig überaus populäres Reliefpaar der Antike: Bestandteile des "Trono de Saturno", lange Jahre öffentlich präsentiert (heute im Museo Archeologico in Venedig), das zahlreiche Künstler, darunter auch Jacopo Sansovino und Tizian motivisch inspirierte.

 

Provenienz: Süddeutscher Adelsbesitz.



Titel-Zusatz:
Dreiviertelfigur nach links, den Kopf frontal zum Betrachter, den Blick leicht nach rechts gewandt. Rechts unten Familienwappen


Technik:
Öl
Träger:
auf Lwd
Maße:
110 x 86,5 cm
Zustand:
Doubliert. Rest. Min. besch
Rahmen:
Reich beschnitzter und vergoldeter Laubwerkrahmen im bolognesischen Stil. Besch. (116 x 155 cm)
Provenienz:
Süddeutscher Adelsbesitz.
Kommentar:
Selbstbewusst präsentiert sich ein junger Mann im Mantel des Ritterordens der Hl. Mauritius und Lazarus. Er posiert in eleganter, dennoch lässiger Haltung, eine kunstvolle Allongeperücke tragend, vor einer aufwendig reliefierten Säule. Das bekrönte Familienwappen rechts unten lässt darauf schließen, dass es sich um einen Grafen handelt, der umlaufende Wahlspruch ist in Teilen zu erkennen: "ECCLESIA [...] ILLAM GESTAMUS". Der "Ordine dei SS. Maurizio e Lazzaro" entstand im 15. Jahrhundert als Verdienstorden der Grafen von Savoyen, später im Königreich Sardinien und Italien weitergeführt. Bis zur Abschaffung der Monarchie in Italien sollte dieser Orden die zweithöchste Verdienstauszeichnung des Landes darstellen. Der Orden besteht bis heute, seit 1951 als gemeinnützige Organisation anerkannt. Auf eine Entstehung des vorliegenden Porträts in Oberitalien deuten verschiedene Aspekte hin. Dass ein Mitglied des savoyischen Verdienstordens (ober-) italienischer Abstammung ist, liegt nahe. Deutliche stilistische Übereinstimmungen lassen jedoch vermuten, dass das Gemälde - unter venezianischem Einfluss - konkret in der Lombardei entstanden sein sollte. Dort wirkte ein - wissenschaftlich noch immer schwer fassbarer - Künstler, der aus Danzig nach Italien gekommen war: Salomon Adler. Dieser scheint seine Geburtsstadt bereits 1653 verlassen zu haben, in Venedig wurde er künstlerisch geprägt. Adler war vor allem in Bergamo und Mailand zu seiner Zeit als Bildnismaler sehr geschätzt, der virtuose Porträtist Vittore Ghislandi, gen. Fra Galgario (1655 Bergamo - 1743 ebenda) sollte sein berühmtester Schüler (und Mitarbeiter) werden. Der Einfluss der venezianischen "Tenebrosi", Künstler mit einer Vorliebe für starke Hell-Dunkel-Kontraste, lässt sich sowohl auf dem vorliegenden Porträt wie auch im Schaffen Adlers nachweisen, in der Behandlung der Stofflichkeit wiederum kann als Vergleich Adlers Bildnis des Giovanni Carlo Pirovano (um 1680-85), Sammlung Adolfo Nobili / Mailand, herangezogen werden. Salomon Adlers Individualstil zeichnete sich - exemplarisch bei seinen Selbstbildnissen - durch eine lässige, jovial wirkende Körperhaltung der Dargestellten aus, seine Porträts haben deutlich psychologisierenden Charakter. Da Adler offenbar ausschließlich für private Auftraggeber gearbeitet hat, war eine umfassende Darstellung seines Schaffens im Sinne eines Werkverzeichnisses bislang nicht möglich. Besonders auffallend am Bildnis des (noch) unbekannten Conte ist der reiche Dekor der Säule im Hintergrund. Deren ungewöhnlicher Aufbau lässt eher an einen überdimensionierten Kandelaber denn an ein architektonisches Element denken. Außergewöhnlich auch das Motiv der spielenden Putten als Säulendekor, das wiederum auf venezianischen Einfluss schließen lässt. Wenngleich vielfigurige Puttenszenen sich z. B. auf zahlreichen antiken römischen Sarkophagen nachweisen lassen, so finden sich hier konkrete Anklänge an ein damals in Venedig überaus populäres Reliefpaar der Antike: Bestandteile des "Trono de Saturno", lange Jahre öffentlich präsentiert (heute im Museo Archeologico in Venedig), das zahlreiche Künstler, darunter auch Jacopo Sansovino und Tizian motivisch inspirierte.