Antoine Pesne - Prinzessin Sophie Friederike Wilhelmine von Preußen, seit 1735 Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth
Auktion 374, Kat.-Nr. 260
ALTE KUNST
am 7. Dezember 2016
Antoine Pesne
Prinzessin Sophie Friederike Wilhelmine von Preußen, seit 1735 Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth
Differenzbesteuerung
PESNE, ANTOINE
1683 Paris - 1757 Berlin
unter möglicher Beteiligung der Werkstatt
Prinzessin Sophie Friederike Wilhelmine von Preußen, seit 1735 Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth
(1709 Potsdam - 1758 Bayreuth). Halbfigur frontal, den Kopf leicht nach links gewandt. In karmesinrotem Kleid mit Hermelinmantel. Vor Vorhangdraperie. Öl auf Lwd. 79,5 x 65,5 cm. Rest. Rahmen d. Zt.
Rücks. alt bezeichnet "Frid: Soph: Wilhelmine Marggräfin zu Bareuth". Ebda. Inventarstempel "H.S.Bl 247", auf dem Keilrahmen Reste eines Klebeetiketts "[Schloss] Blankenburg Gemälde-Verzeichnis Nr. 1247". Ebda. hs. Bezeichnung "Gang II".
Markgräfin Wilhelmine, die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen, ist zu den bedeutendsten Frauengestalten des 18. Jahrhunderts zu rechnen. Sie wurde als Tochter Friedrich Wilhelms I. von Preußen geboren, von ihrer Mutter Sophie Dorothea aus dem Hause Hannover wurde sie schon als kleines Mädchen darauf vorbereitet, Königin von England zu werden. Diese Heiratspläne zerschlugen sich jedoch und man verständigte sich darauf, die kleine fränkische Markgrafschaft Bayreuth durch eine Ehe zwischen Wilhelmine und Erbprinz Friedrich von Brandenburg-Bayreuth (seit 1735 als Markgraf Friedrich III.) wieder enger an das Haus Preußen zu binden. Für Wilhelmine drohte mit der Eheschließung im Jahre 1731 jedoch statt des glanzvollen Lebens am englischen Hof das ungleich einfachere "Exil" in der oberfränkischen Provinz. Ihre diesbezüglichen Empfindungen schildert die Markgräfin in schillernden Farben in ihren Lebenserinnerungen.
Die Markgräfin zeichnete sich durch ihre vielfältigen künstlerischen Interessen aus: So trat sie als Malerin, Komponistin und Autorin von Bühnenstücken in Erscheinung, widmete sich gelegentlich auch selbst der Schauspielerei. Mit Voltaire stand sie in regem Gedankenaustausch. Mit Durchsetzungsvermögen und Empathie machte sie aus ihrer Residenz in Bayreuth einen Hort der Musen, als Bauherrin erweiterte sie die Eremitage, errichtete das Neue Schloss und legte den Felsengarten Sanspareil an. Höhepunkt ihrer Bautätigkeit sollte das Markgräfliche Opernhaus werden.
Nach dem Tod der Markgräfin versank Wilhelmines "Musenhof" in Bedeutungslosigkeit, erst in jüngerer Vergangenheit geriet die enorme kulturelle Leistung der preußischen Prinzessin wieder verstärkt in das öffentliche Bewusstsein, "ihr" Opernhaus wird zur Zeit einer umfassenden Restaurierung unterzogen.
Das vorliegende Gemälde folgt einem populären, offenbar als "offiziell" geltenden Porträttypus. Eine sehr vergleichbare Fassung von Antoine Pesne und seiner Werkstatt befindet sich im Neuen Schloss zu Bayreuth. Dem Bayreuther Gesangbuch waren als Kupferstich Bildnisse des jungen Markgrafenpaares vorgesetzt, wobei die Markgräfin ebenfalls im vorliegenden Typus wiedergegeben wurde.
Das Kleid der Markgräfin - Helmut Börsch-Supan fühlt sich in seinem Gutachten an eine Husarenuniform erinnert - zeichnet sich durch seine in der Damenmode selten anzutreffenden silbernen Tressen aus, die als "Brandenbourgs" von preußischen Uniformen bekannt sind.
Provenienz: Schloss Blankenburg (Harz). - Auktion "Kunstwerke des Königlichen Hauses Hannover". Sothebys, Schloss Marienburg, 5.-15. Oktober 2005, Kat.-Nr. 470 (mit Abb.): dort als "German School, early 18th century". - Süddeutsche Privatsammlung.
Vgl. Siefert, Helge, Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth - die Mode in den Porträts von Antoine Pesne, in: Krückmann, Peter O. (Hg.), Paradies des Rokoko - Galli Bibiena und der Musenhof der Wilhelmine von Bayreuth. Ausst.-Kat. Bayreuth, 21. April - 27. September 1998. Bd. II, S. 77-81, v. a. S. 80: zum Porträt im Neuen Schloss. - Vgl. ebda., S. 136 f., Kat.-Nr. 6 (mit Abb.): das gestochene Doppelbildnis des Markgrafenpaares von Martin Tyroff im Bayreuther Gesangbuch.
Gutachten Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin, 11. Oktober 2012.