Karl Prantl - Meditationsstein

Auktion 56, Kat.-Nr. 243

MODERNE KUNST 56

am 4. Dezember 2014

Karl Prantl

Meditationsstein

Schätzpreis:
€ 15.000 bis € 20.000

Ergebnis:
€ 19.050 (inkl. 27 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Prantl, Karl

1923 Pöttsching/Österreich - 2010 ebenda

 

Meditationsstein

 

weißer Marmor

6 x 43 x 9,5 cm

 

Provenienz: Privatbesitz Süddeutschland. Direkt beim Künstler erworben

 

Literatur: Alexander Winter, Der Steinbildhauer Karl Prantl: Werkkatalog 1950-2000, Dissertation, München 2008, dort nicht mehr enthalten.

 

Karl Prantl bezeichnete seine Werke als "eine Art Vehikel zum Geistigen und Geistlichen". Diese Auffassung kommt auch in der Tatsache zum Ausdruck, dass er zahlreiche seiner Werke "Stein zur Meditation" bzw. "Meditationsstein" nannte. Um den häufigen Gebrauch dieser Bezeichnung zu erklären, verwies er auf die ihn beeinflussende Spiritualität der von ihm geschätzten östlichen Meditation hin. Bereits während seines ersten Japanaufenthaltes 1969 machte er sich mit der Philosophie des "Zen" vertraut. Dessen Anhänger streben danach, "durch innere Wesensschau und intuitive Erkenntnis zur Wahrheit und Erleuchtung zu gelangen.und die belebte und unbelebte Welt.von innen heraus zu verstehen und zu erleben.". Kunstwerke, die im Geist des Zen geschaffen worden sind, wie beispielsweise die Steingärten, fordern vom Betrachter ein "stilles, geduldiges Sichversenken, gesammeltes reines Lauschen auf die schweigende Aussage.".

Wie dieses philosophische Denken bereits Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts Künstler beeinflusst hat, zeigt Constantin Brancusi. Seine Steinskulpturen, die aus einer "inneren Sammlung und Konzentration" heraus entstanden, bewirken beim Betrachter "eine Loslösung von der körperlichen Schwere" wie sie die "östliche Religionsphilosophie" lehrt. Prantls Meditationssteine sollen ebenfalls in einen Zustand der Versenkung führen und damit eine spirituelle Verbindung zwischen Mensch und Natur, repräsentiert durch den Stein, entstehen lassen. Von dieser Selbstreflexion erhofft sich der Bildhauer, dass beim Betrachter ein gedanklicher Prozess über grundsätzliche Fragen des Lebens in Gang kommt. Darauf versucht Karl Prantl mit seinem Werk eine persönliche Antwort zu geben. Dies zeigt sich zunächst in der Auswahl der zu bearbeitenden Steine. Er legt den Schwerpunkt auf wenige ausgewählte Steinmaterialien, die ihn spirituell ansprechen, wie beispielsweise den Serpentin, der sich seiner Ansicht nach gut dafür eignet, die Menschen auf den Weg zur inneren Besinnung und Konzentration zu führen. Auch in der Gestaltung des Materials zeigt sich dieses Streben des Bildhauers: Er beschränkt sich darauf, ein überschaubares, schlichtes Formenvokabular zu entwickeln, das im Zusammenspiel mit dem Material ein Gefühl von Einklang und Harmonie vermitteln soll.

Winter, Alexander: "Der Steinbildhauer Karl Prantl: Werkkatalog 1950-2000", Inaugural-Dissertation LMU München, 2008, S. 68/69

(Anm.: Die meisten Zitate und Erklärungen seiner Werke entstammen aus persönlichen Gesprächen des Autors mit dem Künstler)

 

 



Provenienz:
Privatbesitz Süddeutschland. Direkt beim Künstler erworben
Literatur:
Winter, Alexander. Der Steinbildhauer Karl Prantl: Werkkatalog 1950-2000, Dissertation, München 2008, dort nicht mehr enthalten