Anton Raphael Mengs - Salvator Mundi

Auktion 369, Kat.-Nr. 235

ALTE KUNST & SCHMUCK

am 23. September 2015

Anton Raphael Mengs

Salvator Mundi

Schätzpreis:
€ 40.000 bis € 50.000

Ergebnis:
€ 82.550 (inkl. 27 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Mengs, Anton Raphael

1728 Aussig / Böhmen - 1779 Rom

 

Salvator Mundi

 

Rücks. bezeichnet und bekrönter Stempel "Bourbon Parma". Öl auf Holz. 57 x 42 cm. Parkettiert. Besch. Schmaler (ursprünglicher ?) Leistenrahmen.

 

"Wenn uns ein solcher Mensch begegnete - würde er uns nicht gefallen? Würden wir nicht sagen: Seht! Welch ein Mensch!" Auch mit diesen Worten beschreibt Johann Caspar Lavater das ihm über Kupferstiche bekannte Gemälde des "Salvator Mundi" von Anton Raphael Mengs, über das der berühmte Schweizer Philosoph auch aus konfessionellen Gründen nicht gänzlich unkritisch urteilte. (Lavater, Johann Caspar, Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Leipzig-Winterthur 1775-1778, Bd. IV, S. 447).

Nach über 200 Jahren wurde dieses im Schaffen des Künstlers als einzigartig einzuordnende Gemälde jüngst wieder entdeckt und von Steffi Roettgen als das seit seiner letzten Erwähnung in der Literatur im Jahre 1787 verschollene Werk Mengs identifiziert.

 

Anton Raphael Mengs, der ursprünglich von seinem Vater ausgebildet wurde, brillierte schon als Knabe mit den von ihm geschaffenen Pastellbildnissen, denen er als 16-Jähriger seine Ernennung zum sächsisch-polnischen Hofmaler zu verdanken hatte. Sein später in Rom bezogenes Atelier stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit kunstinteressierter auswärtiger Besucher, darunter auch zahlreicher deutscher Fürsten. Sein Kunstschaffen am Hof Karls III. in Madrid ist in seiner Bedeutung kaum zu überschätzen. Seinen Zeitgenossen galt Mengs als Erneuerer der Malerei, seine Werke waren hoch geschätzt und fanden sich in den bedeutendsten Sammlungen.

 

Anton Raphael Mengs schuf den "Salvator Mundi" für einen Pater der reformierten Minoriten-Observanten, mit dem er persönlich befreundet war und welcher der Beichtvater seiner Frau Margherita Guazzi war, die 1778 verstarb. Im gleichen Jahr gelangte das Gemälde in den Besitz des Klosters S. Francesco in Varese, das 1784 aufgehoben wurde. Die handschriftliche Bezeichnung auf der Rückseite des Gemäldes nennt als Datum des Eingangs in die klösterliche Sammlung den 31. Oktober 1778. Nächster und bislang letzter bekannter Eigentümer war Erzherzog Ferdinand (1754-1806), Statthalter der Lombardei, der in Mailand und Monza residierte.

 

Steffi Roettgen nimmt eine Entstehung des "Salvator Mundi" in den Jahren 1771-1773 an. Sie geht dabei davon aus, dass der Künstler, als er 1771 nach zehn Jahren Abwesenheit nach Rom zurückkehrte, sich mit großer Wahrscheinlichkeit von Pompeo Batonis 1767 entstandenem berühmten und nicht unumstrittenen Herz-Jesu-Bild in der Kirche Il Gesù anregen ließ, sich intensiv mit einer Darstellung des Christus triumphans zu beschäftigen. Es entstand als wohl gezielter Gegenentwurf zu Batonis Gemälde ein Werk, das durch seine Monumentalität und höchste Idealisierung beeindruckt, die "suggestive Schönheit der Gestalt Christi" (Roettgen) fasziniert auch den Betrachter der Gegenwart.

 

Das Gemälde wird in unrestauriertem Zustand angeboten. Aufgrund der Komplexität der Maltechnik Anton Raphael Mengs sollte die Konservierung und Wiederherstellung der Oberfläche einer sorgfältigen Restaurierung nach eingehender Analyse des aktuellen Erhaltungszustandes vorbehalten bleiben.

 

Gutachten Prof. Dr. Steffi Roettgen, München, 13. Juli 2015.

 

Provenienz: Namentlich nicht bekannter Beichtvater der Margherita Mengs-Guazzi. - 1778-1784 im Konvent S. Francesco in Varese. - 1787 im Besitz des Erzherzogs Ferdinand Karl Joseph von Habsburg-Lothringen. - Sammlungen des Hauses Bourbon-Parma. - Privatsammlung Wien.

 

Literatur: Roettgen, Steffi, Anton Raphael Mengs 1728-1779. Band 1: Das malerische und zeichnerische Werk. München 1999, S. 122 f., WVZ-Nr. 74: mit ausführlichen weiterführenden Literaturangaben. Steffi Roettgen geht in ihrem Katalogtext - mangels Kenntnis des Originals - auf die beiden graphischen Reproduktionen nach dem vorliegenden Gemälde ein und würdigt ausführlich die beiden bekannten Kopien in Madrid und Rom, sowie eine weitere Kopie von der Hand Joh. C. Seydelmanns mit unbekanntem Verbleib.



Signatur-Bez-Recto:
Rücks. bezeichnet und bekrönter Stempel "Bourbon Parma"
Technik:
Öl
Träger:
auf Holz
Maße:
57 x 42 cm
Zustand:
Parkettiert. Besch
Rahmen:
Schmaler (ursprünglicher ?) Leistenrahmen
Kommentar:
"Wenn uns ein solcher Mensch begegnete - würde er uns nicht gefallen? Würden wir nicht sagen: Seht! Welch ein Mensch!" Auch mit diesen Worten beschreibt Johann Caspar Lavater das ihm über Kupferstiche bekannte Gemälde des "Salvator Mundi" von Anton Raph