Paul Emil Jacobs - Szene aus einem Sklavenmarkt

Auktion 377, Kat.-Nr. 225

ALTE KUNST

am 27. September 2017

Paul Emil Jacobs

Szene aus einem Sklavenmarkt

Schätzpreis:
€ 40.000 bis € 60.000

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 76.200 (inkl. 27 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

JACOBS, PAUL EMIL

1802 Gotha - 1866 ebenda

 

Szene aus einem Sklavenmarkt

 

R. u. signiert, Ortsbezeichnung Rom und 1839 datiert. Rücks. alte Galerienummer 337. Öl auf Lwd. 121 x 172 cm. Rest. Rahmen besch.

 

"Viel mehr weiß Emil Jacobs in Gotha mit dem lebenslustigen Inkarnat seiner weiblichen Figuren auszurichten [...] Dagegen hat ihm der Verkehr mit den klassischen Italienern den Sinn für Sinnenreiz und Farbenzauber in der äußeren Behandlung aufgeschlossen." (Wilhelm Ernst Weber, Sendschreiben die Gemähldeausstellung zu Bremen im April und Mai 1843 betreffend, S. 32). - Man glaubt, dass der Autor, als er in der blumigen Sprache des 19. Jahrhunderts ein Gemälde seines Zeitgenossen Paul Emil Jacobs beschrieb, das vorliegende Werk vor Augen gehabt hätte.

 

Der Gothaische Hofmaler Jacobs brach im Sommer 1838 zu einer Griechenlandreise auf, die bis zum Oktober des Jahres dauern sollte. Neben dem persönlichen Wunsch nach einer Ortsveränderung (im September des Vorjahres war seine erste Frau verstorben) mögen auch seine humanistische Vorbildung und der damals aktuelle Philhellinismus, der den Befreiungskampf der Griechen gegen die Türken unterstützte, Ursache für den Griechenlandaufenthalt gewesen sein. Intensiv beschäftigte sich Jaobs vor Ort nicht nur mit für ihn als Künstler interessanten Motiven, sondern auch mit dem Charakter der beiden konkurrierenden Ethnien.

 

Im Bereich von bildender Kunst und Literatur entstand in diesen Jahren zeitgleich die neue Strömung des Orientalismus. König Wilhelm I. von Württemberg ließ sich als einer der Ersten dieser neuen Mode entsprechend seit 1842 die "Wilhelma", eine Villa im maurischen Stil, errichten. Paul Emil Jacobs wurde für die Ausstattung der Wilhelma mit mehreren Werken beauftragt. In der Sammlung des Königs befand sich auch ein Gemälde "Orientalischer Sklavenmarkt" (nicht identisch mit vorliegendem Werk).

 

Die "Szene aus einem Sklavenmarkt" kommt einer Neuentdeckung gleich. Bislang war sie nur in Form einer Lithographie "Scene aus einem Sclavenmarkt" von Karl Clauder bekannt, welche lediglich das Detail der Sklavinnengruppe seitenverkehrt wiedergibt. Paul Emil Jacobs schuf das Gemälde direkt im Anschluss an seine Griechenlandreise, als er sich für einige Zeit in Rom aufhielt und dort die neugewonnenen Eindrücke verarbeitete. Das weitere künstlerische Schaffen Jacobs sollte von seinem kurzen Griechenlandaufenthalt auf das Deutlichste geprägt werden. Er wandte sich fortan der koloristisch-effektvollen Modell- und Stoffmalerei zu, die im französischsprachigen Kunstraum vorgeprägt worden war und sich auch bei deutschen Sammlern und Auftraggebern zunehmender Beliebhteit erfreute.

 

Literatur: Boetticher, Friedrich von, Malerwerke des Neunzehnten Jahrhunderts. Bd. I, 2. Leipzig (Reprint) 1941, S. 601, Nr. 11 "Griechische Sclavinnen. Scene aus einem Sclavenmarkt": Ein Gemälde des Künstlers, das 1840 in Halberstadt präsentiert wurde und möglicherweise identisch ist mit vorliegendem Werk. Die bei Boetticher angegebene Präsentation des Gemäldes auf der Pariser Weltausstellung 1855 bezieht sich auf ein anderes Werk Jacobs.

 

Wir danken Pastor Rudolf W. L. Jacobs, Unna, für seine freundliche Unterstützung im Rahmen der Katalogisierung. Dieser hat das vorliegende Gemälde als Nr. 275 in das Werkverzeichnis zum Schaffen Paul Emil Jacobs aufgenommen.

 

Provenienz: aus der in den 1950/60er Jahren entstandenen Privatsammlung eines Münchner Unternehmers.



Signatur-Bez-Vorne:
R. u. signiert, Ortsbezeichnung Rom und 1839 datiert
Signatur-Bez-Recto:
Rücks. alte Galerienummer 337
Technik:
Öl
Träger:
auf Lwd
Maße:
121 x 172 cm
Zustand:
Rest
Rahmen:
Rahmen besch
Provenienz:
aus der in den 1950/60er Jahren entstandenen Privatsammlung eines Münchner Unternehmers.
Kommentar:
"Viel mehr weiß Emil Jacobs in Gotha mit dem lebenslustigen Inkarnat seiner weiblichen Figuren auszurichten [...] Dagegen hat ihm der Verkehr mit den klassischen Italienern den Sinn für Sinnenreiz und Farbenzauber in der äußeren Behandlung aufgeschlosse