Marie Luise Wilckens - Hommage à Möbius I. 1987

Auktion 64, Kat.-Nr. 2188

KLASSISCHE MODERNE, POST WAR & CONTEMPORARY ART

am 7. Dezember 2018

Marie Luise Wilckens

Hommage à Möbius I. 1987

Schätzpreis:
€ 2.500 bis € 3.000

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Ergebnis:
€ 4.064 (inkl. 27 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Marie Luise Wilckens

1908 Bremen - 2001 Gräfelfing

 

Hommage à Möbius I. 1987

 

Bronze, mit goldfarbener Patina

29 x 45,5 x 38 cm

 

Seitlich monogrammiert MLW.

 

Werkverzeichnis: Ebertshäuser Nr. 302

 

Literatur: Ebertshäuser, Caroline H. Marie Luise Wilckens. Ausst.-Kat. Produzentengalerie München. München 1988, S. 58.

 

Ausstellung: Haus der Kunst, München 1988. Produzentengalerie, München 1988. Haus der Kunst München, München 1992.

 

Hommage à Möbius I aus dem Jahre 1987 ist eines von Marie Luise Wilckens bekannten Spiral-Kunstwerken, welche sie ab Beginn der 1970er Jahre schuf. Geboren 1908, erlebte die Künstlerin nicht nur zwei dramatische Weltkriege und die damit verbundenen Veränderungen politischer und sozialer Art, sondern sie erfuhr auch immer wieder Neuanfänge auf künstlerischem Gebiet. So ist die künstlerische Entwicklung besonders im Hinblick auf die Auseinandersetzung mit den Umbrüchen des 20. Jahrhunderts zu lesen. Marie Luise Wilckens Schaffen entwickelte sich von klassischen figurativen Skulpturen von Menschen und Tieren in ihrem Frühwerk hin zur vollkommenden Abstraktion, in der sie mit Form, Material und Raum spielt. Sie lässt die reine Abbildung der Wirklichkeit, welche für viele Jahrhunderte als Aufgabe der Kunst angesehen wurde, hinter sich und entdeckt die Abstraktion als neues Ausdrucksmittel. Dies manifestiert sich endgültig ab den 1970er Jahren mit den Spiralen ihres Spätwerks, zu dem auch das vorliegende Werk zählt. Ihre Spiralen agieren jetzt als Sinnbilder und Bedeutungsträger für den menschlichen Lebensweg und deren Wahrnehmung. Die Bronzeskulptur Hommage à Möbius I, zu Ehren des Mathematikers August Ferdinand Möbius (1790-1868), zeichnet sich durch die unendliche Verschlingung eines Bandes aus, welches durch komplizierte Drehungen und Bewegungen die Multiperspektivität der Fläche darstellt. Die Wahrnehmung des Betrachters wird dabei wesentlich beeinflusst. Eine neue Raum- und Geistesfreiheit eröffnet sich. Denn es gibt keine Vorder- oder Hauptansicht, keine Seiten- und Rückenansicht mehr, sondern je Standpunkt bilden sich eigene Formen und Kurven, die anfänglich in ein verwirrendes Labyrinth führen. Doch durch genauere Betrachtung der Plastik stellt man fest, dass es kontinuierliche, wiederholende und verbundene Bewegungen sind, die Ruhe ausstrahlen. Auch die Materialbehandlung der Bronzeoberfläche beeinflusst die Wahrnehmung des Betrachters. Wilckens hat bspw. bei Hommage à Möbius I bewusst die Seitenkanten heraus geschliffen, um die Dynamik der Drehung zu betonen. So war Wilckens "nicht eine Bildhauerin, die aus dem Stein, dem Holz heraushaut, herausschält, von außen nach innen, sondern eine Plastikerin, die vom Kern der Dinge von innen nach außen das Volumen bis an die Haut treibt, bis zur äußersten Spannung." Das Thema Mensch war nicht nur in Wilckens Kunstschaffen ein wichtiges Thema, so setzte sie sich auch ab 1933 in der Künstlergruppe GEDOK (Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstförderer e.V.) für die Rolle der Frau in der Kunstwelt ein. Ihr Schaffen ist noch heute hoch angesehen und von Ihren Sammlern geschätzt. Ebertshäuser, Caroline H., Marie Luise Wilckens, München 2010.



Werkverzeichnis:
Ebertshäuser Nr. 302
Literatur:
Ebertshäuser, Caroline H. Marie Luise Wilckens. Ausst.-Kat. Produzentengalerie München. München 1988, S. 58
Ausstellung:
Haus der Kunst, München 1988. Produzentengalerie, München 1988. Haus der Kunst München, München 1992.