Carl Spitzweg - Türken im Basar

Auktion 412, Kat.-Nr. 214

MÄRZ-AUKTION

am 20. März 2024

Carl Spitzweg

1808 München - 1885 ebenda


Türken im Basar

Schätzpreis:
€ 40.000 bis € 50.000

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 40.300 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Carl Spitzweg

1808 München - 1885 ebenda

Türken im Basar


Rücks. Nachlass-Stempel. Auf dem Keilrahmen Echtheitsbestätigung aus der Familie des Künstlers, München, 13. März 191(?) sowie nummeriert 122. Öl auf Lwd. 27 x 23,2 cm. Rest. Min. besch. Rahmen min. besch. (51 x 45 cm).


In fast allen Schaffensphasen Carl Spitzwegs finden sich Orientdarstellungen. Doch um das Jahr 1851, mit Reisen zur Industrieausstellung nach Paris und zur Weltausstellung nach London, stieg die Zahl der Werke dieses Themenbereichs erheblich an. Spitzweg selbst bereiste nie den Raum, der landläufig als Orient bezeichnet wurde. Inspiration waren für ihn zunächst Arbeiten französischer Künstler, wie Alexandre Gabriel Decamps (1803-1860) oder Eugène Delacroix (1798-1863). "Lebensechte" Eindrücke bekam Spitzweg dann bei seinem Besuch der "Great Exhibition" in London, auf der auch eine sogenannte "Völkerschau" gezeigt wurde. So finden sich in den Skizzenbüchern des Künstlers ab 1851 viele Zeichnungen von Orientalen und in den darauffolgenden Jahren entstanden zahlreiche Gemälde dieser Thematik.

Im Gegensatz zu seinen französischen Vorbildern, ist bei Spitzwegs keine Sensationslust am Fremden zu spüren. Er zeigt einfache Männer im Basar, die rauchen oder einfach Pause machen. Eine besondere Ruhe liegt auch in vorliegender Szene, die durch die gezielte Lichtführung nochmals akzentuiert wird: Nur der rechte Vordergrund sowie eine Hauswand im Hintergrund werden vom Sonnenlicht getroffen, der restliche Bildraum liegt im Schatten der engen Gassen.

Typisch für Spitzweg sind auch die beiden Männer mit weißem Turban, die eindeutig nicht mehr die Jüngsten sind - der Mann im Hintergrund scheint eine Brille zu tragen (und mag vielleicht gar an die Selbstbildnisse Spitzwegs erinnern?). Es sind die gleichen schrulligen Typen, wie wir sie aus vielen Darstellungen Spitzwegs kennen, lediglich Kleidung und Kontext sind verändert. Spitzweg überträgt dabei seine humorvolle Wiedergabe eines biedermeierlichen Lebens in die Fremde. (LS)

Literatur: Elsen, Alois, Carl Spitzweg, Wien 1948, S. 116 (Abb. 30): dort Verweis auf Provenienz Galerie Zinckgraf, München. - Roennefahrt, Günther, Carl Spitzweg. Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Ölstudien und Aquarelle. München 1960, S. 203, Nr. 667. - Wichmann, Siegfried, Orientdarstellungen im Werk von Carl Spitzweg. Starnberg 1975, Nr. 38. - Wichmann, Siegfried, Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke. Stuttgart 2002, S. 242, WVZ-Nr. 428: dort mit Angabe "Öl auf Holz" sowie einem Gutachten von Adolf Alt, München, 26.1.1934.

Provenienz: Sothebys, Auktion 22. Juni 1993, Kat.-Nr. 60. - Süddeutsche Privatsammlung.

Vgl. zur Figur des Sitzenden die Zeichnung "Sitzender Türke mit übergeschlagenen Beinen" in: Wichmann, Siegfried, Spitzweg. Zeichnungen und Skizzen. München 1985, S. 163.



Signatur-Bez-Recto:
Rücks. Nachlass-Stempel. Auf dem Keilrahmen Echtheitsbestätigung aus der Familie des Künstlers, München, 13. März 191(?) sowie nummeriert 122
Technik:
Öl
Träger:
auf Lwd
Maße:
27 x 23,2 cm
Zustand:
Rest. Min. besch
Rahmen:
Rahmen min. besch. (51 x 45 cm)
Provenienz:
Sothebys, Auktion 22. Juni 1993, Kat.-Nr. 60. - Süddeutsche Privatsammlung.
Vgl:
Vgl. zur Figur des Sitzenden die Zeichnung "Sitzender Türke mit übergeschlagenen Beinen" in: Wichmann, Siegfried, Spitzweg. Zeichnungen und Skizzen. München 1985, S. 163.