Jean (Jean-Baptiste) Pillement - Abendlandschaft mit heimkehrendem Hirten auf einer Holzbrücke über einem Wasserfall
Auktion 377, Kat.-Nr. 208
ALTE KUNST
am 27. September 2017
Jean (Jean-Baptiste) Pillement
Abendlandschaft mit heimkehrendem Hirten auf einer Holzbrücke über einem Wasserfall
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PILLEMENT, JEAN (J.-BAPTISTE)
1728 Lyon - 1808 ebenda
Abendlandschaft mit heimkehrendem Hirten auf einer Holzbrücke über einem Wasserfall
Im Vordergrund zwei abgestorbene Bäume, im Hintergrund Waldlandschaft im Abenddunkel. Öl auf Lwd. 97,5 x 123 cm. Alt doubliert. Rest.
Jean-Baptiste Pillement war als Landschafts-, Marine-, Genre- und Blumenmaler tätig und trat zudem als Ornamentzeichner und -stecher in Erscheinung. Er war international tätig, 1778 wurde er Hofmaler der französischen Königin Marie Antoinette. Zum Motivrepertoire seiner chinoisen Darstellungen gehören blattlose Bäume, labile Brückenkonstruktionen und phantasievoll geformte Felsformationen.
Während sich Pillements Chinoiserien in der Regel durch eine der Leichtigkeit des Rokokos verpflichteten, lockeren, dennoch durchdachten Komposition auszeichnen, wirkt die Strenge der vorliegenden Darstellung ungewöhnlich. Dennoch verwendet der Künstler auch hier das Motiv zweier abgestorbener Bäume, die wie eine - den Kontur einer Rocaille umschreibende - Klammer das Gemälde einzurahmen scheinen.
Helmut Börsch-Supan vergleicht in seinem Gutachten das Gemälde mit den der späten Schaffenszeit Pillements zuzurechnenden Darstellungen hochdramatischer und düsterer Schiffbruchszenen, die wie das vorliegende Werk den politischen Umsturz in Frankreich vorauszuahnen scheinen beziehungsweise widerspiegeln. Die Grundstimmung der "Abendlandschaft mit heimkehrendem Hirten" könnte nach seiner Meinung ebenfalls vor dem Hintergrund der Französischen Revolution zu interpretieren sein, die Enthauptung Marie Antoinettes im Jahre 1793 scheint Pillement tief erschüttert zu haben.
Gutachten (in Fotokopie): Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin, 15. Oktober 2014.