Marie-Luise Wilckens - Ausgreifender Knoten. 1987
Auktion 65, Kat.-Nr. 178
MODERNE, POST WAR & CONTEMPORARY ART
am 7. Juni 2019
Marie-Luise Wilckens
Ausgreifender Knoten. 1987
Differenzbesteuerung
Wilckens, Marie-Luise
1908 Bremen - 2001 Gräfelfing
Ausgreifender Knoten. 1987
Bronze, dunkelbraun und gold patiniert
Holzsockel
49 x 61 x 31,5 cm
Werkverzeichnis: Ebertshäuser 290
Ausstellung: Große Kunstausstellung München, Haus der Kunst, München 1987, 1988, 1990, 1992 / Stadtmuseum Deggendorf 1996
Marie-Luise Wilckens erlebte nicht nur zwei dramatische Weltkriege und die damit verbundenen Veränderungen politischer und sozialer Art, sie erfuhr auch immer wieder Neuanfänge auf künstlerischem Gebiet. Ihr Schaffen entwickelte sich von klassischen figurativen Skulpturen von Menschen und Tieren hin zur Abstraktion, in der sie frei mit Form, Material und Raum spielt. Dies manifestiert sich endgültig ab den 1970er Jahren in der Werkgruppe "Spiralen", zu denen auch das vorliegende Werk zählt. Ihre Spiralen agieren jetzt als Sinnbilder und Bedeutungsträger für den menschlichen Lebensweg und deren Wahrnehmung. Wenn man genau hinsieht, handelt es sich jedoch nicht um eine Spirale, sondern um ein Band, das sich in einem großen, lose geknüpften Knoten unendlich verschlingt. Die Enden des Bandes verbleiben dabei schwungvoll im Raum. Da es keine Schauseite gibt, laden die komplexen Drehungen zum Umschreiten der Skulptur ein. Mit der Veränderung des Standpunktes wandelt sich auch die Aussage. Eine neue Raum- und Geistesfreiheit eröffnet sich. Es wird klar, dass Wilckens "nicht eine Bildhauerin [ist], die aus dem Stein, dem Holz heraushaut, herausschält, von außen nach innen, sondern eine Plastikerin, die vom Kern der Dinge von innen nach außen das Volumen bis an die Haut treibt, bis zur äußersten Spannung." (Ebertshäuser, Caroline H., Marie Luise Wilckens, München 2010.)