Flämisch (?) um 1520 - Triptychon mit der Kreuzigung Christi

Auktion 412, Kat.-Nr. 160

MÄRZ-AUKTION

am 20. März 2024

Flämisch (?) um 1520


Triptychon mit der Kreuzigung Christi

Schätzpreis:
€ 65.000 bis € 70.000

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noch erhältlich

Beschreibung:

Flämisch (?) um 1520

Triptychon mit der Kreuzigung Christi


Rücks. Etikett "P. & D. Colnaghi & Co., Ltd., London" mit Zuschreibung an "Cornelius Engelbrechtsen" sowie Klebezettel zu einer Schenkung Düsseldorf, 23.9.1990. Öl auf Holz. 69,5 x 53 cm (Mitteltafel), BA. 67 x 22 cm (Flügel) cm. Rest. Rahmen min. besch. 83,5 x 64,5 cm bzw. 83,5 x 130 cm (ausgeklappt).


Auf der Mitteltafel die Kreuzigung Christi mit Maria und den Hll. Maria Magdalena und Johannes dem Evangelisten. Auf den Außenflügeln die Hll. Barbara und Jakobus d. Ä., jeweils mit Stiftern. Auf den geschlossenen Flügeln Maria mit Kind und Hl. Anna vor reicher, mit Putten staffierter Renaissancearchitektur.

Ab dem Spätmittelalter findet sich eine Neuerung bei den Darstellungen auf Altären. Neben Bibelszenen und Heiligen gesellen sich nun neue Figuren in das Bild, die Stifter. Mit dem Zeigen ihrer Person stellten die Stifter ihren Reichtum und ihre Macht zur Schau. Sie zeigen sich als Teil der Heilsgeschichte, näher an Gott als jene, die vor dem Altar stehen. Nicht nur Personen des Adels und des Klerus ließen sich so darstellen, auch vermögende Bürger stifteten, insbesondere in reichen Handelsstädten. Daher verwundert es nicht, dass diese Entwicklung in den heutigen Niederlanden und dem heutigen Belgien mit Werken Jan van Eycks oder Rogier van der Weydens seinen Ausgang genommen hat. Das Medium, das sich für die Stifterdarstellungen besonders geeignet zeigte, war das Triptychon. Das geöffnete Triptychon zeigt mittig die Hauptszene, die als Thema alleine funktioniert. Die Seitentafeln stehen in Verbindung mit dieser Hauptszene und zeigen oft Heilige oder andere biblische Gestallten in Kontext mit den Stiftern. Nicht nur in Kirchen fand das Anwendung, sondern auch in kleineren Formaten als Haus- und Reisealtäre. Besonders in den reichen Niederlanden und im Burgund waren um 1500 solche privaten Andachtsaltäre Standard für das gehobene Bürgertum, weshalb die Produktion von Altären in dieser Größe dort sehr weit verbreitet war. Diese Triptychen sind heute nur noch selten in ihrer Vollständigkeit erhalten, was vorliegendes Werk nochmals besonders auszeichnet.

Provenienz: Phillips, London, Auktion 18. Dezember 1984, Kat.-Nr. 60 (dort als Umkreis Hans von Kulmbach und mit anderem Rahmen angeboten. Dieser Rahmen bezeichnet "In Memoriam Charles Hadfield ..."). - 1984-1990 Colnaghi, London. - 1994 von Galerie Henrich, München, an die jetzigen Einlieferer als "flämisch um 1520" verkauft - Seither Süddeutsche Privatsammlung.

Im Kunsthandel finden sich in den 1980er/90 Jahren verschiedene künstlerische Zuordungen dieses Triptychons, u. a. zu Cornelis Engebrechtsz. (ca. 1462 Leiden - 1527 ebenda) und dessen Werkstatt. Das Werk Engebrechtsz. ist von biblischen Themen dominiert, darunter einige Kreuzigungsgruppen, diese oft mit reicher Figurenstaffage. Auf zwei Werkstattarbeiten, die eine Kreuzigung mit einer wie auf vorliegender Mitteltafel reduzierten Figurenstaffage (Maria, Johannes und Maria Magdalena) zeigen, sei hier vergleichend verwiesen: Rijksmuseum, Amsterdam (Inv. Nr. SK-A-1508) bzw. Museum De Lakenhal, Leiden (Inv.-Nr. 247).

Literatur: Ausst.-Kat. P. & D. Colnaghi & Co., Ltd., Gothic to Renaissance. European Painting 1300-1600, London 1988, S. 126-129, Nr. 27: dort als Werkstatt Cornelis Engebrechtsz.

Wir danken Prof. Jeremy Howard für seine Unterstützung durch Recherchen im Colnaghi-Archiv.



Datierung:
um 1520


Signatur-Bez-Recto:
Rücks. Etikett "P. & D. Colnaghi & Co., Ltd., London" mit Zuschreibung an "Cornelius Engelbrechtsen" sowie Klebezettel zu einer Schenkung Düsseldorf, 23.9.1990
Technik:
Öl
Träger:
auf Holz
Zustand:
Rest
Rahmen:
Rahmen min. besch. 83,5 x 64,5 cm bzw. 83,5 x 130 cm (ausgeklappt)
Literatur:
Ausst.-Kat. P. & D. Colnaghi & Co., Ltd., Gothic to Renaissance. European Painting 1300-1600, London 1988, S. 126-129, Nr. 27: dort als Werkstatt Cornelis Engebrechtsz.
Danksagung:
Wir danken Prof. Jeremy Howard für seine Unterstützung durch Recherchen im Colnaghi-Archiv.