Lovis Corinth - Unter dem Kronleuchter. 1905

Auktion 408, Kat.-Nr. 1507

NEUMEISTER MÄRZAUKTION

am 29. März 2023 bis 30. März 2023

Lovis Corinth

1858 Tapiau - 1925 Zandvoort


Unter dem Kronleuchter. 1905

Schätzpreis:
€ 220.000 bis € 280.000

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 260.000 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Lovis Corinth

1858 Tapiau - 1925 Zandvoort

Unter dem Kronleuchter. 1905


Links oben signiert und datiert. Öl auf Leinwand. 94 x 78 cm. Doubliert. Rahmen (129 x 108,5 cm).


Eine Frau und ein Mann sitzen entspannt an einem runden, mit Karaffe, Flaschen, Weingläsern, Besteck, zwei Tellern und einer Vase mit Orchideen reich gedeckten Tisch. Über der Tafel hängt ein prachtvoller Glas-Kronleuchter mit flackernden Kerzen, die an der Rückwand in einem von Bildern und Tellern flankierten venezianischen Spiegel widerscheinen. Darunter brennen weitere, von zwei Wandleuchtern gehaltene Kerzen. Goldenes Licht erfüllt und wärmt den gesamten Raum, schimmert munter in Gläsern und Flaschen und an den Wänden, erhellt die schemenhaften Gesichter. SIE hängt lässig, wohl auch schon etwas angeheitert in einem Sessel und prostet ihrem Gegenüber mit gefülltem Weinglas in der Rechten zu. ER, eine Zigarre in der Linken, macht ebenfalls einen hochgradig entspannten Eindruck.

"Unter dem Kronleuchter" betitelte Lovis Corinth diese stimmungsvolle Abendszene, die er im Jahr 1905 in Oskar Molls Berliner Atelier malte. Bei den Dargestellten handelt es sich um seine Ehefrau Charlotte und den Malerfreund Robert Richter. Wir fühlen uns sofort ins vergnügte Geschehen hineingezogen, hören das Klimpern der Gläser, spüren die Wärme des Raumes. Am liebsten würde man auf dem leeren Stuhl Platz nehmen und sich einklinken in die vertraute Runde.

Vorliegendes Gemälde zählt zu Corinths herausragenden Werken, und was es so besonders macht, beschreibt Evelyn Benesch: "Unter dem Kronleuchter ist eines jener Bilder, in denen sich die impressionistischen Qualitäten Corinths besonders stark manifestieren. Sein Anliegen, das Momenthafte einer Stimmung einzufangen, ist hier besonders deutlich. Die Spontaneität des Augenblicks wird durch den weggeschobenen Sessel und das zurückgelassene Besteck genauso unterstrichen wie durch die im Zuprosten soeben erhobene Hand Charlottes. Dem entspricht auch der eingeschränkte, fast zufällige Blick in eine Ecke des Atelierraumes. [...] Corinth malt nicht das reine Licht wie im französischen Impressionismus, er malt den Kronleuchter, der dieses Licht ausstrahlt und ihn damit in diesem Moment zum Malen anregt. Er geht vom konkreten Gegenstand als Bildvorlage aus, und dabei bleibt er während seines gesamten Schaffens." (in: Ausst. Kat. Wien/Hannover 1992/1993, Nr. 18)

"Unter dem Kronleuchter" entspringt so ganz der Lebensphilosophie des Jahrhundertmalers. Lovis Corinth ist ein sinnlicher Mensch. Er lebt in den Tag hinein und liebt Genuss bis hin zum Gelage. Ein humorvoller Bohemien durch und durch. "Das Leben, ein Fest"- der Titel einer Corinth-Ausstellung 2021 im Wiener Belvedere - beschreibt das Credo des Großstadtmalers sehr treffend.

Literatur: Charlotte Berend-Corinth, Die Gemälde von Lovis Corinth, München 1958, Nr. 320, S. 93, Abb. S. 447.

Kunst und Künstler. 11. Jahrgang 1913, S. 246 mit Abb.

Christliches Kunstblatt. Stuttgart, April 1915.

Deutsche Kunst und Dekoration, 18. Jahrgang, Heft 9, Juni 1915.

K. Scheffler, Talente, Berlin, 1917, S. 14 mit Abb.

Georg Biermann, Lovis Corinth, Leipzig 1922, S. 61, Abb. 68.

Robert Bertrand, Lovis Corinth, Paris 1940, Nr. 30 mit Abb.

Stuttgarter Kunstkabinett, Roman Norbert Ketterer, Auktion November 1952, Nr. 1361.

Ausstellungskatalog Lovis Corinth, Kunstforum der Bank Austria, Wien, 1992/ Forum des Landesmuseums, Hannover, 1993, Nr. 18, mit Farb.Abb.

Ausstellungen: Berliner Sezession, 1913, Nr. 88.

F. Gurlitt, Berlin, 1915, Nr. 24.

Internationale Kunstausstellung, Venedig 1922.

Nationalgalerie Berlin, 1923, Nr. 9.

Nationalgalerie Berlin, 1926, Nr. 115.

Kunsthalle Basel, 1958, Nr. 36.

Städtische Galerie im Lenbachhaus München, 1958, Nr. 46.

Stadthalle Wolfsburg, 1958, Nr. 59.

Tate Gallery London, 1959, Nr. 24.

Kunstforum der Bank Austria, Wien, 1992, Nr. 18.

Forum des Landesmuseums Hannover, 1993, Nr. 18.

Werkverzeichnis: Charlotte Berend-Corinth, Die Gemälde von Lovis Corinth, München 1958, Nr. 320, S. 93, Abb. S. 447

Provenienz: E. Krüger, Berlin / Privatbesitz, München / NEUMEISTER Auktion Moderne vom 25. Mai 1991, Kat. Nr. 49, dort vom Vorbesitzer erworben / Privatsammlung Süddeutschland



Signatur-Bez-Vorne:
Links oben signiert und datiert
Technik:
Öl
Träger:
auf Leinwand
Maße:
94 x 78 cm
Zustand:
Doubliert
Rahmen:
Rahmen (129 x 108,5 cm)
Werkverzeichnis:
Charlotte Berend-Corinth, Die Gemälde von Lovis Corinth, München 1958, Nr. 320, S. 93, Abb. S. 447
Provenienz:
E. Krüger, Berlin / Privatbesitz, München / NEUMEISTER Auktion Moderne vom 25. Mai 1991, Kat. Nr. 49, dort vom Vorbesitzer erworben / Privatsammlung Süddeutschland
Kommentar:
Literatur: Charlotte Berend-Corinth, Die Gemälde von Lovis Corinth, München 1958, Nr. 320, S. 93, Abb. S. 447. Kunst und Künstler. 11. Jahrgang 1913, S. 246 mit Abb. Christliches Kunstblatt. Stuttgart, April 1915. Deutsche Kunst und Dekoration, 18. Jahrgang, Heft 9, Juni 1915. K. Scheffler, Talente, Berlin, 1917, S. 14 mit Abb. Georg Biermann, Lovis Corinth, Leipzig 1922, S. 61, Abb. 68. Robert Bertrand, Lovis Corinth, Paris 1940, Nr. 30 mit Abb. Stuttgarter Kunstkabinett, Roman Norbert Ketterer, Auktion November 1952, Nr. 1361. Ausstellungskatalog Lovis Corinth, Kunstforum der Bank Austria, Wien, 1992/ Forum des Landesmuseums, Hannover, 1993, Nr. 18, mit Farb.Abb. Ausstellungen: Berliner Sezession, 1913, Nr. 88. F. Gurlitt, Berlin, 1915, Nr. 24. Internationale Kunstausstellung, Venedig 1922. Nationalgalerie Berlin, 1923, Nr. 9. Nationalgalerie Berlin, 1926, Nr. 115. Kunsthalle Basel, 1958, Nr. 36. Städtische Galerie im Lenbachhaus München, 1958, Nr. 46. Stadthalle Wolfsburg, 1958, Nr. 59. Tate Gallery London, 1959, Nr. 24. Kunstforum der Bank Austria, Wien, 1992, Nr. 18. Forum des Landesmuseums Hannover, 1993, Nr. 18.