Johann Heinrich Tischbein d. Ä. - Herzogin Karoline von Pfalz-Zweibrücken, Prinzessin von Nassau-Saarbrücken

Auktion 931, Kat.-Nr. 1423

SONDERAUKTION HIDDEN TREASURES. SCHÄTZE AUS DEM HAUSE WÜRTTEMBERG

am 30. März 2022

Johann Heinrich Tischbein d. Ä.

Herzogin Karoline von Pfalz-Zweibrücken, Prinzessin von Nassau-Saarbrücken

Schätzpreis:
€ 20.000 bis € 30.000

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 46.800 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Johann Heinrich Tischbein d. Ä.

1722 Haina - 1789 Kassel

 

Herzogin Karoline von Pfalz-Zweibrücken, Prinzessin von Nassau-Saarbrücken

 

 

Dreiviertelfigur nach rechts in einem Fauteuil sitzend. Vor Vorhangdraperie, rechts auf einem Tischchen Bücher und ein Handarbeitskästchen. In der rechten Hand ein Occhischiffchen haltend. Auf dem (erneuerten) Keilrahmen bezeichnet "Herzogin von der Pfalz Zweibrück / gemalt von Tischbein". Öl auf Lwd. 141 x 111 cm. Doubliert. Rest. Rahmen mit aufwändigem Rocailledekor und bekrönendem Herzogshut min. besch. (176 x 133 cm).

 

Auf der Rahmenrückseite Etikett Herrschaft Carlsruhe O/S mit Nummerierung 1. Auf Keilrahmen und Rahmen Stempel Schlossverwaltung Lindach.

 

Prinzessin Karoline von Nassau-Saarbrücken (1704 Schloss Saarbrücken - 1774 Darmstadt) war als Ehefrau von Christian III. seit 1719 Pfalzgräfin und ab 1731 Herzogin bzw. Fürstin von Pfalz-Zweibrücken. Ihre Eltern waren Graf Ludwig Kraft von Nassau-Saarbrücken (1663-1713) und dessen Ehefrau Philippine Henriette, geb. Prinzessin von Hohenlohe-Langenburg (1679-1751). 1719, mit gerade einmal 15 Jahren, wurde sie mit dem 29 Jahre älteren Christian III. von Pfalz-Zweibrücken (1674 Straßburg - 1735 Zweibrücken), vermählt. Der Ehe entstammten vier Kinder.

 

Im Februar 1735 wurde die Dreißigjährige Witwe. Sie übernahm in der Folge die Vormundschaft für ihre noch unmündigen Kinder. Als Regentin wurde sie von der Geheimen Kabinettskonferenz als oberste Landesbehörde unterstützt. Die Herzogin musste versuchen, die zerrütteten Staatsfinanzen zu sanieren, auch litt das Territorium während des Polnischen Erbfolgekrieges unter dem Durchmarsch französischer und kaiserlicher Truppen. Die finanzielle Situation verschlimmerte sich in einem Maße, dass Karoline sich nicht mehr imstande sah, Reichs- und Kreissteuern zu zahlen. Bis zum Regierungsantritt ihres Sohnes Christian IV. im Jahre 1740 gelang es ihr, zumindest einen Teil der angesammelten Schulden abzutragen.

Im Jahr 1741 vermählten sich ihre Töchter Christiane mit Fürst Friedrich Karl August von Waldeck-Pyrmont und Caroline mit Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt. 1746 heiratete ihr Sohn Friedrich (Friedrich Michael) Pfalzgräfin Maria Franziska Dorothea Christina von Pfalz-Sulzbach. Hierbei musste er zum katholischen Glauben übertreten, ebenso wie ihr Sohn Christian dies aus politischen Gründen tat. Die überzeugte Lutheranerin Karoline unterstützte besonders die lutherische Gemeinde in ihrem Wohnort Bergzabern und finanzierte einen großen Teil der Baukosten der Bergzaberner Bergkirche. Im Schloss Bergzabern unterhielt sie eine Armenspeisung und richtete in ihrem Testament eine Armenstiftung ein.

Nach dem frühen Tod ihres Sohnes Friedrich Michael im Jahr 1767 kümmerte sich Karoline um dessen Kinder. Ihre Enkeltochter Maria Anna von Pfalz-Zweibrücken (1753-1824) nahm Karoline in Bergzabern auf. Ihr Enkelsohn Maximilian Joseph, der spätere erste bayerische König, verbrachte seine Ferien bei seiner Großmutter.

Im März 1774 war Herzogin Karoline nach Darmstadt gekommen, um ihre kranke Tochter zu besuchen. Hier verstarb sie im gleichen Monat im Alter von 69 Jahren, ihre Tochter, die Landgräfin, überlebte sie nur um fünf Tage. Die Inschrift ihres Grabes in der Darmstädter Stadtkirche von ihren Enkelinnen Marie Amalie von Baden und Karoline Luise von Sachsen-Weimar-Eisenach entworfen: "Hier ruht / im Schlaf der Unsterblichkeit / der Leichnam / der Durchlauchtigsten Fürstin und Frau / Carolinen / Ihr Leben war ein hellscheinendes Licht, / Ihr Bild der Abdruck Ihres menschenfreundlichen Herzens, / Ihre ganze Seele Sanftmut, Ihr Geist voll Wahrheit und Religion. / Ihr Andenken ist Segen vor die, so Ihrem himmlischen Beispiel folgen."

 

Das vorliegende Gemälde ist eine Wiederholung des Porträts im Besitz der Hessischen Hausstiftung aus dem Jahre 1757. Es ist auch bezüglich der Maße (145 x 110 cm) sehr vergleichbar. Zwei weitere, größere Versionen befinden sich im Residenzmuseum München (1762) und im Schloss Wilhelmsthal (163 x 111 bzw. 162 x 116 cm).

 

Gutachten Dr. Marianne Heinz, Kassel, 17. Februar 2022.



Titel-Zusatz:
Dreiviertelfigur nach rechts in einem Fauteuil sitzend. Vor Vorhangdraperie, rechts auf einem Tischchen Bücher und ein Handarbeitskästchen. In der rechten Hand ein Occhischiffchen haltend


Signatur-Bez-Recto:
Auf dem (erneuerten) Keilrahmen bezeichnet "Herzogin von der Pfalz Zweibrück / gemalt von Tischbein"
Technik:
Öl
Träger:
auf Lwd
Maße:
141 x 111 cm
Zustand:
Doubliert. Rest
Rahmen:
Rahmen mit aufwändigem Rocailledekor und bekrönendem Herzogshut min. besch. (176 x 133 cm)
Echtheit:
Gutachten Dr. Marianne Heinz, Kassel, 17. Februar 2022.
Kommentar:
Prinzessin Karoline von Nassau-Saarbrücken (1704 Schloss Saarbrücken - 1774 Darmstadt) war als Ehefrau von Christian III. seit 1719 Pfalzgräfin und ab 1731 Herzogin bzw. Fürstin von Pfalz-Zweibrücken. Ihre Eltern waren Graf Ludwig Kraft von Nassau-Saarbrücken (1663-1713) und dessen Ehefrau Philippine Henriette, geb. Prinzessin von Hohenlohe-Langenburg (1679-1751). 1719, mit gerade einmal 15 Jahren, wurde sie mit dem 29 Jahre älteren Christian III. von Pfalz-Zweibrücken (1674 Straßburg - 1735 Zweibrücken), vermählt. Der Ehe entstammten vier Kinder. Im Februar 1735 wurde die Dreißigjährige Witwe. Sie übernahm in der Folge die Vormundschaft für ihre noch unmündigen Kinder. Als Regentin wurde sie von der Geheimen Kabinettskonferenz als oberste Landesbehörde unterstützt. Die Herzogin musste versuchen, die zerrütteten Staatsfinanzen zu sanieren, auch litt das Territorium während des Polnischen Erbfolgekrieges unter dem Durchmarsch französischer und kaiserlicher Truppen. Die finanzielle Situation verschlimmerte sich in einem Maße, dass Karoline sich nicht mehr imstande sah, Reichs- und Kreissteuern zu zahlen. Bis zum Regierungsantritt ihres Sohnes Christian IV. im Jahre 1740 gelang es ihr, zumindest einen Teil der angesammelten Schulden abzutragen. Im Jahr 1741 vermählten sich ihre Töchter Christiane mit Fürst Friedrich Karl August von Waldeck-Pyrmont und Caroline mit Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt. 1746 heiratete ihr Sohn Friedrich (Friedrich Michael) Pfalzgräfin Maria Franziska Dorothea Christina von Pfalz-Sulzbach. Hierbei musste er zum katholischen Glauben übertreten, ebenso wie ihr Sohn Christian dies aus politischen Gründen tat. Die überzeugte Lutheranerin Karoline unterstützte besonders die lutherische Gemeinde in ihrem Wohnort Bergzabern und finanzierte einen großen Teil der Baukosten der Bergzaberner Bergkirche. Im Schloss Bergzabern unterhielt sie eine Armenspeisung und richtete in ihrem Testament eine Armenstiftung ein. Nach dem frühen Tod ihres Sohnes Friedrich Michael im Jahr 1767 kümmerte sich Karoline um dessen Kinder. Ihre Enkeltochter Maria Anna von Pfalz-Zweibrücken (1753-1824) nahm Karoline in Bergzabern auf. Ihr Enkelsohn Maximilian Joseph, der spätere erste bayerische König, verbrachte seine Ferien bei seiner Großmutter. Im März 1774 war Herzogin Karoline nach Darmstadt gekommen, um ihre kranke Tochter zu besuchen. Hier verstarb sie im gleichen Monat im Alter von 69 Jahren, ihre Tochter, die Landgräfin, überlebte sie nur um fünf Tage. Die Inschrift ihres Grabes in der Darmstädter Stadtkirche von ihren Enkelinnen Marie Amalie von Baden und Karoline Luise von Sachsen-Weimar-Eisenach entworfen: "Hier ruht / im Schlaf der Unsterblichkeit / der Leichnam / der Durchlauchtigsten Fürstin und Frau / Carolinen / Ihr Leben war ein hellscheinendes Licht, / Ihr Bild der Abdruck Ihres menschenfreundlichen Herzens, / Ihre ganze Seele Sanftmut, Ihr Geist voll Wahrheit und Religion. / Ihr Andenken ist Segen vor die, so Ihrem himmlischen Beispiel folgen." Das vorliegende Gemälde ist eine Wiederholung des Porträts im Besitz der Hessischen Hausstiftung aus dem Jahre 1757. Es ist auch bezüglich der Maße (145 x 110 cm) sehr vergleichbar. Zwei weitere, größere Versionen befinden sich im Residenzmuseum München (1762) und im Schloss Wilhelmsthal (163 x 111 bzw. 162 x 116 cm).