- Diverse maniere dadornare i cammini ed ogni altra parte degli edifizi [...]

Auktion 403, Kat.-Nr. 1126

Napoleon bei Neumeister

am 1. Dezember 2021 ab 18:00 Uhr

 

Diverse maniere dadornare i cammini ed ogni altra parte degli edifizi [...]

Schätzpreis:
€ 35.000 bis € 40.000

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 39.000 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Giovanni Battista Piranesi

1720 Mogliano o. Venedig - 1778 Rom

 

 

 

Diverse maniere dadornare i cammini ed ogni altra parte degli edifizi [...]

 

Rom 1769. fol. 72 radierte und gestochene Tafeln. Goldschnitt. Aufwendig gestalteter, goldgeprägter Kalbsledereinband, Rom 2. Hälfte 18. Jh. Sehr schöne Abdrucke, zum Teil auf Büttenpapier mit Wz "Lilie im Doppelkreis". Breite Ränder.

 

Dabei: Neuzeitliche, ornamental dem Stil des Originaleinbandes angepasste, ebenfalls goldgeprägte Lederkassette.

 

Auf der Titelseite Stempel der Zarenbibliothek in Zarskoje Selo.

 

Radierter Titel mit der Widmung an Kardinal Rezzonico (F. 854), zwei gedruckte Widmungen (F. 855, 856), 35 Textseiten (Ragionamento Apologetico) in Italienisch, Englisch und Französisch. Eine Vignette (F. 857), drei begleitende Blätter mit radierten Muscheln und Ornamenten (F. 858-860) und 66 Tafeln mit Kaminentwürfen (F. 861-926).

 

 

 

 

Die "Kaminentwürfe" Giovanni Battista Piranesis erschienen im Geburtsjahr Napoleon Bonapartes, 1769. Dies ist jedoch nicht der einzige Grund, warum dieser prachtvolle und rare Band im Rahmen der Sonderauktion "Napoleon bei Neumeister" angeboten wird. Denn Piranesi kann gerade mit den "Kaminentwürfen" als einer der künstlerischen Hauptinspiratoren (also Trendsetter) nicht nur seiner eigenen Zeit, sondern vor allem der Epoche des Empire gelten. Er publizierte Kreationen, die stilistisch ihrer Zeit bisweilen weit voraus waren, und mit denen Napoleon dennoch aber auch aufwuchs.

 

Napoleon definierte seine Herrschaft über die römischen Herrscher, die Werke Piranesis zu den römischen Antiken sollten ihm also wohlvertraut gewesen sein. Von dieser Kenntnis konnte er, als er "seinen" Stil des Empire als "Staats-Stil" definierte und versuchte, diesen europaweit zu verbreiten, nur profitieren. Und es kann kein Zufall sein, dass viele jener ägyptisierenden Elemente, die vor allem im Bereich des Kunsthandwerks nach der Ägypten-Expedition Napoleons die Popularität der Kunst der Pharaonen wiederspiegeln, letztlich auch auf so manchen ägyptisierenden Kaminentwurf des Römers Piranesi zurückgehen.

 

Es gibt auch einen zeitgenössischen Bezug zwischen Napoleon als Premier Consul und später Kaiser der Franzosen und den eine Generation früher entstandenen druckgraphischen Werken Giovanni Battista Piranesis: Dessen ältester Sohn Francesco steht nach dem Tod des Vaters vor der großen Aufgabe, die Werkstatt seines Vaters weiterzuführen. Sein politisches Engagement und seine republikanische Einstellung führen dazu, dass er und sein Bruder Pietro überzeugte Jakobiner werden. 1799 müssen die Franzosen - und alle ihnen politisch nahestehenden Personen - Rom verlassen. Es gelingt Francesco und Pietro, die gesamten Druckplatten ihrer Werkstatt von Rom nach Paris zu bringen. Sie richten dort die Calcographie des Piranesi frères ein und in den Jahren 1800-07 wird eine Neuauflage des gesamten Piranesi-Werkes, die sog. Pariser Ausgabe, erfolgen. Auch hieraus erklärt sich die Popularität der Kunstschöpfungen Piranesis im Paris der Zeit Napoleons.

 

Der kostbare Einband des vorliegenden Exemplars entstand in einer römischen Werkstatt der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Diese war auf die Bindung großer Architketurdruckwerke spezialisiert. Bevorzugt scheinen die Adressaten dieser prächtig gebundenen Werke auswärtige Fürsten gewesen zu sein, die Rom besuchten und diese entweder als Geschenke überreicht bekamen oder selbst erwarben.

 

Vgl. zur Gestaltung des Einbandes: Auktion H. Gilhofer / H. Ranschburg, "Kostbare Bücher und Manuskripte aus den Bibliotheken der russischen Zaren in Zarskoje-Selo, Herzog Albrecht v. Sachsen-Teschen, Dr. Albert Figdor, Wien [...]", Luzern, 14./25. Juni 1932, Lot 359: eine Sammlung von 32 Architekturdruckwerken in einheitlicher Bindung. Auf Tafel 26 des Kataloges Abbildung eines bezüglich der ornamentalen Gestaltung höchst vergleichbaren Einbandes.

Weitere Einbände dieser Art sind nachzuweisen in den Bibliotheken des Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel, Maximilian Franz Erzherzogs von Österreich (dem späteren Kurfürsten und Erzbischof von Köln), sowie in der Royal Library, Schloss Windsor.

 

Provenienz: Es ist nicht auszuschließen, dass der vorliegende Band von Zarewitsch Paul Petrowitsch, dem späteren Zaren Paul I. von Russland (1754-1801) erworben wurde, als er mit seiner Gemahlin Maria Fjodorowna (geb. als Prinzessin Sophie Dorothee von Württemberg, 1759-1828) im Jahre 1782 Rom besuchte. - Zarenbibliothek in Zarskoje Selo. - Auktion Sothebys London, 1. Dezember 1994, Lot 116. - Buch- und Kunstantiquariat Hans Marcus, Düsseldorf. - Privatsammlung Westdeutschland. - Privatsammlung Süddeutschland.



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Rom

Zustand:
Sehr schöne Abdrucke, zum Teil auf Büttenpapier mit Wz "Lilie im Doppelkreis". Breite Ränder
Dabei:
Neuzeitliche, ornamental dem Stil des Originaleinbandes angepasste, ebenfalls goldgeprägte Lederkassette.
Kommentar:
Die "Kaminentwürfe" Giovanni Battista Piranesis erschienen im Geburtsjahr Napoleon Bonapartes, 1769. Dies ist jedoch nicht der einzige Grund, warum dieser prachtvolle und rare Band im Rahmen der Sonderauktion "Napoleon bei Neumeister" angeboten wird. Denn Piranesi kann gerade mit den "Kaminentwürfen" als einer der künstlerischen Hauptinspiratoren (also Trendsetter) nicht nur seiner eigenen Zeit, sondern vor allem der Epoche des Empire gelten. Er publizierte Kreationen, die stilistisch ihrer Zeit bisweilen weit voraus waren, und mit denen Napoleon dennoch aber auch aufwuchs. Napoleon definierte seine Herrschaft über die römischen Herrscher, die Werke Piranesis zu den römischen Antiken sollten ihm also wohlvertraut gewesen sein. Von dieser Kenntnis konnte er, als er "seinen" Stil des Empire als "Staats-Stil" definierte und versuchte, diesen europaweit zu verbreiten, nur profitieren. Und es kann kein Zufall sein, dass viele jener ägyptisierenden Elemente, die vor allem im Bereich des Kunsthandwerks nach der Ägypten-Expedition Napoleons die Popularität der Kunst der Pharaonen wiederspiegeln, letztlich auch auf so manchen ägyptisierenden Kaminentwurf des Römers Piranesi zurückgehen. Es gibt auch einen zeitgenössischen Bezug zwischen Napoleon als Premier Consul und später Kaiser der Franzosen und den eine Generation früher entstandenen druckgraphischen Werken Giovanni Battista Piranesis: Dessen ältester Sohn Francesco steht nach dem Tod des Vaters vor der großen Aufgabe, die Werkstatt seines Vaters weiterzuführen. Sein politisches Engagement und seine republikanische Einstellung führen dazu, dass er und sein Bruder Pietro überzeugte Jakobiner werden. 1799 müssen die Franzosen - und alle ihnen politisch nahestehenden Personen - Rom verlassen. Es gelingt Francesco und Pietro, die gesamten Druckplatten ihrer Werkstatt von Rom nach Paris zu bringen. Sie richten dort die Calcographie des Piranesi frères ein und in den Jahren 1800-07 wird eine Neuauflage des gesamten Piranesi-Werkes, die sog. Pariser Ausgabe, erfolgen. Auch hieraus erklärt sich die Popularität der Kunstschöpfungen Piranesis im Paris der Zeit Napoleons. Der kostbare Einband des vorliegenden Exemplars entstand in einer römischen Werkstatt der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Diese war auf die Bindung großer Architketurdruckwerke spezialisiert. Bevorzugt scheinen die Adressaten dieser prächtig gebundenen Werke auswärtige Fürsten gewesen zu sein, die Rom besuchten und diese entweder als Geschenke überreicht bekamen oder selbst erwarben. Vgl. zur Gestaltung des Einbandes: Auktion H. Gilhofer / H. Ranschburg, "Kostbare Bücher und Manuskripte aus den Bibliotheken der russischen Zaren in Zarskoje-Selo, Herzog Albrecht v. Sachsen-Teschen, Dr. Albert Figdor, Wien [...]", Luzern, 14./25. Juni 1932, Lot 359: eine Sammlung von 32 Architekturdruckwerken in einheitlicher Bindung. Auf Tafel 26 des Kataloges Abbildung eines bezüglich der ornamentalen Gestaltung höchst vergleichbaren Einbandes. Weitere Einbände dieser Art sind nachzuweisen in den Bibliotheken des Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel, Maximilian Franz Erzherzogs von Österreich (dem späteren Kurfürsten und Erzbischof von Köln), sowie in der Royal Library, Schloss Windsor. Provenienz: Es ist nicht auszuschließen, dass der vorliegende Band von Zarewitsch Paul Petrowitsch, dem späteren Zaren Paul I. von Russland (1754-1801) erworben wurde, als er mit seiner Gemahlin Maria Fjodorowna (geb. als Prinzessin Sophie Dorothee von Württemberg, 1759-1828) im Jahre 1782 Rom besuchte. - Zarenbibliothek in Zarskoje Selo. - Auktion Sothebys London, 1. Dezember 1994, Lot 116. - Buch- und Kunstantiquariat Hans Marcus, Düsseldorf. - Privatsammlung Westdeutschland. - Privatsammlung Süddeutschland.