Paul Klee - Bau. 1919

Auktion 924, Kat.-Nr. 1066

JUBILÄUMSAUKTION 90 JAHRE RUDOLF NEUMEISTER

am 1. Dezember 2015

Paul Klee

Bau. 1919

Schätzpreis:
€ 300.000 bis € 400.000

Differenzbesteuerung    

Ergebnis:
€ 381.000 (inkl. 27 % Käuferaufgeld)

Beschreibung:

Klee, Paul

1879 Münchenbuchsee bei Bern - 1940 Muralto

 

Bau. 1919

 

Aquarell und Federzeichnung auf kreidegrundiertem Flugzeugleinen. Auf bräunlichem Unterlagenkarton vollflächig montiert

24,5 x 18,5 cm (32 x 23,4) cm (32 x 23,4 cm)

 

Rechts unten auf dem Unterlagekarton in Feder signiert "Klee", links unten datiert und mit der Werknummer "1919.60.". Verso auf dem Karton von fremder Hand mit Bleistift bezeichnet "verk(auft) Hr. Dr. Mayer Georg(enstr.) 20". Rahmen.

 

Werkverzeichnis: Paul Klee Stiftung, Kunstmuseum Bern (Hrsg.):

Catalogue Raisonné, Bd. 3. 1919 - 1922, Bern 2000, Nr. 2123 (ohne Abbildung)

dort kursiv bezeichnet: Aquarell Flugzeugleinen kreidegrundiert (kursiv

 

Echtheitsbestätigung: Dr. Michael Baumgärtner, Stiftung Zentrum Paul Klee, Bern Dezember 2014

 

Provenienz: Privatbesitz Süddeutschland

 

Ausstellung: Die Maler am Bauhaus. Haus der Kunst, München, Mai-Juni 1950 (60 Werke)

 

 

Die Paul Klee Stiftung wurde nach dem Tode des Künstlers (1940) und seiner Frau Lilly 1946 von der Klee Gesellschaft in Bern gegründet. Das Stiftungsgut wurde 1952 im Kunstmuseum Bern deponiert. Neben der weltweit umfangreichsten Sammlung von Werken gehören dazu auch der Oeuvre Katalog, der Pädagogische Nachlass sowie die Tagebücher und Gedichte Klees. Der handschriftliche Katalog von Paul Klee dient als Basis für die Katalogisierung seines gesamten Schaffens. Jedes in dieser Liste verzeichnete Werk erhielt von Klee eine Nummer sowie einen Titel. Den Werktiteln kommt bei Klee eine besondere Bedeutung zu. Die meisten der registrierten Werke tragen einen Titel. Titelfindung und -setzung ist ein dynamischer Vorgang. Die Mehrzahl der registrierten Arbeiten, die zwischen 1913 und 1918 entstanden sind, tragen von Klee selbstgewählte Titel. Fast alle Arbeiten auf Papier wurden von Paul Klee selbst auf Karton geklebt und teilweise dort auch bezeichnet. Die Montierungen wurden erst nach Fertigstellung des Werkes vorgenommen und markieren deshalb den Abschluss des Werkprozesses. Dabei lassen sich zwei grundsätzlich unterschiedliche Verfahren erkennen: die punktuelle und die sehr seltene vollflächige Verklebung, die hier bei der Arbeit "Bau 1919, 60" verwendet wurde. Der Großteil der Werke wurde von Klee auf der Vorderseite mit Feder oder im Malmedium signiert. Obwohl die berühmte Tunisreise, die Paul Klee 1914 mit August Macke und Louis Moilliet unternahm, nur zwölf Tage dauerte, schreibt man ihr bahnbrechende Bedeutung für die Kunstgeschichte zu. Durch die Begegnung mit der orientalischen Kultur und der exotischen Natur fand der Künstler, der 1911 den "Blauen Reiter" mitbegründet und sich jahrelang vor allem in der Zeichnung ausgedrückt hatte, zur Farbe: "Die Farbe hat mich. Ich bin Maler." Noch nachhaltiger wirkte sich die Reise im Hinblick auf die Entwicklung der Abstraktion aus. Klee fand zu einer Art "Quadratstil", einem aus rechteckigen Flächen gewebten, transparenten Bildteppich, in den einzelne Figuren eingefügt sind. Der Maler gelangte zur Erkenntnis: "Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar" - jene These, mit der er seinen 1918 veröffentlichten Aufsatz "Schöpferische Konfessionen" einleitete. Die Tunisreise war also das Schlüsselerlebnis, das Klee zu einem der größten Maler der Moderne machte. Das 1919 entstandene Aquarell "Bau 1919, 60" fällt in eine Zeit, in der sich allmählich behutsam der Erfolg für den damals einundvierzigjährigen Paul Klee einzustellen begann, der dem Künstler 1920 den Ruf als Lehrer ans Bauhaus eintrug. In den Farben und der Atmosphäre des Aquarells klingt noch die Inspiration durch die Tunisreise an. Über architektonischen und pflanzlichen Elementen, die sich zum Himmel hin zunehmend skriptural aufbauen, steht groß und thronend die Nachmittagssonne. Ihr Licht leuchtet warm und gedämpft über der Stadt. Einen erfrischenden Moment bildet das Wasser, das am unteren Bildrand unter gemauerten Bögen hervorbricht. Inhaltlich und formal weist "Bau 1919, 60" deutliche Bezüge zu anderen Arbeiten aus dieser Zeit wie der "Kosmischen Komposition 1919, 165" auf. Gestirne am Himmel, piktographischen Formen, fächerartige Bäume, Treppen-, Mauer- und Architekturelemente interessieren den Künstler hier wie dort.



Signatur-Bez-Vorne:
Rechts unten auf dem Unterlagekarton in Feder signiert "Klee", links unten datiert und mit der Werknummer "1919.60."
Signatur-Bez-Recto:
Verso auf dem Karton von fremder Hand mit Bleistift bezeichnet "verk(auft) Hr. Dr. Mayer Georg(enstr.) 20"
Technik:
Aquarell und Federzeichnung
Träger:
auf kreidegrundiertem Flugzeugleinen. Auf bräunlichem Unterlagenkarton vollflächig montiert
Rahmen:
Rahmen
Werkverzeichnis:
Paul Klee Stiftung, Kunstmuseum Bern (Hrsg.): Catalogue Raisonné, Bd. 3. 1919 - 1922, Bern 2000, Nr. 2123 (ohne Abbildung) dort kursiv bezeichnet: Aquarell Flugzeugleinen kreidegrundiert (kursiv
Echtheit:
Dr. Michael Baumgärtner, Stiftung Zentrum Paul Klee, Bern Dezember 2014
Provenienz:
Privatbesitz Süddeutschland
Ausstellung:
Die Maler am Bauhaus. Haus der Kunst, München, Mai-Juni 1950 (60 Werke)