Gabriele Münter

Gabriele Münter

Pseudonym: -

Geburtsdaten

Geburtsdatum: 1877

Geburtsort: Berlin

Sterbedaten

Sterbedatum: 1962

Sterbeort: Murnau/Oberbayern

Biographie

Gabriele Münter, Ausflug in die Murnauer Landschaft, um 1908

 

Die köstliche kleine Zeichnung markiert den Auftakt zu den Jahren, in denen Gabriele Münter als Mitglied der Künstlergruppe des Blauen Reiter die Kunstgeschichte maßgeblich mitgeprägt hat. Im Jahr 1908 nämlich entdeckte die Malerin zusammen mit Kandinsky den Ort Murnau und den Reiz der bayerischen Landschaft - Motive, die sie und ihre Freunde in der Folge vielfach in Gemälden aufgegriffen und damit den Expressionismus begründet haben. Vieles deutet sich in der Zeichnung formal bereits an: Die schwarze Linie um die vier Rückenfiguren im Vordergrund, das flächige Nebeneinander der Berge und Wolken sowie die erzählerische Qualität. Die Gruppe - vielleicht schon ergänzt durch Marianne von Werefkin und Alexej Jawlensky - ist durch ihre extravaganten Hüte und die übergroßen Federn am modischen Tirolerhut als Städter gekennzeichnet, die bewundernd in den Anblick des Alpenpanoramas vertieft sind. Mit wenigen Strichen und sparsamen Mitteln gelang Gabriele Münter eine karikaturistisch zugespitzte und womöglich sogar selbstironische Darstellung von Sommerfrischlern, die in der unberührten Natur und dem einfachen Landleben den Ausgleich zur Stadt sowie künstlerische Inspiration suchen.

 

"Im Juni 1908 bertrat ich auf einem Dreitage-Ausflug von München nach dem Starnberger See u. dem Staffelsee zum ersten Mal den Ort, u. ich war entzückt. Die Jahre vorher hatte ich in Holland, Tunesien, Sachsen, Belgien, u. in der Gegend von Meran verbracht. Aber nirgendwo hatte ich eine solche Fülle von Ansichten vereint gesehen, wie hier in Murnau, zwischen See und Hochgebirge, zwischen Hügelland und Moos" (Gabriele Münter, Murnau und ich, hs. Manuskript, Schloßmuseum Murnau, Inv.-Nr. 10462). "Gabriele Münter erlebt in der Murnauer Zeit von 1908 bis 1909 ihre produktivsten Schaffensjahre. Im fruchtbaren Klima gegenseitigen Austauschs (mit Kandinsky) entsteht gleich zu Beginn eine Fülle an Ölstudien des Ortes und der Umgebung, die mit ihrem flüssigen, befreiten Pinselstrich zu den besten Werken der jungen modernen Kunst gehören. Ihre besonderen Errungenschaften sind eine Reduktion der gegenständlcihen Details, die zunehmende Unabhängigkeit der reinen Farbe vom Naturvorbild, die Vernachlässigung oder Aufgabe der Perspektive zugunsten der Fläche und eine Vereinfachung der Konturen zur Steigerung des Ausdrucks. Münters große künstlerische Stärken, ihre Intensität des Blicks und die Fähigkeit zur Vereinfachung des Gesehenen, gelangen in Murnau zur vollen Entfaltung und finden Bewunderung ihrer Freunde, denen sie zeitweise zum Vorbild wird." (Hoberg, Annegret/ Friedel, Helmut, Hrsg., Gabriele Münter. 1877-1962. Retropesktive, lenbachhaus, München/ Schirn, Frankfurt, 1992/ 93. S. 108.)