Ben Willikens

Ben Willikens

Pseudonym: -

Geburtsdaten

Geburtsdatum: 1939

Geburtsort: Leipzig, lebt in Stuttgart und München

Sterbedaten

Sterbedatum: lebt in Stuttgart und

Sterbeort: München

Biographie

Ben Willikens wird 1939 in Leipzig geboren. Im Alter von dreißig Jahren zwingt ihn 1969 eine Krankheit zu einem fast einjährigen stationären Aufenthalt. Das Erlebnis ist einschneidend. Die Anonymität der Anstalt, in der das Individuum seine Relevanz verliert, prägt sich tief ein. Willikens erlebt den Menschen als "Insasse(n) seiner Welt". "Meine Weltsicht war die Welt als Anstalt" sagt er später im Gespräch mit Walter Grasskamp. Am Tiefpunkt seiner bisherigen Biografie findet der junge Künstler, der unter Phobien und Ängsten leidet, sein künstlerisches Thema: den Raum als Metapher der menschlichen Befindlichkeiten, als Träger einer

Weltsituation. Die Auszeichnung mit dem damals wichtigsten deutschen Kunstpreis, dem Villa-Romana-Preis, die ihn 1970, noch in der Klinik, erreicht, gibt ihm den notwendigen Impuls, die Krise zu überwinden und in den kommenden Jahren seine ersten Raumvisionen zu realisieren. Mit in monochromem Grau gehaltenen klinischen Interieurs wird er in den 1970ern bekannt. Es folgen Auszeichnungen und 1982 eine Professur in Braunschweig. Von 1999 bis zur Emeritierung 2004 ist Ben Willikens Rektor der Akademie der Bildenden Künste München. Der Künstler lebt seitdem in Suttgart und München.

Ben Willikens (geb. 1939) Malerei wird seit knapp 40 Jahren vornehmlich von menschenleeren Räumen dominiert. Der ehemalige Professor und Rektor der Münchner Kunstakademie hat den architektonischen Raum zum zentralen Inhalt seines Schaffens erhoben und sich damit, entgegen der Ablehnung durch die Moderne, bewusst für die Verwendung der Zentralperspektive entschieden. Die exakte Fluchtpunktkonstruktion in seinen imaginären Innenräumen ist, gemeinsam mit der hauptsächlich auf Grautöne reduzierte Farbpalette, ein wesentliches Merkmal seiner Kunst. Auch das fortlaufende Arbeiten in Serien und deren kontinuierliche Modulation zieht sich wie ein roter Faden durch das Ouvre des gebürtigen Leipzigers, der, neben seinen Leinwänden, auch aufgrund seiner großformatigen Wand- und Deckengemälde sowie seiner zahlreichen Bühnenbilder internationale Berühmtheit erlangte. Mit dem Gemälde Abendmahl (1976-79), eine Paraphrase auf Leonardo Da Vincis weltbekanntes Mailänder Fresko, schuf Willikens eine bis heute vielfach reproduzierte Ikone der deutschen Nachkriegskunst.

 

Die in den 1980er Jahren begonnene Serie der Gegenräume diente Willikens als wichtiger Impuls für die seit 2001 daran anknüpfenden Cuts. Die hohen, lichten Hallen und Enfiladen der monumentalen Gegenräume sind in der Werkreihe der Cuts zu schmalen Anschnitten verdichtet. Sie zeigen Details phantastischer Architektur, die mittels Zuspitzung der perspektivischen Konstruktion eine andere, abstrahierte Wirkung von Raum erzeugen.

 

Inhaltlich wie auch technisch unterscheidet sich die seit 2009 bearbeitete Serie Floß, Atelier-Interieur deutlich von den vorherigen Werkreihen. Erstmalig verwendete Willikens nicht erdachte Architektur, sondern führte mit seinem eigenen Atelier einen realen und sehr persönlichen Raum in seine Malerei ein. Fertige Leinwände werden zunächst an der mit Arbeitsspuren bedeckten Atelierwand fotografiert und dann ein sorgsam ausgewählter Ausschnitt der Aufnahme als Print auf Leinwand überführt, um wiederum teilweise übermalt zu werden. Resultat ist ein "Spiel mit den Illusionsebenen" (Walter Grasskamp) und eine spannende Weiterführung früherer Serien, die darin zitiert und in einen neuen Kontext gesetzt werden.