Ein fantastisches Leben

ERNST FUCHS ist Mitbegründer und einflussreichster Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Die teils apokalyptischen Sujets sind von Traumvisionen, antiken Mythen und religiösen Stoffen beeinflusst. In der Malweise fühlt man sich den Alten Meistern und ihrer technischen Perfektion verpflichtet.

 

 

ERNST FUCHS ist Mitbegründer und einflussreichster Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Die teils apokalyptischen Sujets sind von Traumvisionen, antiken Mythen und religiösen Stoffen beeinflusst. In der Malweise fühlt man sich den Alten Meistern und ihrer technischen Perfektion verpflichtet.

Ernst Fuchs (1928 Wien – 2015 Wien) entdeckt früh seine künstlerische Ader. 1946 beginnt er ein Kunststudium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, 1949 hat er seine erste Einzelausstellung in Paris – wohin er dann für zwölf schaffensreiche Jahre seinen Wohnsitz verlagert. Mangels Atelier malt er nachts in den Kneipen von St.Germain des Près. Bald kennt man den jungen Mann dort, dessen Arbeiten auch berühmten Künstlern wie Jean Paul Sartre, Jean Cocteau und Salvador Dalí gefallen. Für seinen Freund Dalí kreierte Ernst Fuchs übrigens die Kühlerfigur für dessen Straßenkreuzer, die heute im Entré des Dali Museum in Figueras zu bewundern ist.

Reisen durch Europa und die USA werden für Ernst Fuchs zur Inspirationsquelle. In Israel macht er sich in einem abgelegenen Kloster mit der Ikonenmalerei vertraut. Dort schuf er auch das Fresko „Das letzte Abendmahl“, an dem er über 40 Jahre malte. In den USA, begegnet er Jazz-Legenden wie Charlie Parker und Dave Brubeck, mit dem er in einem Baumhaus bei Los Angeles wohnt. An der Westcoast wird er dann auch zum Guru einer neuen jungen Kunstszene, zählt auf internationalen Kunstmessen bald zu den Stars. Mit seiner (dritten) Frau Eva-Christina bildet er ein Paar, das zur Stil-Ikone der Sechziger Jahre wird.

Sein Käppi – und ab 1970 auch der goldene Rolls Royce – werden zu Markenzeichen des Künstlers, der auf ein fantastisches Leben zurückblickt und ein Werk von beeindruckender Vielfalt hinterlässt. Der Fokus liegt auf angewandter Kunst, schließlich ging es Ernst Fuchs immer darum, unseren Lebensraum mit kunstvoller Ästhetik, menschenwürdig ein Gesamtkunstwerk zu gestalten. Und so wirkte er nicht nur als surrealistischer Maler und Bildhauer, sondern auch als Architekt und Designer. Er entwarf Bühnenbilder, Möbel, Tapeten und Schmuck, er war Dichter, Komponist und Schriftsteller.

ERNST FUCHS

MOSESBRUNNEN

Bronze, braun patiniert.
H. 185 cm

AUKTION 406 // LOT 816
SCHÄTZPREIS € 150.000 – 180.000

Provenienz: Vom Künstler direkt erworben. Privatsammlung Deutschland

Vergleichsbeispiele im Öffentlichen Raum: Domplatz Wiener Neustadt, Wagner-Villa in Wien, Stadtpark von Bärnbach in der Steiermark. Ausstellung: Hoffnungs(t)raum

Phantastisch – Eine Reise durch die phantastische Kunst. Kunsthalle Leoben 2017.

Danach bis 2022 als Leihgabe im Ernst Fuchs Museum Wien. Wir danken Frau Anni Fuchs für die freundliche Unterstützung bei der wissenschaftlichen Bearbeitung


Einen wunderbaren Eindruck von Schaffen und Gedankenwelt des Künstlers vermittelt die OttoWagner Villa in Wien. Ernst Fuchs hatte das vom Abbruch bedrohte Jugendstil-Juwel 1972 erworben, sodann aufwändig saniert und in eines der schönsten Ateliers Europas mit selbstdesignten Tapeten, Möbeln, Skulpturen, Lustern und Gemälden verwandelt. Berühmte Persönlichkeiten, wie Placido Domingo, Edward Teller, Oskar Werner und Falco wurden hier vom Meister porträtiert. Auch Grace Kelly, Curd Jürgens und Yoko Ono schauten vorbei.

1988 wurde die Wagner-Villa zum Ernst Fuchs Privatmuseum, das eine Retrospektive seines Schaffens von 1945 bis zur Gegenwart zeigt. Kunst ist hier in allen Ecken zu finden. Sie zeugt von einer unglaublichen Schaffenskraft und offenbart die tiefe Faszination des Künstlers für antike Sagen und religiöse Motive. Davon zeugt im Park der Villa auch ein Mosesbrunnen mit der biblischen Person – die Fuchs immer mit Wasser verband – als zentraler Figur. Insgesamt entstanden mehrere, von Ernst Fuchs ganz im Geiste des Phantastischen Realismus erdachte Mosesbrunnen, unter anderem am Domplatz in Wiener Neustadt in Niederösterreich und im Stadtpark von Bärnbach in der Steiermark. ERNST FUCHS ist Mitbegründer und einflussreichster Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Die teils apokalyptischen Sujets sind von Traumvisionen, antiken Mythen und religiösen Stoffen beeinflusst. In der Malweise fühlt man sich den Alten Meistern und ihrer technischen Perfektion verpflichtet.

Vorliegende Mosesbrunnenfigur, 1,85 Meter hoch und aus braun patinierter Bronze, ist eines von insgesamt sechs Exemplaren. Allesamt stellen sie eine Hommage an die Taten des Moses dar – und an Michelangelo: Ausdruck, fülliger Bart und vor allem die Hörner machen sofort klar, dass Ernst Fuchs dessen Moses, eine der bedeutendsten Monumentalstatuen der Kunstgeschichte, beim Schaffensprozess im Sinne hatte. „Dass Ernst Fuchs ein großartiger Bildhauer war, ist unumstritten, mit dieser Brunnenfigur bewies er jedoch seine Meisterschafft auch in der großformatigen Plastik. Während kleine Plastiken von ihm sehr bekannt sind, sind Skulpturen, wie diese Brunnenfigur extrem selten und auf dem Kunstmarkt nicht zu finden“, erklärt NEUMEISTER-Expertin Ipek Blask.

Mosesbrunnen im Park der Otto-Wagner-Villa
(links) und vor dem Dom in Wiener Neustadt.