Karl Hagemeister - Teichlandschaft mit auffliegender Stockente

auction 922, Lot 95

SPECIAL AUCTION Schäfer

on 29 October 2015

Karl Hagemeister

Teichlandschaft mit auffliegender Stockente

estimate:
€ 12.000 to € 18.000

result:
€ 33.020 (incl. 27 % buyer's premium)

description:

Hagemeister, Karl

1848 Werder a. d. Havel - 1933 ebenda

 

Teichlandschaft mit auffliegender Stockente

 

L. u. signiert. Öl auf Lwd. 173,5 x 117,5 cm. Doubliert. Rest. Rahmen.

 

Im Winter 1883/84 folgte Karl Hagemeister einer Einladung seines Künstlerfreundes Carl Schuch nach Paris. Der Kontakt mit der zeitgenössischen französischen Malerei sollte seinen Malstil nachhaltig verändern, seine Palette wurde zunehmend heller und zarter. Hagemeister entwickelte nach seiner Rückkehr in die Heimat - ausgehend von der Kunst der französischen Impressionisten - sukzessive eine selbständige und charakteristische Formensprache. Das Havelland mit seinen Seen, Wäldern und Wiesen sollte zum Hauptbildgegenstand werden.

Erst in späteren Jahren vervollkommnete sich Hagemeisters Malstil, der gekennzeichnet ist durch großzügig kompakte Formgebung und pastos gehaltenen Farbauftrag. Ab Herbst 1892 entstanden im Naturschutzgebiet "Entenfang" großformatige Teich- und Waldlandschaften. Der Künstler äußerte sich zum Entstehungsprozess dieser Gemälde: "Wenn ich in die Natur hinausgehe, [...] so bin ich nicht imstande, mich sofort hinzusetzen zu malen. Ich muß vielmehr immer erst längere Zeit still die Umgebung auf mich wirken lassen und mich ganz mit der Stimmung durchsättigen, die aus der gegenwärtigen atmosphärischen Verfassung sich um mich ausbreitet. Wenn ich dann den Grundton eingesogen habe, so bringe ich ihn als beherrschenden Farbakkord auf die Leinwand. Und diese Grundierung bleibt die Dominante, auf der das ganze Bild aufgebaut wird ..." (zitiert nach Warmt, s. u.). Fritz von Ostini (s. u., S. 19) hebt die Geschwindigkeit des Künstlers beim Schaffen seiner Gemälde hervor: "Das schnelle Tempo ist überhaupt für die spätere Epoche von Hagemeisters Schaffen bezeichnend. Formate bis 1 1/2 Meter Höhe malte er stets in einer Sitzung, die grösseren in zweien. Mehr als 8 Stunden hat er nie an eine solche mächtige Tafel gewendet". Ostinis Katalogeinführung aus dem Jahre 1912 endet mit folgender Würdigung Hagemeisters: " [...] es sind wahrlich nicht allzu viele, die wie er aus innerstem und höchstem Streben heraus und durch die Logik ihrer Entwicklung vom Staffeleibild zur monumentalen Landschaft gekommen sind, wie dieser einsame und klare Geist und starke, selbstherrliche Maler." (ebda., S. 20).

 

Literatur: Galerie Heinemann, München, Aust.-Kat. Karl Hagemeister, Werder", Mai 1912, darin besonders S. 5-20: Ostini, Fritz von, Karl Hagemeister. Zur Sammelausstellung seiner Werke in der Galerie Heinemann, München. - Hendrikje Warmt, Karl Hagemeister, in: Allgemeines Künsterlexikon, Bd. 67. Berlin / New York 2010, S. 410-412.

 

Wir danken Dr. Hendrikje Warmt für die freundliche Unterstützung im Rahmen der Katalogisierung. Das Gemälde ist im in Kürze erscheinenden Werkverzeichnis zum Schaffen Karl Hagemeisters unter WVZ-Nr. G 237 registriert (dort um 1889 datiert).