Gustave Courbet - Gem. Courbet GustaveMeereswogenSchätzpreis vorbehaltlich der abschließenden Bestätigung der Authentizität

auction 357, Lot 493

AUKTION A 357 IN MüNCHEN, BARER STR. 37, AM

on 26 September 2012

Gustave Courbet

Gem. Courbet GustaveMeereswogenSchätzpreis vorbehaltlich der abschließenden Bestätigung der Authentizität

estimate:
€ 60.000 to € 70.000

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result:
€ 44.450 (incl. 27 % buyer's premium)

description:

Courbet, Gustave1819 Ornans - 1877 La-Tour-de-Peilz b. VeveyVor dem Gewitter - Die WelleR. u. signiert. Öl auf Lwd. 49,3 x 65,5 cm. Doubliert.Rest. - Rahmen.Eine Bestätigung der Authentizität des Gemäldes durch Jean-Jacques Fernier (Institut Courbet, Ornans) liegt vor. Fernier datiert das Gemälde in das Jahr 1869.Provenienz: Süddeutsche Privatsammlung."In einem großen leeren Raum drückte ein gigantischer, schmutziger und schmieriger Mann mit einem Küchenmesser Kleckse weißer Farbe auf eine große leere Leinwand. Von Zeit zu Zeit trat er ans Fenster, preßte sein Gesicht gegen die Scheiben und sah in den Sturm hinaus. Das Meer kam so nah, als wolle es gegen das Haus schlagen, das in Schaum und Lärm getaucht war. Das schmutzige Wasser schlug an die Fensterscheiben wie Hagel und triefte an den Wänden herunter. Auf dem Kamin standen eine Flasche Cidre und ein halbleeres Glas. Ab und zu trank Courbet ein wenig davon und kehrte dann wieder zu seinem Bild zurück. Das Werk wurde Die Woge und machte Unruhe in der Welt." (zitiert nach "Courbet und Deutschland". Ausst.-Kat. Hamburg, Kunsthalle, 19. Oktober - 17. Dezember 1978 u. a. Köln 1978, S. 303).Mit diesen Worten schilderte Guy de Maupassant die Entstehung eines der bekanntesten Gemälde Gustave Courbets (La vie dun paysagiste in: "Gil Blas", 28. September 1886): "Die Welle" (bei Maupassant "Die Woge") aus dem Jahre 1869 befindet sich heute im Musée dOrsay, Paris.Im Laufe des Sommers 1869 hatte sich der Künstler in Etretat an der Küste der Normandie niedergelassen. Während seines Aufenthaltes entstanden 1869/70 zahlreiche Wellen- bzw. Wogenbilder, sie befinden sich heute u. a. im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt a. M., in der Bremer Kunsthalle oder in der Berliner Nationalgalerie.In den thematischen Kontext der Wellenbilder ist auch das vorliegende Gemälde einzuordnen, wenngleich hier nicht - wie bei den oben genannten Gemälden - die gischtenden Wogen in erdrückender Dominanz als bedrohliche Urmacht wiedergegeben werden. Stattdessen erfasst Courbet die wenigen, magisch ruhigen Augenblicke, bevor das noch als bleigraue, fast schwarze Wolkenwand heranziehende Gewitter die Kräfte der Natur entfesseln wird. Das Wasser leuchtet trügerisch friedlich - dennoch bereits deutlich bewegt - ein letztes Mal im Sonnenlicht, das durch eine Wolkenlücke auf seine Oberfläche fällt. Eine nahezu bildparallel verlaufende Welle rollt ungebrochen ans Ufer.Courbets Wogenbilder erzielten hohe und höchste Preise - sie kamen dem Interesse der Käufer nach Darstellungen der wild und unkontrollierbar waltenden Urkräfte der Natur entgegen. Für die Zeitgenossen des Künstlers stellten sie dennoch eine ästhetische Provokation dar.In München wurde das Schaffen Gustave Courbets bereits früh verstanden und durch Ausstellungen gewürdigt, 1869 - im Jahr der Entstehung der Mehrzahl seiner Wogenbilder - erhielt er für die Präsentation seiner Gemälde einen eigenen Ausstellungsraum im Glaspalast zur Verfügung gestellt.