Lucas Cranach d. J. - Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige von Sachsen

auction 368, Lot 356

FINE ART & JEWELLERY

on 1 July 2015

Lucas Cranach d. J.

Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige von Sachsen

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€ 30.000 to € 40.000

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€ 38.100 (incl. 27 % buyer's premium)

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Cranach d. J., Lucas

1515 Wittenberg - 1586 Weimar, Werkstatt

 

Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige von Sachsen

 

(1503-1554). Brustbild nach rechts mit federgeschmücktem Barett und pelzverbrämter Schaube. Die Hände übereinander gelegt. L. M. mit der geflügelten Schlange bezeichnet. Öl auf Holz. 64 x 48,5 cm. Min. besch. Rest. Rahmen.

 

Kurfürst Johann Friedrich setzte sich bereits früh für die Reformation ein und war schon als Kurprinz im Auftrag seines Vaters in Verhandlungen mit dem Kaiser und den Reichsständen auf evangelischer Seite tätig. Er widmete sich nach seinem Amtsantritt im Jahre 1532 verstärkt dem Ausbau der evangelischen Landeskirche. 1548 richtete er in Jena ein Akademisches Gymnasium zur Theologenausbildung ein, das 1557 in den Rang einer Universität erhoben wurde.

Johann Friedrich - ein früher Anhänger der Lehren Martin Luthers - gilt als großer Gönner des Reformators. Sein religiöser Eifer und die Beharrlichkeit im Durchsetzen der Reformation stehen in deutlichem Gegensatz zu Johann Friedrichs politischer Schwäche. Von Kaiser Karl V. wurde 1546 die Reichsacht über ihn verhängt, um eine weitere Solidarisierung der evangelischen Reichsfürsten mit den Landesherren Sachsens und Hessens zu verhindern. Diese führten den Schmalkaldischen Bund, den Zusammenschluss der reformierten Kräfte, an. 1547 verlor er den Schmalkaldischen Krieg, wurde von einem Kriegsgericht vorübergehend zum Tode verurteilt, schließlich verzichtete er in der "Wittenberger Kapitulation" auf die Kurfüstenwürde. Sein Beiname "der Großmütige" bezieht sich auf sein Verhalten in dieser Zeit. Die politische Führung des deutschen Protestantismus war durch diese Ereignisse deutlich geschwächt. Johann Friedrich hielt dennoch weiter an seiner Überzeugung in religiösen Belangen fest.

 

Das vorliegende großformatige Bildnis greift einen Porträttypus auf, der von Lucas Cranach d. Ä. in den 30er Jahren entwickelt wurde. Außer mit der Darstellung Johann Friedrichs als Kurprinz (1531) des Pariser Louvre ist das vorliegende Porträt eng verwandt mit dem Berliner Bildnis des Kurfürsten (um 1532-35; Gemäldegalerie Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz). Sehr nahe steht es auch einem ehemals (1932) in der Berliner Galerie van Diemen angebotenen und 2006 bei Christies London versteigerten Porträt des Kurfürsten (um 1535; vgl. Auktion Christies, London, 6. Juli 2006, Kat.-Nr. 66).

 

Michael Hofbauer verweist in seinem Schreiben auf den Umstand, dass der vorliegende Porträttypus über Jahre hinweg verwendet und lediglich bezüglich Details verändert wurde. Ein stilistischer Vergleich mit dem 1549 datierten Bildnis einer sächsischen Prinzessin (Christies New York, 31. Januar 1997, Kat.-Nr. 108 [als Werk Lucas Cranachs d. J.] und einem 1548 datierten Männerbildnis (Sothebys New York, 26. Januar 2012, Kat.-Nr. 102 [als Werk Lucas Cranachs d. J.]) lässt Hofbauer zu dem Schluss kommen, dass das vorliegende Bildnis des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen zwischen 1546 und 1550 entstanden sein sollte.

 

Vgl. Friedländer, Max J. / Rosenberg, Jakob, The Paintings of Lucas Cranach. London 1978, S. 135, WVZ-Nr. 334 (das Gemälde des Louvre) und 335 (das Porträt der Gemäldegalerie Berlin und Hinweis auf das bei van Diemen angebotene Bildnis).

 

Provenienz: Sammlung Willy Sachs, Schweinfurt (bis 1945). - Central Collecting Point München (Nr. 15899). - 1948 Restitution des Gemäldes an Willy Sachs. - Sammlung Ernst W. Sachs, München. - Süddeutsche Privatsammlung.

 

Stellungnahmen: Schreiben Prof. Dr. Dieter Koepplin, Basel, 1. Juni 2012, auf Basis von Fotografien. Dort Datierung des vorliegenden Gemäldes auf nach 1537. - Stellungnahme Dr. Michael Hofbauer, Heidelberg, 28. April 2015 (per E-Mail), nach Prüfung des Originals. Das vorliegende Gemälde wird im "Corpus Cranach" mit der vorläufigen Werkverzeichnis-Nummer CC-POR-300-015 geführt.

 

Eine Stellungnahme des Artloss Register, London, 8. Juni 2012, liegt vor.