TITELKAMPF


Die Umbenennung von Kunstwerken mit diskriminierenden Titeln erregt die Gemüter. NEUMEISTER geht mit dem Thema sensibel um.

 

Es ging unlängst durch die Medien: Wegen rassis - tischer oder anderweitig diskriminierender Begriffe benennen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) ihre Kunstwerke um. Nach Angaben des sächsischen Kulturministeriums werden die Objektbeschreibungen in der SKD-Datenbank hinsichtlich diffamierender Titel und diskriminierender Kommentare durchforstet. Im Zuge dessen wurden Worte wie „Mohr“ aus Werkbezeichnungen entfernt. Bislang sollen etwa 150 Objekttitel umformuliert worden sein. 

Falls ein Titel trotz dessen problematischer Inhalte erhalten bleibt, so würden die SKD diesen in Anführungszeichen setzen und mit dem Hinweis „historischer Titel“ versehen – etwa, wenn es sich um einen von einem Künstler vergebenen Originaltitel handelt oder die Bezeichnung durch historische Inventare, Beschriftungen oder Kataloge fest verankert sei. Grundsätzlich würden jedoch keine historischen Informationen oder Titel getilgt, hieß es. 

Auch eines der berühmtesten Exponate im Grünen Gewölbe trägt nun einen neuen Namen: Der „Mohr mit der Smaragdstufe“ wurde in „**** mit der Smaragdstufe“ umbenannt – was einige Medien als Vorlage nahmen, um kuratorischen Sprachgebrauch teils süffisant zu thematisieren. Weit über Sachsen hinaus entbrannte ein kulturpolitischer Streit um Kunst und Sprache – ein Titelkampf

 

 

EIN PAAR SOG. MOHRENBÜSTEN
Italien, 19./20. Jh.

Schwarzer und weißer Marmor.
Eingezogener, gestufter Sockel aus rötlich-grauem Marmor.
H. 88 cm

AUKTION 407 // LOT 95
SCHÄTZPREIS € 14.000 –16.000

 

Auch NEUMEISTER wird im Zuge der kunsthistorischen Beschäftigung mit Auktionsobjekten immer wieder mit Bezeichnungen von Kunstwerken konfrontiert, die aus heutiger Sicht politisch nicht korrekt sind. Beispiele dazu finden sich auch in der Winterauktion. Zur Versteigerung kommt unter anderem ein Paar „Mohrenbüsten“, ein hochdekoratives, in Monumentalität und durch den Kontrast von weißem und schwarzem Marmor beeindruckendes Büstenpaar, das in Italien wohl an der Wende zum 20. Jahrhundert entstanden ist. Dann ist da noch das Gemälde von Richard Borrmeister aus dem Jahr 1920. Es zeigt einen – bekleideten – „Haremswächter“ mit nackter, blonder, junger, offensichtlich ängstlicher Frau und spiegelt die Stereotypen orientalistischer Kunst jener Zeit wider. Es sollte 100 Jahre bis zur Metoo-Debatte dauern. 

 

 

RICHARD BORRMEISTER
1876 Gevelsberg  – 1938 Nürnberg

„DER HAREMSWÄCHTER“

Öl auf Leinwand.
78,5 × 66,5 cm

AUKTION 407 // LOT 540
ERGEBNIS € 4.030 (inkl. 30 % Käuferaufgeld)

 

„Wir gehen mit dieser Thematik bei NEUMEISTER seit jeher sehr sensibel um. Es gibt nachvollziehbare Gründe für die Umbenennung von Kunstwerken wegen möglicher rassistischer oder sonstiger diskriminierender Begriffe und daher bezeichnen wir solche Werke oft auch mit ,sogenannt‘ oder setzen sie in Anführungszeichen. Allerdings wirft eine komplette Umbenennung aus kuratorischer Sicht auch Problematiken auf, insbesondere hinsichtlich der Provenienzforschung: Wenn historische Titel getilgt und durch neue ersetzt werden, sind manche Kunstwerke einfach nicht mehr auffindbar. Und das würde die kuratorische Arbeit erschweren, teils sogar gänzlich unmöglich machen“, so NEUMEISTER Expertin Dr. Bettina Schwick.

HIGHLIGHTS AUKTION SCHMUCK 

7. DEZEMBER, ca. 15.30 UHR