EDITORIAL
„Ich gedenke mir einen Palast zu bauen, der das Dagewesene in den Schatten stellen wird", kündigte Franz von Lenbach 1885 an. Wenige Jahre später bezieht der Malerfürst dann auch eine prachtvolle Atelier-Villa am Münchner Königsplatz. Heute ist die Künstlerresidenz ein Museum von Weltrang, fokussiert auf Werke des Blauen Reiter und Gegenwartskunst. Wie die zur Schau gestellten Arbeiten steht das Gebäude, das nur einen kurzen Spaziergang von NEUMEISTER liegt, im Spannungsfeld von Tradition und Moderne. Dass man dabei sowohl hinsichtlich des Sammlungskonzeptes und der Architektur ganz bewusst und mit großer Lust klare Kante zeigt und gerne aneckt, verdeutlicht unsere (Foto-)reportage auf den nächsten Seiten. Allgegenwärtig ist dabei Gabriele Münter, durch deren Schenkung das Lenbachhaus in den 1950er Jahren in den Besitz der weltweit größten Sammlung zur Kunst des Blauen Reiter kam. Wir gehen der besonderen Beziehung des Hauses zu dieser lange unterschätzten Künstlerin nach, folgen Gabriele Münters Spuren und richten den Blick auf ihr Gemälde „Tigerlilien“, das zu den Top-Lots der Herbstauktion zählt.
Murnau und Worpswede, Pont-Aven und Provence. Bis heute geht von Orten, in denen Künstler*innen Gruppen oder Kolonien bildeten, eine ganz eigene Strahlkraft aus. Wie diese Orte in die Kunst wirkten, zeigen auch mehrere Arbeiten, die in der Herbstauktion zum Aufruf kommen. Neben Gabriele Münters Tigerlilien sind dies unter anderem außergewöhnliche Gemälde von Otto Modersohn, Henry Moret und Achille Laugé.
Weshalb es sich lohnt, solche oder andere Kunstwerke bei einer Auktion zu erwerben? Meist geht um persönliche Vorlieben, ums Investment oder um beides. Und dann ist da noch dieser subtile Trieb, Kunst in einer Sammlung zusammenzuführen. Wir wissen, wovon wir sprechen, denn bedeutende Sammler kaufen bei NEUMEISTER ein, umgekehrt vertrauen sie bzw. ihre Nachkommen uns Schätze an, die in einem Leben zusammengetragen wurden. In der Herbstauktion kommen nun gleich mehrere hochkarätige Sammlungen zum Aufruf. Barocke Zeichnungen und Bozzetti stammen aus der Sammlung von Wolfgang Trauwitz, meisterliche gotische Skulpturen, Barockmöbel und Gemälde aus dem Nachlass Adam Sieders. 60 Positionen – vorwiegend Meissen, 18. Jh. – gelangten aus der beachtlichen Porzellansammlung eines hessischen Kunstfreundes in die Barer Straße, Highlights sind eine AugustusRex-Vase und Service-Bestandteile aus dem „Brühlschen Allerlei“. Abgerundet wird das Angebot durch Dutzende hochwertiger Ikonen aus einer süddeutschen Privatsammlung.
Echte Raritäten dürften die Herzen von Kunstfreund*innen ebenfalls höher schlagen lassen, darunter ein Gemälde Joseph Stielers aus dem Besitz der Nachfahren des Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling und eine Moses-Skulptur von Ernst Fuchs, die in dieser Größe nur sehr selten in den Kunsthandel gelangt. Ein wahrhaftes Liebhaberstück ist ein Brief, der von Madame de Pompadour eigenhändig verfasst wurde.
Neuland beschreitet NEUMEISTER mit der Versteigerung eines Bildnisses, das Professor Wolfgang Martin Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, mittels Künstlicher Intelligenz geschaffen hat. „Also sprach Zarathustra“ heißt das farbenfrohe Werk – und man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass diese Arbeit für Gesprächsstoff sorgen wird.