Joseph Stieler - Maximilian II. von Bayern als Kronprinz
Auktion 406, Kat.-Nr. 656
HERBSTAUKTION 28. UND 29. SEPTEMBER
am 28. September 2022
Joseph Stieler
Maximilian II. von Bayern als Kronprinz
Differenzbesteuerung
Joseph Stieler
1781 Mainz - 1858 München
Maximilian II. von Bayern als Kronprinz
(1811 München - 1864 ebenda). Öl auf Lwd. 73 x 59 cm. Doubliert. Min. rest. Rahmen min. besch. (96 x 81,5 cm).
"Ja, das ist Er, sagte ich, der herrliche Kron-Prinz in der ganzen geistvollen Liebenswürdigkeit seines Wesens, festgehalten im Act des schnellfaßenden Denkens, wie ich Ihn in den schönsten und begeistertsten Momenten gesehen - und dieses lebensvolle auch als Kunstwerk bewundernswerthe Bildniß werde ich besitzen als Geschenk Seiner Huld (.)", schreibt Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling in einem Brief vom 9. August 1843 an den Kronprinzen Maximilian von Bayern und es ist davon auszugehen, dass er zuvor vorliegendes Gemälde als Geschenk erhalten hatte.
Schelling war im Dezember 1835 Lehrer des Kronprinzen in Philosophie geworden - der Beginn eines innigen und sich gegenseitig überaus schätzenden Verhältnisses, wovon der rege Briefwechsel über einen Zeitraum von 18 Jahren (27. Juli 1836 bis 21. Mai 1854) und eben auch dieses Bildnis zeugen.
Maximilian, 1848 bis 1864 König Maximilian II. von Bayern, erwarb seine größten Verdienste als Förderer der Wissenschaften und Künste. Er berief bedeutende Professoren und festigte den Ruf Münchens als Universitätsstadt. Insbesondere bemühte er sich um die Geschichtswissenschaft, u. a. durch die Gründung Historischer Seminare an den Landesuniversitäten.
Den technischen Neuerungen seiner Zeit war er stets aufgeschlossen und die Linderung sozialer Nöte waren ihm ein großes Anliegen. Maximilian stand in regelmäßigem Austausch mit der geistigen Elite, neben Schelling z. B. mit Justus von Liebig oder Paul Heyse. Er gründete das Bayerische Nationalmuseum und das Maximilianeum mit seinen Stipendien für Hochbegabte oder die Maximilianstraße in ihrem so eigenen Baustil, dem "Maximilianstil", verweisen noch heute auf ihren königlichen Namensgeber.
Ganz bewusst lässt sich der Kronprinz auf diesem Geschenk für seinen Lehrer und Freund Schelling nicht wie auf dem vergleichbaren Bildnis von 1837 in Uniform (vgl. WVZ-Nr. 176), sondern in Zivil darstellen. Hierzu Schelling aus genanntem Brief von 1843: "... so will Er auch, daß ich in dem Bildniß nicht den Kron-Prinzen, sondern den geistig zu mir Redenden, geistig Befreundeten sehe (.)."
König Maximilian II. von Bayern, Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling und nicht zu vergessen der Künstler Joseph Stieler: Drei große Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts finden sich in diesem Bildnis vereinigt. Ein bedeutendes und sprechendes Zeugnis seiner Zeit mit lückenloser Provenienz, wie man es nur selten auf dem Kunstmarkt finden kann.
Gutachten Dr. Ulrike von Hase-Schmundt, München, vom 18. August 2022.
Provenienz: Geschenk des Kronprinzen an seinen Lehrer für Philosophie Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. - Seither im Besitz der Nachfahren Schellings.
Literatur: Trost, Ludwig / Leist, Friedrich (Hg.), König Maximilian II. von Bayern und Schelling. Briefwechsel. Stuttgart 1890.
Vgl. Hase, Ulrike von, Joseph Stieler. 1781-1858. München 1971, WVZ-Nr. 176.